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Gefährliches Geheimnis

Gefährliches Geheimnis

Titel: Gefährliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Sorte? Oder macht er sich Sorgen um
    seine Taschen?«
    Der Mann zuckte die Schultern. »Könnte beides sein. Ich würde denken, eher eifersüchtig.«
    »Haben Sie ihn oft gesehen?«, fragte Monk so beiläufig wie möglich. Es war ihm bewusst, dass seine Stimme unwillkürlich nervös klang.
    »Zwei oder drei Mal.« Der Mann sah ihn aufmerksamer an. »Warum? Was geht Sie das an?«
    Monk erwiderte seinen Blick verächtlich.
    Der Mann zog die Schultern etwas höher. »Ihre Angelegenheit! Laufen Sie ihr ruhig nach, wenn Sie wollen. Aber mit ihr gibt’s nur Ärger. Weiß nicht, ob sie schlau ist, aber meistens hat sie Glück. Und er sah ziemlich nervös aus, ihr Mann.«
    Monk sah an ihm vorbei und versuchte, das aufsteigende Entsetzen zu verbergen. »Tatsächlich? Wann war das?« Er beobachtete die Würfel, ohne sie zu sehen. Er wollte die Antwort nicht hören, aber er musste es wissen.
    »Ein paar Mal. Ist trotzdem Ihre Angelegenheit«, wieder- holte der Mann. »Aber wenn Sie hier Ärger machen, muss ich Sie rausschmeißen. Das können Sie mir glauben!«
    »Sie haben wohl ’ne Menge wütender Ehemänner hier, was?«, fragte Monk und sah ihn wieder an, hielt sich aber vor Imogen weiter verborgen. »Wie Elissas Mann, zum Beispiel?«
    Der Mann kniff die Augen zusammen. »Was sollen die ganzen Fragen? Warum interessieren Sie sich dafür? Die Frau ist tot. Ich weiß nicht, wer es war. Allardyce vielleicht. Streit unter Liebenden, nehme ich an. Er war besessen von ihr. Kommt her, um alle möglichen Leute zu zeichnen, aber besonders sie. Konnte seine Augen nicht von ihr lassen, wenn sie am Spielen war.«
    Monk sagte nichts. Es war mehr, als er wissen wollte, und doch schien in dem Ganzen eine Art Unvermeid- lichkeit zu stecken, sobald er Imogen erkannt hatte.
    Er tastete nach dem Geld in seiner Tasche. Jetzt war es schmutzig, und er wollte nur noch weg von den gierigen, aufgeregten Gesichtern, den eng aneinander gedrängten Körpern, die sich über die Tische lehnten, den Augen, die Karten und Würfel beobachteten und die Menschen um sich herum kaum wahrnahmen. Es waren Gewinner und Verlierer, mehr nicht. Er drehte sich auf dem Absatz um, schob sich an dem Mann vorbei und ließ ihn verblüfft und verständnislos stehen. Er gelangte zur Tür, trat durch den Metzgerladen hinaus auf die frühabendliche Straße und atmete tief durch, obwohl die Luft schwer war und nach Abfall und Dung roch, aber auch von dem Lärm anstän- diger Menschen erfüllt war, die ihrer Arbeit nachgingen, Waren herstellten, herumtrugen, kauften und verkauften.
    Er ging so schnell er konnte zur Gray’s Inn Road und überquerte sie, sobald der Verkehr es ihm erlaubte. In der Ferne sah er den Pfefferkuchenverkäufer, aber diesmal achtete er nicht auf ihn.
    Er war unterwegs zum Polizeirevier. Selbst wenn er seinen Schritt verlangsamte, war er in einer halben Stunde dort. Runcorn war möglicherweise jetzt nicht allein, aber irgendwann würde er es sein. Zeit vertrödeln würde nichts ändern, er musste entscheiden, ob er ihm sagen würde, was Hester über Kristian herausgefunden und was sich jetzt bestätigt hatte. Es bestand kein Zweifel, dass Kristian sowohl die Zeit als auch die Mittel gehabt hatte, Elissa zu ermorden, und er hatte ein äußerst zwingendes Motiv.
    Warum zögerte Monk? Hielt er Kristian für schuldig? Die Tatsache, dass er sich diese Frage überhaupt stellte, verriet ihm die Antwort. Wenn er es hätte von sich weisen können, hätte er dies getan. Er hätte keinen Gedanken
    daran verschwendet, sondern wäre direkt zu Runcorn gegangen und hätte ihm gesagt, dies seien die Fakten, aber sie bedeuteten nichts. Sie würden weiterforschen müssen, vielleicht nach jemandem suchen, dem Elissa Geld schuldete, eine passende, namenlose Person, die existieren konnte oder auch nicht.
    Würde Runcorn ihm das glauben? Nicht, wenn er kein Narr war. Aber trotzdem würden sie Kristian noch überprüfen müssen.
    Monk überquerte ganz in Gedanken eine Seitenstraße, wodurch ein Kutscher scharf die Zügel anziehen musste, was er mit hochrotem Kopf tat, weil er vor seinen weiblichen Fahrgästen nicht die Worte benutzen wollte, die ihm auf der Zunge lagen.
    Monk war sich kaum bewusst, wie viel Ungemach er anderen bereitete. Er ging weiter, wurde langsamer und hielt sich links, damit andere Passanten an ihm vorbeieilen konnten.
    Warum fiel es ihm so schwer, ehrlich zu sein? Weil er Kristian mochte und als Arzt und Mann bewunderte. Er konnte verstehen, dass

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