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Gefährliches Geheimnis

Gefährliches Geheimnis

Titel: Gefährliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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getan! Und auch die arme Sarah Mackeson. Hier ging es um Leben oder Tod. Das Geld lenkte ihn nur ab; zu gewinnen oder zu verlieren, weil ein Stück bedruckter Karton umgedreht wurde, war idiotisch!
    Aber es war ungewöhnlich schwer, mit einem der Spieler ein vernünftiges Gespräch zu führen. Es ging nur um das Spiel. Sie sahen einander kaum an. Man hätte neben seinem eigenen Bruder oder seiner Schwester stehen und ihn oder sie nicht bemerken können, während alle auf das nächste Spiel warteten.
    Auf diese Weise wurde Monk auf die Frau am Tisch zu seiner Linken aufmerksam. Ihr weiches, dunkles Haar und ihr schlanker, vor Eifer leicht vorgebeugter Körper erinnerten ihn wieder an den Grund für sein Hiersein. Sie war völlig in das Spiel vertieft, hatte die Augen unver- wandt auf den Würfel gerichtet und die Hände zu Fäusten geballt, so dass die Nägel in die Handflächen schnitten. Für einen kurzen Augenblick hätte es auch Elissa Beck sein können. Sie hatte etwas Vertrautes an sich, und er konnte nicht anders, als sie anstarren und den Augenblick
    der Freude mit ihr teilen, als sie gewann. Ihr Gesicht war gerötet vor Aufregung. Sie schien vor Leben zu pulsieren, als könnte ihre Energie den ganzen Raum füllen. In ihr brannte ein Feuer, das sie schön machte.
    Er sah sie noch einmal spielen und wieder gewinnen.
    »Spielen Sie gegen sie!«, sagte eine Stimme von hinten. Monk drehte sich um und sah den Mann, der ihn eingelassen hatte. »Machen Sie schon!«, wurde er mit einem zahnlückigen Lächeln gedrängt. »Tun Sie dem Haus etwas Gutes! Sie können beide gewinnen.«
    »Kommt sie oft hierher?«, fragte Monk schnell.
    Der Mann verzog das Gesicht. »Verdammt zu oft. Ich würde dafür sorgen, dass sich die Mühe für Sie lohnt, sie zu schlagen. Ich habe Sie beobachtet. Sie sind gut. Sie könnten es schaffen. Dann würde sie für ein oder zwei Monate woanders hingehen.«
    Monk beschloss, die Rolle zu übernehmen. »Wie sehr lohnen? Wenn sie wirklich so viel Glück hat, kann ich mir einen leichteren Gegner suchen.«
    Der Mann bedachte ihn mit einem abschätzigen Blick.
    »Sind Sie deswegen hier? Einen leichteren Gegner!«
    Monk schenkte ihm ein wölfisches Grinsen. »Es tut nicht weh, ab und zu.« Aber seine Miene besagte, dass es das Spiel war. Dieses Gespräch war womöglich die einzige Möglichkeit, etwas Nützliches herauszufinden.
    »Sie erinnert mich an Elissa«, sagte er zu dem Mann.
    Der Mann stieß ein belustigtes Bellen aus. »Abgesehen davon, dass sie gewinnt. Elissa hat verloren. Oh, gelegentlich gewann sie auch – man muss dafür sorgen, dass sie ab und zu gewinnen, sonst kommen sie nicht wieder. Aber die da gewinnt zu oft. Ich käme gut ohne sie aus. Eine Weile war sie gut. Die Leute sehen ihr gerne zu, hübsches Ding, sie hat andere ermutigt. Trotzdem Zeit, sie
    loszuwerden. Ein Kerl hängt hier rum, nur wegen ihr. Könnte glatt ihr Mann sein. Will keinen Ärger mehr. Nicht gut fürs Geschäft.«
    »Mann?« Plötzlich wurde Monk wie mit einem eiskalten Schauer bewusst, warum sie ihm so bekannt vorkam. Natürlich gab es eine Ähnlichkeit mit Elissa Beck – der gleiche schlanke Körper, das weiche dunkle Haar –, aber das Gesicht dieser Frau war sanfter, hübscher, ohne die leidenschaftliche, unvergessliche Schönheit, den er auf dem Bild »Beerdigung in Blau« gesehen hatte. Sie war von den Triumphen und Tragödien des Lebens nicht so gezeichnet. Die Frau war seine Schwägerin, Imogen Latterly. Sein Mund war so trocken, dass er keinen Ton herausbrachte. Wusste Hester es? War es das, wovor sie sich fürchtete?
    Es gab ein neues Spiel, und diesmal verlor Imogen und spielte sofort noch einmal.
    Monk drehte sich schnell um, weil ihm plötzlich klar wurde, dass sie ihn erkennen würde, wenn sie aufschaute. Schließlich fand er seine Stimme wieder. »Ihr Mann spielt auch?«, fragte er verblüfft. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Charles Latterly etwas tat, das auch nur das geringste Risiko barg. Seit dem Tod seines Vaters und den Begleitumständen stand ihm doch sicher nicht der Sinn nach Spiel, und sei es noch so harmlos.
    »Nein, er ist ihr gefolgt!«, sagte der Mann scharf. Seine Hochachtung vor Monks Scharfsinn war in einer steilen Kurve nach unten gegangen.
    Monk verfluchte seine Gefühle, weil sie ihm die professionelle Arbeit vermasselten. Er musste den verlorenen Boden wieder gutmachen. »Nicht hier drin?«, meinte er und zwang sich zu einem Lächeln. »Ist wohl von der eifersüchtigen

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