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Gefaehrliches Schweigen

Gefaehrliches Schweigen

Titel: Gefaehrliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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würden.
    Oder über ihn.
    Das war eine sehr unangenehme Einsicht.
    Papa war immer noch außer sich, als wir nach Hause kamen, und begann sofort nach der Telefonnummer eines Bekannten zu suchen, der bei der Polizei war, um ihn um Rat zu fragen.
    Mama und ich hörten seiner empörten Stimme zu, bis er das Gespräch beendete.
    „Er ist verreist und kann mich erst am Montagmorgen treffen.“
    „Und was machen wir bis dahin?“, fragte Mama.
    „Versuchen, den ganzen Mist zu vergessen“, sagte Papa und seufzte.
    Aber wir wussten, dass das nicht so einfach werden würde.
    Mit der üblichen hämmernden Musik im Hintergrund machten wir uns an den samstäglichen Großputz und bemühten uns, alles, so gut es ging, zu vergessen.
    Beim Essen sprach Papa von den Sitzungen der kommenden Woche und Mama erzählte, sie habe einen Auftrag für ein Bild bekommen. Ich sagte nichts.
    Es war Mama, die dem Drumherumreden ein Ende bereitete.
    Sie streckte die Hand aus und strich mir zärtlich ein paar Strähnen aus der Stirn.
    „Bestimmt wird alles wieder gut, mein Schatz.“
    Die mütterliche Geste und ihre weiche Stimme rührten mich.
    „Was möchtest du heute Abend machen?“, fuhr sie fort. „Sollen wir einen Film ausleihen oder willst du irgendein Spiel spielen?“
    „Am liebsten Karten spielen.“
    Sie nickte.
    Mama und Papa begannen in der Küche aufzuräumen. Meine Hilfe wurde nicht benötigt, also ging ich nach oben in mein Zimmer und setzte mich an den Computer, um mir die Zeit auf Facebook zu vertreiben. Oder um mit Jo zu chatten.
    Aber zuerst checkte ich, ob ich neue Mails bekommen hatte. Eine neue Nachricht war da. Als ich den Absendernamen las, erschrak ich.
    [email protected]
    Was für ein bescheuerter Witz sollte das denn sein?
    Ich klickte die Nachricht an.
    Auch dein Hund kann zu so einem Schauspieler werden.
    Unter dem Text befand sich ein Anhang.
    Ich zögerte, klickte ihn aber schnell an, bevor ich es bereuen konnte.
    Es war ein Film, verschwommen und verwackelt, wahrscheinlich mit dem Handy gefilmt.
    Vor der Linse stand ein zitternder kleiner schwarzer Pudel. Seine verängstigten Augen waren auf etwas gerichtet, was ich noch nicht sehen konnte. Der Ton war nicht an, aber ich sah, wie er winselte und kläffte.
    In meinem Magen breitete sich Eiseskälte aus. Das hier war kein Witz.
    In der nächsten Sekunde fing die Kamera einen muskulösen getigerten Kampfhund mit einem breiten, nietenversehenen Lederhalsband ein, dessen Kopf und Hals voller Wundschorf waren. Zwei Paar Hände waren nötig, um die rasende Bestie festzuhalten, als sie sich mit gefletschten Zähnen aufbäumte und sich auf den Pudel stürzen wollte.
    Plötzlich kam der Kampfhund frei. Wie eine wild gewordene Furie raste er mit entblößten Zähnen auf den Pudel zu. Der hatte sich auf den Rücken geworfen, um nach Hundeart zu markieren, dass er nicht kämpfen wollte.
    Das hielt den Kampfhund nicht auf. Ich sah, wie sein triefendes Maul sich über dem hellen Bauch des Pudels öffnete.
    In mir begann es überall zu kribbeln. Ich ertrug es nicht, noch mehr zu sehen.
    Meine Hände zitterten so heftig, dass ich die Maus kaum zu fassen bekam, aber schließlich gelang es mir, den Film wegzuklicken.
    Mir war übel.
    Von dem, was ich gesehen hatte, war jede einzelne Sekunde eine Sekunde zu viel.
    Ich löschte den entsetzlichen Film aus meinen Mails. Und aus dem Papierkorb. Dann schaltete ich den Computer aus, als wäre er von einer tödlichen Krankheit befallen.
    Aber es gelang mir nicht, die grauenhaften Bilder aus meinen Gedanken zu löschen. Kaum schloss ich die Augen, wurden die Bilder immer wieder aufs Neue in meinem Kopf abgespielt. Die braunen, entsetzten Augen des Pudels … der helle Bauch …
    Es war unerträglich.
    Wuff schlief auf meinem Bett. Sie zuckte im Schlaf zusammen, winselte und bewegte leicht den Schwanz.
    Mein lieber, gutmütiger Hund.
    Auch dein Hund kann zu so einem Schauspieler werden.
    Keine direkte Drohung. Keine Schimpfworte.
    Dennoch trafen sie mich direkt ins Herz.
    Ich stieß einen lauten Jammerton aus.
    Wuff wachte auf, schoss hoch und begann wie besessen zu bellen.
    „Svea, was ist?“, rief Mama unruhig.
    Sie kam die Treppe heraufgerannt. Im nächsten Moment stand sie in der Türöffnung, mit Papa im Rücken.
    „Was ist passiert?“
    Ich warf mich laut schluchzend in ihre Arme.
    Ich saß auf meinem Bett und starrte den Klopapierstreifen in meinen Händen an, in den ich mich geschnäuzt hatte.
    Mama hatte mich

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