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Gefaehrliches Schweigen

Gefaehrliches Schweigen

Titel: Gefaehrliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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Lächeln.
    Als er seine Jacke aufgehängt und sich seine Stiefel von den Füßen getreten hatte, blieben wir, von Wuff eifrig umkreist, in der Diele stehen.
    Ich überlegte, ob ich erzählen sollte, wie ich in die Turnhalle gelocktworden war, oder ob ich etwas über die Jungs sagen sollte, die vor unseren Häusern herumgestanden hatten, oder etwas über Marko und Paulina. Gleichzeitig wollte ich auch einmal ein richtiges Date haben, ohne irgendwelche Sorgen. Falls Linus Probleme aufs Tapet brachte, dann von mir aus. Ansonsten beschloss ich, mich ausnahmsweise zurückzuhalten.
    Ich bin in solchen Dingen ziemlich ungeübt, aber Mama bietet immer Kaffee und Kuchen an, wenn Besuch kommt, und daher dachte ich, das könnte ein guter Start sein.
    „Möchtest du was zu essen?“, fragte ich.
    Er nickte kaum merklich, worauf ich in die Küche lief, wo ich eine Weile in den Schränken herumstöberte, um schließlich seufzen zu müssen:
    „Wir haben nichts da.“
    „Aber Mehl und Eier habt ihr doch? Und Backpulver?“
    „Ich … glaube schon.“
    „Komm“, sagte er.
    Er nahm mich an der Hand. Alles, woran ich denken konnte, war, dass sich meine Hand in seiner befand. Ich war bereit, ihm ans Ende der Welt zu folgen.
    Die Reise endete an der Arbeitsplatte neben der Spüle. Dort ließ er meine Hand los.
    Er öffnete Schranktüren und holte Mehl, Zucker und Backpulver aus der Speisekammer und Margarine, Eier und Milch aus dem Kühlschrank.
    Er hielt die Milchpackung in die Luft und schüttelte sie. Ich hörte es schwappen.
    „Reicht genau.“
    Dann reihte er mit zufriedenem Lächeln alles auf der Arbeitsplatte auf.
    „Jetzt brauche ich einen Topf, eine Schüssel und einen Schneebesen. Schalt schon mal den Ofen ein.“
    Während er die Geräte herausholte, drehte ich am Thermostat. Irgendwas muss ich doch auch tun, dachte ich.
    „Reichen zweihundertfünfzig?“
    „Haha!“
    Ich wusste nicht recht, was daran so komisch war, nahm aber an, dass es noch heißer sein müsste, also drehte ich noch weiter auf.
    Während er rührte, bewunderte ich seine geschmeidigen Bewegungen und wünschte, er würde für immer hierbleiben.
    Er fettete die Kuchenform ein und bestreute sie mit Bröseln.
    „Bald ist unser Kuchen fertig“, erklärte er.
    Mir wurde innerlich ganz warm.
    Unser Kuchen!
    Ich hatte die Ehre, die Kuchenform in den Ofen zu schieben.
    Er stellte die Eieruhr.
    „Fünfzig Minuten.“
    Dabei lächelte er so warm, dass ich fast auf der Stelle geschmolzen wäre.
    „Sollen wir in mein Zimmer gehen und …“
    Er nickte.
    Es war wie ein Traum.
    Linus bei mir.
    In mein Zimmer unterwegs.
    Linus und ich.
    Und dann Wuff natürlich.
    Sie drängelte sich eifrig zwischen unsere Beine, den großen Teddybären immer im Maul, es war ein Wunder, dass ich nicht stolperte.
    Ich schaltete die Stereoanlage ein. In voller Lautstärke dröhnte BIG FM heraus.
    „Ups!“
    Mit entschuldigendem Lächeln stellte ich es leiser.
    „Was sagen deine Eltern dazu, wenn du so laut Musik hörst?“, fragte er.
    „Klopfen im Takt dazu, ist doch klar.“
    Er lachte.
    Ich errötete vor Glück.
    Er findet mich witzig.
    Schnell wandte ich mich ab, um meine flammenden Wangen zu verbergen. Ich holte ein paar CD s heraus und tat so, als wäre ich unschlüssig, obwohl ich genau wusste, was ich hören wollte. Romantische Balladen.
    Oder wäre das zu offensichtlich?
    Plötzlich stand er hinter mir und schaute mir über die Schulter. Ich spürte seinen warmen Atem und ließ den ganzen Stapel fallen. Die CD mit den Balladen landete zuoberst.
    Er zuckte die Schultern.
    „So was kann man natürlich auch anhören.“
    Ich legte die Balladen auf, dann setzten wir uns auf mein Bett. In meinem Zimmer gibt es keine andere Alternative, wenn man nebeneinandersitzen will. Und das wollte ich.
    Er offenbar auch.
    Eng nebeneinander.
    „Gehst du nie zu deiner Mutter ins Atelier, wenn sie arbeitet?“, fragte er.
    „Nie. Und sie kommt auch nicht her. Keine Angst.“
    Ich spürte, dass meine Wangen wieder heiß wurden. Warum hatte ich das gesagt? So, als hätte ich etwas vor, was Mama nicht sehen durfte.
    „Gut. Die Musik bringt’s voll.“
    „Mhm.“
    Wuff gab ihre Versuche auf, uns zum Spielen zu bewegen. Sie ließ den großen Teddy auf den Boden fallen und legte sich mit einem tiefen Seufzer darauf, um auszudrücken, wie langweilig wir waren.
    Wir lachten.
    Dann wurden wir wieder ernst.
    Die Musik erfüllte das Zimmer. Ich löste mich in den romantischen Klängen auf und

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