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Gefährliches Geheimnis

Gefährliches Geheimnis

Titel: Gefährliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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dankend ab und setzte sich, dankbar, dass Runcorn da war und sich Zeit für sie nahm.
    Pünktlich nach zehn Minuten wurde sie zu einem frisch rasierten Runcorn geführt, der hinter einem sauberen Schreibtisch saß. Die Rasur war offensichtlich nicht ihretwegen geschehen, aber das Aufräumen des Tisches möglicherweise schon.
    »Guten Morgen, Mr. Runcorn«, sagte sie und schluckte
    ihre Nervosität hinunter. »Vielen Dank, dass Sie mich so schnell empfangen. Wie Sie wissen, verläuft der Prozess gegen Dr. Beck zu seinen Ungunsten. Ich habe mehrere Jahre an seiner Seite gearbeitet, und ich glaube, dass es noch mehr zu erfahren gibt, als wir bisher wissen, und dass der Künstler Argo Allardyce zumindest zum Teil mit drinsteckt. William ist in Wien, um etwas über Max Niemann herauszufinden. Ich würde gerne Argo Allardyce noch einmal nachgehen.« Sie hatte so schnell gesprochen, dass er sie gar nicht unterbrechen konnte, aber er hatte es auch nicht versucht, und das überraschte sie. Er machte ein trauriges Gesicht, als hätte die Art, wie die Beweisaufnahme bislang lief, auch ihm zugesetzt. Er hatte nicht gewollt, dass Kristian schuldig war, er war nur zwangsläufig zu diesem Schluss gekommen.
    »Allardyce war den ganzen Abend in Southwark, Mrs. Monk«, sagte Runcorn kläglich. »Hat ein Bild, das es beweist, obwohl es mir gefallen würde, wenn dem nicht so wäre.«
    Sie musste ihre Worte sehr sorgfältig wählen. Vor einem Monat noch wäre sie entzückt gewesen, ihn hinters Licht zu führen. Jetzt verabscheute sie ihre Notlage. Sie runzelte die Stirn und sah ihn zweifelnd an. »Beweist es das wirklich?«
    »Oh, er ist es, eindeutig«, antwortete Runcorn. »Und es ist eindeutig das Bull and Half Moon. Der Wirt erinnert sich, dass Allardyce dort war, er kennt ihn gut.«
    Es gelang ihr, ein zweifelndes Gesicht zu machen. »Ich glaube trotzdem, dass er etwas mit den Morden zu tun hat«, beharrte sie, »auf die eine oder andere Art. Wenn Dr. Beck Elissa umbringen wollte, hätte er das doch wohl kaum im Haus eines Fremden getan!«
    »Morde sind oft nicht vernünftig«, sagte er traurig.
    Sie blieb sitzen. »Ihr Sergeant war so nett, mir eine Tasse Tee anzubieten, und ich fürchte, ich war so erpicht darauf, Sie zu sehen, dass ich ablehnte. Könnte ich wohl …?«
    Er war froh über die Chance, etwas für sie tun zu können. »Natürlich.« Er stand sofort auf. »Bleiben Sie nur hier sitzen, ich lasse Ihnen eine Tasse hochbringen.«
    »Vielen Dank«, nahm sie sein Angebot mit einem kleinen Lächeln an.
    Er ging nach draußen, und sie trat sofort hinter seinen Tisch und zog die oberste Schublade auf. Darin waren nur Bleistifte und leere Blätter. In der zweiten waren ordentlich geschriebene Berichte. Sie war verzweifelt, wollte nicht herumkramen. Er hatte von dem Bild gesprochen. In welche Richtung hatte er dabei geschaut? Sie hatte nur wenige Augenblicke, bis er zurückkam.
    Dritte Schublade … nichts. Sie drehte sich zu dem Regal neben dem Tisch um, griff nach zwei Büchern, die dort lagen. Da war sie! Eine Skizze einer Gruppe von Männern, die um einen Tisch saßen. Sie schnappte sie sich und schob sie unter ihre Jacke, als sie auch schon Runcorns Hand am Türknauf hörte. Sie hatte keine Zeit, sich wieder zu setzen, also ging sie auf ihn zu, als wäre sie aufgestanden, um ihm die Tasse abzunehmen.
    »Vielen Dank!«, sagte sie mit mehr Dankbarkeit dafür, dass er sie nicht erwischt hatte, als für den Tee. »Ich habe gar nicht gemerkt, dass mir so kalt war und ich solchen Durst hatte. Das ist sehr freundlich von Ihnen.«
    Er lief leicht rot an. »Es tut mir Leid, dass es nicht gut läuft für Dr. Beck. Ich wünschte, es gäbe …«
    »Natürlich«, stimmte sie ihm zu, setzte sich wieder und trank ihren Tee. »Aber an den Beweisen lässt sich nicht rütteln, ich weiß das. Ich hoffte einfach nur. Das war dumm von mir.« Da sie um den Tee gebeten hatte, war sie
    gezwungen, so lange zu bleiben, bis sie ihn getrunken hatte. Sie hatte Angst, er würde auf die Idee kommen, die Skizze hervorzuholen, um ihr zu beweisen, dass Allardyce tatsächlich darauf zu sehen war. »Ich möchte Ihre Zeit nicht länger in Anspruch nehmen«, sagte sie und trank in hastigen Schlucken. »Sie waren sehr geduldig mit mir. Ich nehme an, es besteht keine Möglichkeit, dass die Morde etwas mit dem Glücksspiel zu tun hatten?«
    »Ergibt keinen Sinn, Mrs. Monk«, sagte er bedauernd.
    »Nichts würde ich lieber tun, als ein paar von denen aufzuknüpfen,

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