Gefaehrliches Schweigen
konnte nur noch an Linus denken, der neben mir saß, seine Schulter dicht an meine gedrückt, sein Schenkel dicht an meinen geschmiegt.
Er beugte sich zu mir und küsste meinen Nacken. Seine Fingerspitzen berührten leicht meinen Arm und glitten nach unten. Das Prickelnunter meiner Haut nahm zu. Niemand hatte mich jemals so berührt wie er.
Ich erschauerte und dachte, bald küsst er mich.
Ein fürchterliches Geheul beendete jegliche Romantik. Wir fuhren voneinander zurück.
Der Rauchmelder jaulte ohrenbetäubend.
Wir rannten um die Wette nach unten zur Quelle des Lärms, einen bellenden Hund auf den Fersen.
Gleichzeitig kam Mama aus ihrem Atelier gestürzt.
„Es brennt! Sveeaaa!“
Je mehr wir uns der Küche näherten, desto deutlicher wurde der Geruch.
Es roch nicht nach Rauch, eher nach angebranntem Brot. Oder Rührkuchen.
Linus, Mama und ich kamen gleichzeitig in die Küche getaumelt. Mama zog sich die Topfhandschuhe über, öffnete trotz des Qualms die Herdklappe und zog den Rührkuchen heraus. Vielmehr das, was davon übrig war.
Linus riss das Fenster sperrangelweit auf und Mama schleuderte die Kuchenform hinaus in den Schnee, wo sie zischend versank.
Aber Mama gab keine Ruhe. Sie suchte weiter und kontrollierte, dass es wirklich nirgends brannte, bevor sie die anderen Fenster weit öffnete, den heulenden Rauchmelder herunterholte und die Batterie herausriss.
Es wurde wunderbar still.
Mama hatte rote Flecken im Gesicht.
„Was treibt ihr eigentlich?“
Ich dachte daran, wie Linus mich gestreichelt hatte, und wurde rot.
Aber Linus interessierte sich mehr für den Herd als für mich. Ein einziger Blick genügte. Erst danach sah er mich an.
„Oh Mann, Svea!“
Unglücklich erwiderte ich seinen Blick.
„Das war das Einzige, was du tun solltest! Guck mal!“
„Zweihundertfünfundsiebzig!“, stöhnte Mama.
Ich starrte erschrocken zwischen ihnen hin und her.
„Hallo! Was ist denn?“
Mir schnürte sich die Kehle zu. Bestimmt würde Linus jetzt nach Hause gehen. Oder noch schlimmer, zu Paulina. Die war garantiert Weltmeisterin im Rührkuchenbacken.
„Svea, Svea“, seufzte Mama mit einem Lächeln. „Aber jetzt hab ich Lust auf was Gutes zum Kaffee. Ich fahr schnell zum Laden. Was soll ich euch mitbringen? Eier und Milch für einen neuen Teig?“
„Ja, und dann lassen wir Svea backen“, schlug Linus vor.
„Sonst könnte ich auch Wiener Plunder besorgen.“
„Wär auch nicht schlecht.“
Sie machten sich über mich lustig, aber dennoch war alles wieder gut. Am liebsten hätte ich mich auf Linus geworfen und ihn fest umarmt, doch damit musste ich mich gedulden, bis die Tür hinter Mama zugeschlagen war.
DONNERSTAG
Der Tag des Hallenhockeyspiels gegen Södertälje näherte sich mit atemberaubender Geschwindigkeit. Nur noch eine Woche bis dahin. Am Donnerstagmorgen musste ich früh aus den Federn. Wieder war ein zeitiges Training angesagt. Lund nahm uns hart ran.
Bestimmt vermissten viele der Jungs Elias, obwohl keiner von ihnen etwas offen äußerte. Sie wollten vor allem gewinnen und sorgten dafür, dass Alexander und ich unsere Plätze in der Mannschaft fanden. Bei jedem Tor, das ich schoss, klopften sie mir auf den Rücken, bei sauberen Pässen gab es High Fives.
Aber Axel nahm mich ordentlich in die Mangel. Er ließ keine Gelegenheit aus, mich extra hart anzurempeln.
Ich schlug mir Knie und Ellbogen auf, Lund schien jedoch nichts davon zu bemerken. Jedenfalls pfiff er das Spiel nicht ab.
Am Ende des Trainings war ich grün und blau und fühlte mich wie gerädert. Während die anderen zu den Duschen trotteten, hinkte ich wutschäumend zu Bjarne Lund hinüber. Dies war mein letztes Training gewesen!
„Was sind Sie für ein Schiri!“, fuhr ich ihn an. „Sehen Sie denn gar nichts? Anita hätte nie zugelassen, dass jemand einen seiner eigenen Mitspieler fertigmacht!“
Lund sah mich nachdenklich an.
„Als ich sagte, ein Mädchen käme zu uns in die Mannschaft, haben ein paar der Jungs protestiert. Ehrlich gesagt hat Anita auch bezweifelt, dass die Sache ein Hit wird. Aber ich hab darauf bestanden und behauptet, du würdest unser neuer Star werden. Du bist die Beste der Achtklässler. Besser als Alexander.“
„Nicht mehr lange, wenn Sie es zulassen, dass Axel mich so fies piesackt.“
Lund lächelte leicht bedauernd.
„Elias ist sein Kumpel. Axel testet, wie viel du verträgst.“
„Nicht mehr viel.“
„Nach diesem Test lässt er dich bestimmt in Ruhe“, meinte
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