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Gefaehrliches Schweigen

Gefaehrliches Schweigen

Titel: Gefaehrliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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Spaß machte mir, in der Mittagspause mit Elin essen zu gehen. Sie zeigte mir ihre Lieblingslokale, und wenn noch Zeit war, schauten wir auf dem Rückweg zum Job noch in verschiedene Kaufhäuser oder Läden rein.
    So wie am Freitag, als sie sich plötzlich in den Kopf gesetzt hatte, ich bräuchte einen neuen Pulli für die Schule. Das führte zu einer extralangen Mittagspause. Sie erklärte mir, welche Farben mir standen und welche nicht. Schwarz und Weiß zum Beispiel standen mir nicht.
    Ich probierte bestimmt zehn Tops an, bevor sie zufrieden war. Und ich auch. Das marineblaue Top betonte das Blau meiner Augen, genau wie Elin versprochen hatte.
    Mama war in der Küche, als ich nach Hause kam und schnitt Gemüse für den Salat. Auf dem Herd köchelten zwei Töpfe vor sich hin. Zwischen den Tellern auf dem gedeckten Küchentisch lag ein flaches Paket.
    Vor lauter Eifer, mein neues Top vorzuführen, fragte ich nicht einmal, was das für ein Paket sei. Ich zog den Pulli aus der Tüte und hielt ihn vor mich hin.
    „Schau mal!“
    „Hübsch“, sagte Mama. „Aber woher hast du das Geld dafür?“
    „Elin hat ihn mir gekauft.“
    „Tatsächlich?“
    „Sie geht in jeder Mittagspause mit mir essen. Das macht unheimlich Spaß. Wir quasseln und lachen. Elin ist echt witzig.“
    In Mamas Augen glomm etwas Eigenartiges auf.
    „Hat sie denn dafür Zeit?“
    „Sie nimmt sich die Zeit. Sie sagt, sie will die Gelegenheit wahrnehmen. Und ich hab jede Menge von ihr gelernt. Über Kleider und Farben und so. Dieses Top hat genau die richtige Farbe für mich. Aber mit Schwarz sehe ich aus wie eine Leiche.“
    „Aha“, sagte Mama.
    Sie hieb das große Küchenmesser in die Gurke wie eine Axtmörderin und wirkte kein bisschen erfreut.
    „Was ist?“, fragte ich.
    „Nichts.“
    Ich sah das Paket auf dem Tisch an.
    „Ist das für mich?“
    „Mhm.“
    Ich riss das Papier auf. In dem Paket lag etwas Weiches. Ich nahm das Kleidungsstück heraus.
    Ein Top.
    Ein schwarzes Top.
    „Hab mir gedacht, du könntest was Neues brauchen, weil du so tüchtig gewesen bist.“ Mama zuckte kurz die Schultern.
    Ich hielt es hoch, hielt es an mich hin.
    „Gefällt mir echt super“, sagte ich.
    In Schwarz sehe ich aus wie eine Leiche.
    Mama schwieg und sah zum Fenster hinaus. Dann drehte sie sich mit leerem Blick wieder zu mir um.
    „Das Essen ist bald fertig. Wir essen, wenn Papa kommt.“
    „Es gefällt mir wirklich. Vielen, vielen Dank, liebe Mama!“
    Ich hörte selbst, wie piepsig meine Stimme klang.
    „Ich hab die Quittung noch, falls du es umtauschen willst“, bemerkte sie gleichgültig.
    „Das will ich aber nicht umtauschen. Ich find das Top superklasse!“
    „Mhm.“
    Sie verließ die Küche, ohne sich umzudrehen.
    Mir stiegen Tränen in die Augen.
    Ich knetete das schwarze Top in den Händen und versuchte den Kloß runterzuschlucken, der mir im Hals steckte.

SAMSTAG
    Ich hatte mit Elin ausgemacht, am Samstag zur Arbeit zu kommen, weil da am meisten los war. Dafür würde ich Sonntag und Montag freibekommen.
    Als der schlimmste Andrang nachgelassen hatte, durfte ich Schluss machen. Auf dem Weg zum Hauptbahnhof taten mir die Beine von dem langen Stehen ganz schön weh. Ich hatte meine Bahn gerade verpasst und daher reichlich Zeit für einen Schaufensterbummel.
    Plötzlich entdeckte ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine erstaunliche Gesellschaft. Ich traute meinen Augen nicht!
    Jimmy und Stoffe kamen vom Bahnhof her die Klarabergsgatan entlang, zusammen mit Elias, Marko, Filippa und Paulina. Marko trug eine große Tasche.
    Filippa ist kurz vor Weihnachten neu in unsere Schule gekommen, in die 8 C. Mit schwarz umrahmten Augen und rasiertem Schädel, Ohren und Nase gepierct, wirkt sie mindestens so furchteinflößend wie Jimmy und Stoffe, aber ich hab noch nie gesehen, dass sie auch nur ein Wort miteinander gewechselt hätten. Und dazu Paulina. Und der brave Marko. Und Elias, der immer auf Jimmy und Stoffe herabschaut.
    Brennend vor Neugier überquerte ich schnell die Straße. Was mochten die sechs zusammen in der Stadt vorhaben?
    Ich folgte ihnen im Abstand von fünfzig Metern. Die Straßen wimmelten von Menschen. Selbst wenn einer aus der Gruppe zufällig einen Blick nach hinten werfen sollte, würde ich in der Menge verschwinden.
    Sie bogen in die Fußgängerzone der Drottninggatan ab, gingen nebeneinanderher und nahmen die ganze Straßenbreite ein. Die Leute wichen ihnen aus, und wer nicht rechtzeitig beiseiteging,

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