Gefaehrliches Quiz
dem Publikum für richtig erklären konnte. Ob sie auch tatsächlich und hoffentlich richtig war, würde sich wie bei den anderen Lösungen der Rätselverse erst irgendwann später entscheiden.
Die Sekunden verrannen. Fast hörbar rückte der große Zeiger der Studiouhr, den die Kamera jetzt ins Visier genommen hatte, auf die Dreißig-Sekunden-Marke vor.
»Sag doch was, Just!«, hauchte Peter tonlos und quetschte seine beiden Daumen zwischen Zeige- und Mittelfinger.
»Du weißt es, du weißt es!«, versuchte Bob seinem Freund Mut zu machen, während er unruhig auf seinem Sitz hin- und herrutschte.
Noch zehn Sekunden.
»Justus?« Nick Nobel blickte den Ersten Detektiv erwartungsvoll an. Aber da ihn die Kamera im Moment in Großaufnahme erfasst hatte, konnte er seinen eigentlichen Gefühlen keinen freien Lauf lassen, sondern musste den Zuschauern das Mienenspiel darbieten, das sie in solchen Situationen von ihm gewohnt waren: Augenbrauen hochziehen, Augen weit öffnen, ansatzweise lächeln, Kopf schief legen.
Drei Sekunden bevor die Zeit um war, stieß Justus jedoch urplötzlich und viel zu laut – es hörte sich eher an wie ein Hilfeschrei und nicht wie die Antwort auf eine Frage – den Namen »Shakespeare« hervor.
»Shakespeare?«, echote Nobel verblüfft.
»Ja, ja, Shakespeare«, bestätigte Justus hektisch, »die Antwort lautet Shakespeare.«
Die Routine dutzender Shows ließ den Moderator noch einmal auf seinen Monitor blicken, als müsse er von der hellgrünen Mattscheibe, auf der nach wie vor nur die Verse zu sehen waren, erst die richtige Antwort ablesen. Dann fixierte er Justus, schwieg für einen Moment, um die Spannung für die Zuschauer ins Unerträgliche zu steigern, und flüsterte dann fast andächtig: »Das … ist … korrekt!«, um sofort in die nächste Kamera zu brüllen: »Shakespeare ist richtig! Er hat es! Ja, er hat es!«
Etwas seltsam fanden es einige im Saal und vor den Bildschirmen zu Hause schon, dass sich der Showmaster über diese richtige Antwort so ausgelassen freute, als hätte er selbst damit den Hauptpreis gewonnen. Aber die meisten von ihnen waren nun ebenfalls völlig aus dem Häuschen, sprangen von ihren Sitzen, malträtierten ihre Hände und johlten vor Begeisterung.
Denn schon lange war es keinem Kandidaten der Show mehr gelungen, so weit zu kommen wie Justus, und es stand nur noch eine einzige Frage aus. Eine Frage noch, und dann würde der dicke, aber äußerst kluge und gebildete Junge dort im Glaskasten die Chance haben, ungeheuer viel Geld zu gewinnen!
»Ist mein Freund, der da drin!«, raunte Peter seinem ihm fremden Nebenmann unaufgefordert zu, als sich der Beifallssturm wieder gelegt hatte.
»Ach, wirklich?«, gab der erstaunt zurück.
»Hm«, nickte Peter wichtig und sah sich nach Bob um. »Arbeitet in meiner Detektei«, setzte er dann noch hinzu, da Bob sich bereits auf die nächste Frage konzentrierte und ihn gar nicht beachtete.
Der beeindruckte Nachbar wollte noch etwas dazu sagen, doch plötzlich wurde es mucksmäuschenstill im Studio. Nobel hatte die letzte Frage auf seinem Monitor.
»Justus, bist du bereit für die letzte, die vorerst alles entscheidende Frage?«
Dieser nickte wortlos.
»Es ist« – kurzes Schlucken – »wieder ein Vers«, sagte Nobel und räusperte sich. »Also dann. Los geht’s. Das Rätsel lautet:
»Dazwischen liegt mein größter Schatz,
für den sich lohnt die ganze Hatz.
Bewacht wird er vom heil’gen Zeichen,
wenn’s fehlt, bleiben nur Rätselleichen!«
Justus blickte irritiert hoch. Was war denn das? Das war doch kein Rätsel, jedenfalls keines wie die anderen vorher! Die anderen Verse waren ganz anders aufgebaut gewesen, hatten als Lösung immer irgendwie ein Wort gefordert. Aber das hier, das hier war doch eher wie eine … Anleitung, ein Hinweis – oder so.
»Noch mal, bitte!«, murmelte Justus abwesend, und Nobel las die Verse erneut vor.
Der Erste Detektiv schüttelte langsam den Kopf. Den einzigen Anhaltspunkt sah er in dem Wort Zeichen . Irgendwie war er der Meinung, dass das Rätsel nach einem Zeichen suchte, und zwar nach einem heiligen . Aber diese Interpretation war eine rein gefühlsmäßige, und mit dem Rest konnte er absolut nichts anfangen.
Und wenn Justus etwas hasste, dann waren es irrationale, dem Gefühl überlassene Entscheidungen. Doch er hatte wirklich nicht den Hauch einer Ahnung, was diese Frage sollte, und auch die Vermutung, dass es um ein heiliges Zeichen ging, half ihm nicht
Weitere Kostenlose Bücher