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Gefährliches Geheimnis

Gefährliches Geheimnis

Titel: Gefährliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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die Zähne fest zusammen, und seine Finger krallten sich um den Federhalter in seiner Hand.
    »Ich weiß, dass das bereits gemacht wurde, aber ich habe noch einmal Dr. Becks Wege an dem fraglichen Abend überprüft«, sagte Monk schnell.
    Runcorn war überrascht. Was auch immer er erwartet hatte, dies bestimmt nicht. Er sah zu Monk hoch, der vor ihm stand. Er war gezwungen, den Kopf zu heben.
    Monk blieb ruhig, schluckte. »Er war auf dem Rückweg von einem Besuch bei einer Patientin, als er an dem Hausierer vorbeikam, der die Zeit bestätigt hat, nicht auf dem Hinweg«, fuhr er fort, bevor Runcorn ihn drängen konnte.
    In Runcorns Augen leuchtete die Erkenntnis auf, was das bedeutete, sowie Überraschung, dass Monk es ihm erzählt hatte.
    »Warum haben Sie das gemacht?«, fragte er leise.
    »Haben Sie dafür den ganzen Nachmittag gebraucht? Oder haben Sie so lange mit sich gerungen, ob Sie es mir erzählen sollten?«
    Monk knirschte mit den Zähnen. Runcorns Worte waren genauso hart gewesen, wie er erwartet hatte. Er konnte nicht mehr schweigen. Er musste Runcorn entweder die Wahrheit sagen oder ganz bewusst lügen. Vielleicht täuschte er sich, wenn er dachte, er hätte je eine andere Wahl gehabt. Stürz dich rein!
    »Nach dem Begräbnismahl, das in Pendreighs Haus
    stattfand, hat Hester Dr. Beck besucht.« Er sah Unverständnis in Runcorns Augen aufflackern. Pendreigh gehörte einer sozialen Schicht an, zu der Runcorn gerne gehört hätte, die er aber nie verstehen würde. Die Tatsache machte ihn wütend, und dass Monk das wusste, ärgerte ihn noch mehr. Er wartete. Die beiden Männer sahen einander aufmerksam an.
    »Dr. Becks Haus ist eine Fassade«, erklärte Monk gequält. »Nur das Besucherzimmer und die Schlafzimmer sind möbliert, der Rest ist leer. Elissa Beck hat gespielt, und sie hat fast alles verloren, was er je besaß.« Er sah Ungläubigkeit in Runcorns Augen, dann Mitleid, das dieser schnell, aber nicht schnell genug, verbarg. Es war da gewe- sen, sehr deutlich. Monk war sich nicht sicher, ob er sich besser oder schlechter fühlte, weil er es gesehen hatte. Wie bedauerte ein Mann wie Runcorn jemanden wie Kristian, der sein Leben anderen Menschen widmete, der viele Stunden arbeitete, um das Leiden von Fremden zu lindern?
    Und doch machte das Gefühl sie für einen Augenblick gleich, und wie konnte Monk es wagen, Runcorn dies in Abrede zu stellen? In Monk erwachte ein Sturm von Gefühlen. »Ich bin zu der Spielhalle in der Swinton Street gegangen«, fuhr er fort. »Hinter dem Metzgerladen. Ich vermute, dass Elissa Beck dort war, wenn sie zu früh oder zu spät in Allardyces Atelier kam. Wenn sie viel verlor, suchte sie bei ihm Zuflucht. Wahrscheinlich ging es bei vielen ihrer ›Sitzungen‹ nur darum.«
    Runcorn sagte nichts. Er wirkte unentschlossen, suchte nach den richtigen Worten und fand sie nicht. Der Respekt, den er verspürte, war ihm peinlich. Warum? Weil er erkennen musste, dass Kristian jeden Grund und dazu die Gelegenheit gehabt hatte, seine Frau umzubringen? Monk empfand genau dasselbe, aber bei ihm war es Schmerz, nicht Respekt. Kristians Tugenden waren für ihn
    nichts Neues.
    Runcorn erhob sich mit steifen Bewegungen. »Danke«, sagte er und wandte den Blick von Monk ab. Er schob die Hände in die Taschen und nahm sie schnell wieder heraus.
    »Vielen Dank.« Damit ging er an Monk vorbei und zur Tür hinaus und ließ Monk allein in seinem Büro zurück, der wütend und verwirrt erkennen musste, dass der Respekt nicht Kristian galt, sondern ihm, Monk, weil er Runcorn die Wahrheit gesagt hatte.

7
    Monk ging nach Hause, er wusste, dass er Nachrichten überbringen musste, die sehr schmerzlich sein würden. Er hatte Runcorn nichts von Imogen erzählt oder dass Charles ihr gefolgt war. Ein Teil von Runcorns Bewunderung für ihn war ungerechtfertigt, und das schmerzte wie eine kleine Blase an der Ferse – bei jedem Schritt. Aber er hatte nicht die Absicht, es richtig zu stellen.
    Er musste es jedoch Hester erzählen. Wenn es hätte verschwiegen werden können und sie niemals davon erfahren müsste, hätte er sie davor beschützt. Trotz ihres Mutes und ihrer Bereitschaft, zu kämpfen, war sie tiefer und schrecklicher Schmerzen fähig. Vielleicht kamen die beiden Dinge auch zusammen – sie kämpfte für andere, weil sie den Preis des Verlusts, die körperlichen und seelischen Wunden, kannte.
    Aber wenn Charles oder Imogen tiefer in die Sache hineingezogen wurden, wenn sie tatsächlich etwas

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