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Gefährliches Geheimnis

Gefährliches Geheimnis

Titel: Gefährliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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den Mut haben, selbst nach einer Gelegenheit zu greifen?«
    »Sie haben eine böse Zunge, Sir«, sagte der Mann mit einem Anflug von widerwilliger Bewunderung in der Stimme. Er beäugte Monk von oben bis unten, schätzte
    sein Vermögen, seine körperliche Stärke und seine Flinkheit ein. Ein Funke Interesse leuchtete in seinen Augen auf. »Aber ich sehe keinen Grund, warum Sie nicht für eine Weile reinkommen und den Nachmittag in angenehmer Gesellschaft verbringen sollten. Sehen, ob Sie die gleichen Vorstellungen vom Leben haben wie wir.«
    Eine Idee, die in Monks Hinterkopf gelauert hatte, nahm plötzlich Gestalt an. Er wurde unter die Lupe genommen, ob er in Zukunft als potenzielles Disziplinierungsinstrument dienen konnte. Er würde mitspielen. Er lächelte den Mann an und sah ihm unverwandt in die Augen.
    »Vielen Dank«, sagte er leise. »Sehr höflich von Ihnen.« Der Mann führte ihn in einen großen Raum,
    möglicherweise waren es früher einmal zwei gewesen, die
    zusammengelegt worden waren. An einigen der etwa ein halbes Dutzend Tische standen Stühle, andere hatten nur Platz zum Stehen drumherum. Es waren bereits mindestens zwanzig Personen anwesend. Niemand achtete auf Monk. Die Blicke der Spieler waren auf die Würfel und die Karten gerichtet. Niemand sprach. Außer dem leisen Schlagen der Karten auf dem Fries und dem schwachen Klopfen der fallenden Würfel war es sehr still. Man hörte kaum das Rascheln von Seide- oder Taftröcken und das Knarren der Korsettstangen, wenn sich jemand ein wenig weiter vorbeugte.
    Dann gewann jemand, und es gab Beifall. Verlierer wandten sich ab, die Gesichter zornerfüllt. Unmöglich, zu sagen, wie viel sie verloren hatten und ob sie es sich leisten konnten oder ruiniert waren.
    Das Spiel wurde wieder aufgenommen, die Spannung stieg.
    Monk sah in die Gesichter – Augen, die auf das Spiel gerichtet waren, hier und da zusammengebissene Zähne.
    Er sah einen Mann mit einem leichten Zucken in der Schläfe und bemerkte, dass dessen Knöchel ganz weiß waren, als die Karten umgedreht wurden. Ein anderer zappelte leise herum, hätte gerne mit den Finger auf die Tischkante getrommelt, hielt sie aber nur dicht darüber. Seine Schultern wirkten wie zementiert, hochgezogen und völlig steif.
    Monk richtete seine Aufmerksamkeit auf eine Frau etwa Mitte dreißig mit einem spitzen, hübschen Gesicht und blondem Haar, das ihr ein wenig zu straff aus dem Gesicht gekämmt war. Sie atmete kaum, während die Würfel rollten und liegen blieben. Sie gewann, und Freude erleuchtete ihre Augen, ein Leuchten, das eher einem Fieber glich. Sie spielte gleich weiter, ließ den Würfel vier Mal von einer Hand in die andere rollen, bevor sie darauf blies und sie warf.
    Monk merkte, dass der Mann von der Tür ihn beobachtete. Er musste spielen. Der Himmel mochte ihm beistehen, dass er so viel gewann, dass er ein oder zwei Stunden bleiben konnte. Er verließ den Tisch mit den Würfeln. Er erinnerte sich nicht, ob er jemals Karten gespielt hatte. Und er konnte es sich nicht leisten, sich zum Narren zu machen, indem er Unwissenheit an den Tag legte. An diesem Ort hier gab es keine Gnade. Ein kurzer Blick in die Gesichter machte deutlich, dass alle im Raum von dem Spiel – gewinnen oder verlieren – besessen waren. Geld verkörperte den Sieg, es stand für die nächste Chance zu spielen und nicht für das, was es war oder was man damit kaufen konnte.
    Er sah zwanzig Minuten dem Kartenspiel zu, und dann wurde er eingeladen mitzuspielen und nahm ohne nachzu- denken an. Die erste Runde gewann er, bevor er mit einem frostigen Rieseln durch seinen Körper merkte, wie leicht es war. Eine altvertraute Aufregung prickelte in ihm. Es war
    die Erregung, zu gewinnen, verstärkt noch durch die Gefahr, zu verlieren. Es war, wie ein wenig zu schnell an der weißen Brandung entlangzugaloppieren, wo das Meer aufs Land trifft, den Wind und die Gischt im Gesicht zu spüren und zu wissen, dass man sich, wenn man stürzte, die Knochen brechen oder womöglich sogar sterben konnte.
    Er spielte noch eine Runde und noch eine und gewann. Inzwischen war er um zehn Guineen reicher als zuvor, das war mehr als das Monatsgehalt eines Polizisten. Er stand auf und entschuldigte sich. Er hatte mehr getan, als sich einzuführen. Er war hier, um etwas über Elissa Beck in Erfahrung zu bringen, nicht um sein Vermögen zu vergrößern. Kristian hatte sie vielleicht umgebracht und würde dafür gehängt werden! Irgendjemand hatte es

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