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Gefährliches Geheimnis

Gefährliches Geheimnis

Titel: Gefährliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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wenige Schritte vor ihr. Er musste in ihrem Gesicht sehen, dass sie wusste, dass er gelogen hatte.
    »Wer sind Sie?«, wollte er wissen. Seine Stimme war rau und wütend. Oder voller Angst, weil auch er in gewisser Weise in die Enge getrieben worden war.
    »Warum stellen Sie Fragen über mich? Ich habe Elissa nicht umgebracht, und auch Sarah nicht!«
    »Sie haben gelogen!«, beschuldigte sie ihn. »Sie haben gesagt, Sie wären hier gewesen, aber Sie waren gar nicht hier. Warum haben Sie nicht die Wahrheit gesagt, wenn Sie die beiden nicht umgebracht haben?« Sie bewegte sich immer noch von ihm weg, und er folgte ihr.
    »Weil ich Angst hatte, man würde mich trotzdem beschuldigen!« Seine Stimme war scharf und spröde. »Ich war in der Acton Street in der Spielhalle, und eine der Frauen, die ich zeichnete, war wütend darüber. Ihr Mann machte eine schreckliche Szene, und sie haben ihn bewusstlos geschlagen. Die Frau folgte mir nach draußen und riss mir die Zeichnungen praktisch aus den Händen.«
    Mit einer Mischung aus Entsetzen und Erregung begriff Hester, dass er von Charles und Imogen sprach. Es war kein Beweis seiner Unschuld, aber es war zumindest die Wahrheit.
    Sie schluckte. »Wie sah sie aus, die Frau?« Er stutzte. »Was?«
    »Wie sah sie aus?« Sie schrie ihn fast an.
    Der kalte Nebel wirbelte in dichteren Schwaden um sie, und das Dröhnen eines Nebelhorns drang vom Fluss herüber, fast unmittelbar gefolgt von einem zweiten.
    »Dunkel«, sagte er. »Hübsch. Weiche Züge.«
    Das reichte. Imogen. »Und wo sind Sie dann hingegangen?«, wollte sie wissen und machte einen weiteren Schritt von ihm weg. Jetzt war sie im Dunkeln und er stand unter dem Licht. Sie sah, dass ihm feuchte Tröpfchen an Haar und Haut klebten.
    »Nicht in die Acton Street!«, rief er. »Ich nahm einen Hansom und fuhr nach Canning Town und kam erst am Morgen zurück.«
    »Warum haben Sie gelogen, wenn Sie das beweisen können?« Er kam immer näher. Waren all die Worte nur ein Ablenkungsmanöver, würde er sich, wenn er nah genug war und sie nicht auf der Hut, auf sie stürzen und ihr in einem einzigen Augenblick mit einem heftigen Schmerz, einem Knacks, den Hals brechen? Sie wirbelte
    herum, nahm ihre Röcke hoch und lief so schnell sie konnte in den finsteren, dichten Nebel hinein. Ihr Herz klopfte gewaltig, sie bekam fast keine Luft mehr, ihre Schritte klangen gedämpft. Sie hatte keine Ahnung, in welche Richtung sie lief. Sie stolperte über den Bordstein einer Querstraße und taumelte weiter, verlor fast das Gleichgewicht und streckte die Arme aus, um nicht der Länge nach hinzuschlagen.
    Neben ihr war ein Schnauben zu hören, ein Pusten, und sie unterdrückte einen Schrei. Sie sprang nach vorne und lief direkt in ein Pferd hinein. Es stieg hoch, und im nächsten Augenblick schrie eine Männerstimme wütend auf.
    »Albert!«, rief sie so laut wie möglich.
    »Ja, Miss! Wo sind Sie?«
    »Hier! Ich bin hier!«, schluchzte sie, kroch an dem Pferd vorbei, tastete nach der dunklen Kutsche und versuchte, den Schlag zu öffnen. »Fahren Sie mich nach Hause! Wenn Sie den Weg erkennen können, bringen Sie mich zurück in die Grafton Street, aber beeilen Sie sich! Weg von hier, bitte!«
    »Ja, Miss, keine Sorge«, sagte er ruhig. »Sobald wir vom
    Fluss weg sind, wird’s besser.«
    Sie stürzte sich in die Kutsche und schlug den Schlag hinter sich zu.
    Sie waren schon über die Brücke und kamen allmählich in klare Luft, als ihr einfiel, den Kutscher zu bitten, am Polizeirevier vorbeizufahren, damit sie Runcorn eine Nachricht hinterlassen und ihm mit einer Entschuldigung die Zeichnung zurückgeben konnte.
    In Wien verabschiedete Monk sich bei einem sehr zeitigen
    Frühstück von Ferdi und dankte ihm für seine unschätzbare Hilfe und seine Freundschaft.
    »Oh, das war doch nichts«, sagte Ferdi ziemlich lässig, aber er ließ Monk keinen Moment aus den Augen, und seine hellen Wangen zierten tiefrote Flecken. »Es war ziemlich wichtig, nicht wahr?«
    »Ja«, gab Monk ihm Recht, »wirklich sehr wichtig.«
    »Werden Sie … werden Sie mir schreiben und mir erzählen, was mit Dr. Beck passiert ist?«, fragte Ferdi.
    »Ich … ich würde es gerne wissen.«
    »Ja, das mache ich«, versprach Monk, obwohl er bereits fürchtete, dass es unerfreuliche Nachrichten sein würden und er die richtigen Worte finden musste, um es so zu formulieren, dass es den Jungen nicht mehr als nötig aufregte.
    Ferdi lächelte. »Vielen Dank. Ich habe keine Karte,

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