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Gefaehrliches Schweigen

Gefaehrliches Schweigen

Titel: Gefaehrliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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Polizei sagen? Dass du vermutest, sie hätten den ganzen Angriff gesteuert?“
    Sie steckte den Film in den DVD -Player und warf einen sehnsüchtigen Blick auf die Fernbedienung, die ich in der Hand hielt.
    Aus ihrem Mund klang mein Verdacht nicht besonders glaubwürdig. Im Gegenteil.
    Ich zuckte die Schultern. Dann eben nicht.
    Sie hielt eine große Plastikschüssel vor mich hin.
    „Lass dir die Chips schmecken und drück endlich auf Start!“

SONNTAG
    Als ich klein war, hab ich Oma und Opa oft freiwillig besucht. Inzwischen kommt das immer seltener vor. Nicht etwa, weil sie zu weit weg wohnen würden. Mit dem Auto sind es bloß zehn Minuten und mit Bus und Vorortbahn dauert es nur wenig länger. Außerdem gibt es immer was Leckeres zu essen und jede Menge Kuchen und Gebäck. Und Opa ist ein echt cooler Typ.
    Aber wenn man erst mal ein Teenie ist, landen Großeltern weit unten auf der Prioritätenliste, nach Freunden, Fernsehen, Computer, Schwimmen, Lesen und Chillen. Irgendwo zwischen Gassi gehen mit dem Hund und Zimmer aufräumen.
    Doch als Mama am Sonntagmorgen fragte, ob ich zum Nachmittagskaffee bei Oma und Opa mitkommen wolle, sagte ich Ja.
    Mama sah mich überrascht an. Sonst habe ich immer unglaublich viele Hausaufgaben, wenn ich etwas tun soll, wozu ich normalerweise keine Lust habe.
    „Ich hab nichts auf“, erklärte ich eilig, bevor sie dazu kam, mich zu fragen. „Morgen fängt die Schnupperlehre an.“
    Oma und Opa wohnen in einem alten roten Holzhaus mit weißen Holzverzierungen. Mama ist dort groß geworden.
    Oma empfing uns mit umgebundener Schürze überm Sonntagskleid. Sie hatte sich mit Mascara und Lippenstift zurechtgemacht, ihr kurzes blondes Haar war frisch gelockt. Noch bevor ich meine Jacke ausziehen konnte, versank ich schon in ihrer parfümduftenden Umarmung. Wuff schoss schnurstracks zu den Wohlgerüchen in der Küche und hinterließ einen zerknautschten Dielenteppich, während wir anderen gemächlich ins Wohnzimmer gingen, wo Opa es sich in seinem Lesesessel bequem gemacht hatte.
    „Das da regt mich schrecklich auf!“, erklärte Oma und deutete aufOpa, der sich freundlich lächelnd mühsam aus dem weichen Sessel erhob.
    „Dass Vater die Zeitung liest?“, fragte Mama.
    „Unsinn“, sagte Oma. „ Die da .“
    „Welche die da ?“
    Während Opa uns zur Begrüßung umarmte, nahm Oma die Zeitung vom Tisch, wo Opa sie hingelegt hatte, und wedelte damit in der Luft.
    „Es ist so feige.“
    „Was denn?“, fragte Papa, von Omas rätselhaftem Gebaren leicht gereizt.
    „Alte Leute auszurauben. Hier steht etwas über Ganoven, die bei alten Leuten anklopfen. Sie lügen ihnen vor, sie müssten mal kurz telefonieren, und räumen dann Schmuck und Geld aus den Schubladen.“
    Mama verzog bekümmert den Mund und warf mir einen Blick zu. Ich wusste, woran sie dachte. An die Anschuldigungen von Simons Mutter. Sie holte Luft, um etwas zu sagen, aber Opa kam ihr zuvor.
    „Das ist doch ganz natürlich“, bemerkte er.
    „Was sagst du denn da für dummes Zeug, Gösta?“, rief Oma aus.
    „Überleg doch! Warum sollten die Kriminellen bei irgendwelchen Muskelpaketen anklopfen? Ist doch klar, dass sie sich Opfer aussuchen, die keinen Widerstand leisten können.“
    „Das ist feige. Heutzutage sollte man lieber nicht mehr hilfsbereit sein. Und ja nicht versuchen, einen Streit zu schlichten. Das steht auch in der Zeitung. Ein Mann, der versuchte, eine Schlägerei zu verhindern, hat ein Messer in den Bauch bekommen.“
    „Du irrst dich, Anna“, sagte Papa. „Wir brauchen im Gegenteil mehr Zivilcourage, sonst gewinnen die Kriminellen die Oberhand. Wer sich nicht traut, sich einzumischen, kann immer noch die Polizei anrufen oder das Verbrechen fotografieren. Die meisten Leute haben ja ein Handy.“
    Mama sah immer noch bekümmert aus.
    „Was ist denn, Stella?“, fragte Oma.
    Falls sie jetzt anfängt, über den bescheuerten Schmuck von Frau Asp zu sprechen, haue ich sofort ab, dachte ich.
    Mama schüttelte entschlossen den Kopf.
    „Nichts. Ich hab nur über das nachgedacht, was du gesagt hast.“
    Wenn Oma zum Kaffee einlädt, gibt es nicht nur einen Kuchen oder einen Hefezopf. Nein, da werden mindestens drei verschiedene Sorten Schnittchen aufgetischt, sieben Sorten Plätzchen, Rosinenschnecken und eine Torte.
    Wie immer war es nett und gemütlich. Aber meine Gedanken hielten sich anderswo auf. Ich dachte an Opas Bemerkung, die Kriminellen würden sich ihre Opfer bei den Schwächsten

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