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Gefaehrliches Schweigen

Gefaehrliches Schweigen

Titel: Gefaehrliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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    Dann musste ich an Simon denken. Aber nicht als Kumpel der schlimmsten Schlägertypen der Schule, sondern als deren Opfer. Dieses Bild überzeugte mich mehr. Vielleicht wurde er dazu gezwungen, mitzumachen und sie zu decken.
    Womit drohten sie ihm wohl? Mit noch mehr Gewalt? Letzte Woche hatte ihn jemand geschlagen und da hatte er behauptet, ich wäre die Schuldige.
    Aber was war mit Marko? Warum hatte der sich auf dem Schulhof geprügelt? Wollte er jemanden beeindrucken?
    Oder war es genau andersherum?
    War er das Opfer und Leo hatte auf ihn eingedroschen, um Jimmy und Stoffe zu imponieren?
    Oma hatte mich offenbar schon eine Zeit lang beobachtet, während ich mir den Kopf zerbrach.
    „Dieser Nachbarsjunge … wie heißt er doch gleich?“
    „Linus“, flocht Mama ein.
    „Dieser Linus – sitzt du jetzt da und träumst gerade von ihm, Afrodite?“
    Oma lächelte. Sie ist eine genauso unverbesserliche Romantikerin wie Mama. Sie hat Linus ein einziges Mal getroffen und ist schon bereit, mich mit ihm zu verheiraten.
    Ganz anders als Papa.
    „Wahrscheinlich ist sie nervös“, vermutete er. „Morgen fängt sie ihre Schnupperlehre an.“
    „Das hatte ich ganz vergessen“, sagte Oma. „Wo denn?“
    „Bei Elin“, antwortete Mama an meiner Stelle. „Elin ist die Chefin eines H&M-Ladens in der Innenstadt.“
    „Wie schön, dass ihr euch die ganzen Jahre nicht aus den Augen verloren habt!“, sagte Oma. „Ich weiß noch, wie ihr hier in unserem Garten auf einer Decke gesessen und mit Papierpuppen gespielt habt. Als ich neulich aufräumte, hab ich ein Foto von euch gefunden. Es muss hier irgendwo liegen.“
    Sie durchwühlte eine Schachtel im Bücherregal, bis sie schließlich ein Foto fand, das sie Mama reichte. Mama betrachtete es eine Weile mit einem Lächeln auf den Lippen, bevor sie es mir gab.
    Das Bild war in Omas lauschigem Garten aufgenommen. Im Hintergrund war das Haus zu erkennen. Auf einer Decke unter einem Baum saßen zwei kleine Mädchen mit schneeweißen Haaren und lachten in die Kamera.
    „Wann hat Elin angefangen, sich die Haare rot zu färben?“, fragte ich.
    „Als sie ein Teenager war“, antwortete Mama. „Bereits mit zehn Jahren begannen ihre Haare dunkler zu werden.“
    „Und jetzt wird deine Tochter bei ihr arbeiten“, sagte Oma mit einem verträumten Lächeln. „Das wird dir doch Spaß machen, Afrodite? Ein Job, der mit Mode zu tun hat?“
    „Also ehrlich, Oma! Ich hätte tausendmal lieber eine Schnupperlehre bei der Polizei oder der Feuerwehr gemacht.“
    Oma warf den Kopf missvergnügt in den Nacken. Die Vorstellung, dass ich zur Polizei will, hat ihr noch nie so recht gepasst. Sie wandte sich an Mama.
    „Wie geht es Elin?“
    „Gut.“
    „Sie ist doch hoffentlich immer noch verheiratet?“
    „Warum sollte sie das nicht sein?“
    „Heutzutage ist es nicht selbstverständlich, dass Paare so lange zusammenhalten. Und ihre Kinder … sie hat …“
    „Zwei. Denen geht es auch gut. Und der Katze ebenfalls.“
    Oma sah Mama gekränkt an und ich musste an Jo und ihre Mutterdenken. Und daran, wie leicht ich selbst gereizt auf Mama reagierte. Warum fasst man die Fragen der eigenen Eltern nur immer als Verhör auf?
    Auf dem Heimweg konnte sich Mama nicht länger beherrschen.
    „Gestern hat die Mutter deines Mitschülers wegen dieser verschwundenen Schmuckstücke angerufen.“
    „Will sie mich in den Knast bringen?“
    „Natürlich nicht, aber sie wollte wissen, warum wir uns nicht gemeldet hätten.“
    „Ich hab nichts mehr dazu zu sagen.“
    Sie seufzte stumm.
    „Was hast du geantwortet?“
    „Dass wir wieder anrufen würden.“
    „Du glaubst mir also immer noch nicht!“
    „Svea, ich weiß wirklich nicht recht, was ich glauben soll.“
    „Ich finde, du solltest deiner eigenen Tochter glauben und nicht einer dussligen Zicke, die lügt.“
    Mama zuckte zusammen, als ich Simons Mutter dusslige Zicke nannte, korrigierte mich aber nicht.
    Die restliche Heimfahrt verbrachten wir schweigend. Meine gute Laune war wie weggeblasen.

FREITAG
    Hannamaria hatte mich um meinen Job, der mit Kleidern zu tun hatte, beneidet. Aber weil ich mit Mode nicht besonders viel am Hut habe, war es für mich bloß etwas, das ich während der Schnupperlehre-Wochen erledigen musste.
    Meine Aufgabe bestand darin, im Laden für Ordnung zu sorgen und die Kleider wieder aufzuhängen, die auf den Boden gefallen oder von den Kunden achtlos in den Ecken zurückgelassen worden waren.
    Am meisten

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