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Gefaehrliches Schweigen

Gefaehrliches Schweigen

Titel: Gefaehrliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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wollte nicht, dass der ganze Bus es hört.“
    Ich knuffte sie leicht in die Seite.
    „Hey, du, Jo!“
    Im selben Moment rutschte sie aus.
    „Was machst du da?“
    Sie starrte mich wütend an.
    „Hört mal, Mädels, was ist denn los?“
    Carita, eine der Küchenhilfen, die zum Antimobbingteam gehört, eilte hinter uns her.
    „Ihr streitet euch doch nicht, oder? In unserer Schule muss man sich vertragen. Um was geht es bei eurem Streit?“
    Plötzlich begann es um Jos Mundwinkel zu zucken.
    „Um Lie…be.“
    Ich unterdrückte ein Kichern und bald platzten wir beide los.
    „Um Liebe?“
    Carita warf uns einen leicht bekümmerten Blick zu, bevor sie weiterhastete.
    Aber Jo und ich lachten so sehr, dass wir uns kaum aufrecht halten konnten.
    Darum fiel es Hannamaria auch nicht schwer, uns einzuholen.
    „Hallo-oo!“, zwitscherte sie und versuchte mich auf die Wange zu küssen, zuerst auf die eine, dann auf die andere, danach wieder auf die erste, und stieß dabei mit meiner Nase zusammen.
    „Aua!“
    Hannamaria rieb sich die Nase. Ich setzte ein albernes Grinsen auf. Bin schließlich nicht Faduma oder Ebba, die im Küsschengeben Übung haben. Die üben das jeden Tag.
    „Wenn du mich heute wieder zum Zahnarzt begleitest, bist du ein Schatz. Sag ja! Das wär echt süüüß von dir!“
    Sie sprach flehend und piepsig, wie ein kleines Mädchen, mit weicher Stimme. Jo verzog das Gesicht und sah aus, als wäre ihr schlecht.
    „Muss Lundström fragen.“
    „Oh, danke! Echt süüüüß!! Dann lad ich dich auch zu meiner nächsten Party ein. Eigentlich lad ich immer bloß hübsche Mädels ein, aber du bist ja so was von irre lieb.“
    Sie blieb stehen und wartete auf Ebba.
    Jo und ich gingen weiter.
    „Seit wann seid ihr denn so dick befreundet?“, fragte Jo mürrisch.
    „Das beruht nicht auf Gegenseitigkeit.“
    „Und warum gibst du dich dann mit ihr ab?“
    Plötzlich wurde ich wieder ernst.
    „Sie weiß mehr als ich über all die unerklärlichen Dinge, die hier in der Schule passieren.“
    „Und was willst du jetzt mit Linus machen?“
    Ich seufzte.
    „Mir wird schon was einfallen.“
    „Warte nicht zu lange.“
    Sie streckte den Zeigefinger aus. Ein gutes Stück vor uns gingen Linus und Paulina, Seite an Seite, fast als würden sie aneinanderkleben.
    Jo sah mich vielsagend an.
    Ich nickte zurück.
    Und beschloss, Linus schon in der großen Pause zu fragen, ob er mich besuchen wollte.
    Hannamaria und ich mussten den Weg zur Bushaltestelle im Laufschritt zurücklegen. Es tat mir nicht allzu sehr leid, die letzte Unterrichtsstunde zu verlassen sowie meine Klassenkameraden, die sichgerade damit abmühten, den Unterschied zwischen den politischen Parteien in Schweden zu begreifen. Sogar Hannamarias Geplapper über Prominente und Fernsehsendungen, die ich mir nie anschaue, erschien mir verlockender.
    „Du bist echt so was von superlieb“, zwitscherte sie. „Ich hab einen Waaahnsinnsschiss vorm Zahnklempner. Du nicht?“
    „Nein.“
    „Und vorm normalen Arzt?“
    „Auch nicht.“
    „Und vorm Frauenarzt?“
    „War noch nie da.“
    Sie sah mich an wie irgendein prähistorisches Relikt.
    „Der Frauenarzt, das ist voll der Stress“, verkündete sie.
    „Kann ich mir denken.“
    „Wovor hast du dann Schiss?“
    „Weiß ich nicht.“
    „Mann, bist du cool. Ich kapier nicht, dass du dich traust, überall so herumzuschnüffeln.“
    „Was weißt du über …“
    Sie unterbrach mich.
    „Los, gib’s zu, vor irgendwas wirst du doch Schiss haben?“
    „Klar hab ich das, zum Beispiel davor, dass meinen Eltern was Schlimmes zustoßen könnte. Oder meinem Hund. Da wär ich total fix und fertig, aber was hast du damit gemeint, dass ich …“
    „So wie Natalie, als ihre Katze starb.“
    Ich starrte sie an.
    „Ist ihre Katze gestorben?“
    „Hast du das nicht gewusst?“
    Dann hätte ich nicht gefragt, dumme Kuh!
    „Nein“, sagte ich.
    „Das war echt schlimm!“
    Ihre Anteilnahme erstaunte mich.
    „Irgendwie bildet sich wohl jeder ein, ausgerechnet der eigene Hund oder die eigene Katze würde ewig leben“, sagte ich.
    „Mhm“, sagte sie und sah zum Fenster hinaus.
    „Ist sie überfahren worden?“
    „Weiß nicht.“
    Sie kramte einen Spiegel aus ihrer Tasche hervor, schmierte sich farbigen Lipgloss auf die Lippen und machte ihrem eigenen Spiegelbild eine Schnute.
    „Schöne Farbe“, sagte ich.
    Sie würdigte mich eines gnädigen Blickes, der besagte, na, von mir aus, wenigstens hat sie einen guten

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