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Gefaehrliches Quiz

Gefaehrliches Quiz

Titel: Gefaehrliches Quiz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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unentwegt und äußerst eindringlich in sein Mikrofon. Fast schien er auf sein imaginäres Gegenüber einzuschimpfen, aber Justus vermutete, dass er, aufgeregt, wie er war, dem Gesprächspartner auf der anderen Seite der Leitung einfach nur klar zu machen versuchte, dass er auch nicht wusste, was hier gespielt wurde.
    Plötzlich erschien Veronica auf der Bühne und forderte das Publikum auf, sich wieder hinzusetzen und leise zu sein. Während die Zuschauer zischelnd zur Ruhe kamen, postierte sie sich neben Kamera 1 und gab Nobel ein Zeichen, dass es in zwanzig Sekunden weiterginge.
    Der Moderator zog sich den Anzug zurecht, wischte sich eine Strähne aus der Stirn und fixierte das Glasauge. Dann zählte die Kameraassistentin die letzten zehn Sekunden herunter.
    »Da sind wir wieder!«, leitete Nobel den zweiten Teil der Show mit einem strahlenden Lächeln ein. »Noch ist nichts verloren, noch ist nichts gewonnen! Immer noch hat unser Kandidat, Justus Jonas aus Rocky Beach, alle Chancen!«
    Ein gleißender Strahler erfasste Justus in seiner Glasglocke, so dass dieser erst einmal benommen blinzeln musste.
    »Bereit für Runde zwei, Justus?«, fragte Nobel verschwörerisch.
    »J-ja«, stotterte der Erste Detektiv und nahm noch schnell einen Schluck aus seinem Glas.
    Wieder sprühten die Lichter, bevor sie langsam erloschen, wieder dröhnte die Musik und erstarb dann bis auf jenen wummernden Basston, und schließlich richteten sich erneut alle Augen auf den nervösen Jungen in seiner leuchtenden Kapsel.
    Nobel warf einen Blick auf seinen Monitor, um die erste Frage vorzulesen, und – stockte. Schon diese erste Frage nach der Pause war wieder eines jener seltsamen Rätsel!
    Mühsam fing sich der Moderator – eine Panne wie vorhin beinahe geschehen durfte es jetzt auf keinen Fall mehr geben, das wusste Nobel. Mit belegter Stimme verkündete er Justus das Rätsel:
    »Es hat der Zeh und auch der Hund.
    Der Sturm wirbelt um dieses Rund.
    Die Faust passt ganz genau da drauf,
    es folgt der Wolken schnellem Lauf . «
    Einige Zuschauer kicherten wieder. Allmählich schien das Publikum Gefallen an der neuen Art von Fragen zu finden. Aber Justus war gar nicht zum Lachen zumute.
    »Könnte ich die Frage noch einmal hören, bitte?«, fragte er den Moderator und griff erneut zum Glas.
    Nobel nickte und trug das Rätsel zum zweiten Mal vor. Unbemerkt vom Kameraauge warf er Justus dabei einen beschwörenden Blick zu.
    Der Erste Detektiv überlegte noch fünf Sekunden und sagte dann klar und deutlich: »Das Auge. Es ist das Auge.«
    Verhaltener Applaus ertönte von den Rängen, noch bevor Nobel die Antwort wieder mit übertriebener Begeisterung für richtig befand. Dann klatschte auch der Rest des Publikums, und jetzt umso stürmischer, denn kaum einer von ihnen hatte das Rätsel in so kurzer Zeit wie Justus gelöst. Aber Justus wusste genauso wenig wie Nobel, ob die Antwort wirklich stimmte. Doch der ängstliche Zweifel und die bange Hoffnung, die in ihrer beider Augen flackerten, blieben den Zuschauern verborgen.
    Zwei weitere Fragen der gewohnten Art musste Justus lösen, bis das nächste Rätsel dran war. Nobel ließ sich jetzt schon fast nichts mehr anmerken und zuckte nur noch unmerklich zusammen, als die neuen Verse auf seinem Bildschirm auftauchten.
    »Ein Mann lebt’ einst auf einer Insel,
    doch schwang er dortmals nicht den Pinsel,
    dem Schreiben konnt er nicht entfliehn.
    Heut säng er laut ›God save the Queen‹.
    Die Zweit dies’ Namens lebet jetzt,
    doch hat die Erste er geschätzt . «
    Jetzt kicherte keiner. Dieses Rätsel, das spürten alle im Saal, hatte es wirklich in sich. Angestrengtes Brüten und Grübeln breitete sich im Zuschauerraum aus und das Zischeln und Tuscheln wurde so laut, dass Veronica unsichtbar für die Kameras mit einem großen Schild vor das Publikum hintreten musste, auf dem »Bitte Ruhe!« stand.
    Justus starrte aus seiner Kugel konzentriert in eine unwirkliche Ferne und begann, an seiner Unterlippe zu zupfen. Das war seit jeher eine Art Tick von ihm und immer ein deutliches Zeichen dafür, dass er seine grauen Zellen mit Hochdruck rotieren ließ.
    Fast tranceartig schien er in seine Gedanken versunken und registrierte daher auch nicht, dass Nobel ihn mit Blicken maß, die verzweifelter nicht hätten sein können. Es schien dem Showmaster nämlich völlig unmöglich, dass Justus auf dieses Rätsel in dreißig Sekunden auch nur eine halbwegs vernünftige Antwort finden könnte, die er dann vor

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