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Gefaehrliches Schweigen

Gefaehrliches Schweigen

Titel: Gefaehrliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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sollten uns wieder melden, falls der Hund starb.
    Zum Schluss setzte Papa sich auch neben Mama und mich auf einen Stuhl. Er konnte nichts anderes tun als warten. Und hoffen.
    Ich weiß nicht, wie lange wir dort saßen. Plötzlich stand eine Schwester vor uns.
    „Bitte sehr.“
    Wir folgten ihr durch einen langen kahlen Flur, der von eiskaltem Neonlicht erhellt wurde. Mama musste mich stützen. Meine Beine trugen mich kaum.
    Die Schwester öffnete die Tür zum Untersuchungszimmer.
    Ich schluckte und schloss die Augen, während ich mich innerlich gegen den Anblick meines leblosen Hundes wappnete.
    Dann schlug ich die Augen auf.
    Wie ein Geschoss flog ein weißer Hund mit schwarzen Flecken auf mich zu und warf mich fast um.
    Die Tierärztin stand weiter hinten im Zimmer. Sie lächelte uns freundlich zu.
    „Sie haben einen gesunden und munteren Hund“, sagte sie. „Wir haben keine Spur von irgendeinem Gift gefunden.“
    Da brachen wir alle drei in Tränen aus.
    An diesem Morgen schliefen wir lang und nach einem späten Frühstück fuhren Papa und ich ins Hallenbad, um den nächtlichen Albtraum im Chlorwasser abzuspülen. Papa gab sich große Mühe, mich abzulenken, und faselte wie wild über stimmgesteuerte Navigation.
    „Stell dir vor, Nisse, alles lässt sich mit der Stimme steuern, das Telefon, der CD-Player, das ganze Navigationssystem, ohne einen Finger vom Lenkrad bewegen zu müssen.“
    „Mhm.“
    Es gelang mir nicht, mich dafür zu interessieren. Meine Gedanken wanderten immer wieder zu den entsetzlichen Stunden zurück, als ich glaubte, mein Hund würde sterben. Aber irgendwas anderes störte mich noch an der ganzen Sache.
    Dann kam ich langsam drauf, was es war.
    Die Jungs wussten, dass Linus und ich unsere Hunden ausführen würden.
    Sie hatten uns erwartet!
    Zwar hatten sie unsere Häuser beobachtet, aber kaum lange genug, um Schlussfolgerungen über unsere Gewohnheiten zu ziehen. Dass Elias so tat, als würde er Wuff Rattengift geben, war keine spontane Aktion gewesen. Er hatte etwas in der Tasche dabeigehabt, dem Hunde nicht widerstehen konnten. Vor allem nicht meine gefräßige Wuff.
    Woher konnten sie das alles wissen?
    Mir wurde ganz kalt.
    Es war Linus gewesen, der vorgeschlagen hatte, die Hunde auszuführen!
    Die Jungs hatten sich über mich und Wuff hergemacht. Linus hatte danebengestanden und zugeschaut.
    Ich schüttelte sachte den Kopf. Das konnte nicht wahr sein!
    „Das finde ich auch nicht“, sagte Papa.
    „Nicht wahr“, sagte ich und hatte keine Ahnung, worüber er sprach.
    Im Umkleideraum stieß ich mit Lina zusammen. Ich hatte sie schon länger nicht mehr beim Schwimmen gesehen. Sie sah mich mit breitem Lächeln an.
    „Wie läuft’s?“
    „Gut.“
    „Seid ihr etwa schon fertig?“
    „Doch, ja. Leider.“
    Sie fuhr sich mit den Fingern durch ihre kurzen Haare und sah aufrichtig enttäuscht aus.
    „Hör mal, darf ich bloß kurz was fragen?“, sagte sie nach einigem Zögern. „Du kennst doch Linus ziemlich gut?“
    Hoffentlich wurde ich nicht rot.
    „Na ja.“
    „Ist doch voll krank, dass er mit Paulina zusammen ist, oder?“
    Das fand ich auch, aber vermutlich nicht aus demselben Grund wie Lina.
    „Warum?“
    „Die ist eine ganz üble Nummer. Genau wie Filippa. Meine Cousine ist mit den beiden in dieselbe Klasse gegangen, als sie noch in dieser anderen Schule waren, und wurde die ganze Zeit von ihnen gemobbt. Sie behaupteten, sie wäre hässlich, dumm und fett, obwohl das gar nicht stimmt. Und dann haben sie Stifte und Mützen von anderen Schülern geklaut und die Sachen in die Tasche meiner Cousine gesteckt, damit sie die Schuld dafür bekam. Sie war total am Ende, ist doch klar.“
    Ich fuhr zusammen. Jo hatte erwähnt, in Paulinas Schule hätte es Stunk gegeben. Und da war ich selbstverständlich davon ausgegangen, Paulina sei gemobbt worden. Und nicht, dass sie diejenige war, die für Ärger sorgte.
    Ich musste auch an die Ohrringe denken, die in meiner Tasche gelandet waren. Wo hatten Filippa und Paulina eigentlich gesteckt, als Natalie oben auf dem Dach der Turnhalle stand?
    Lina fuhr fort. „Einmal haben sie meine Cousine auf dem Handy angerufen und behauptet, ihre Mutter wäre tot. Krass, oder?“
    Ich nickte nachdenklich.
    „Und die Lehrer? Was haben die gemacht?“
    „Die haben natürlich nichts geblickt. Bei den Erwachsenen ist Paulina ja unschuldig wie ein Engel, und obwohl Filippa aussieht wie Satans jüngere Schwester persönlich, kommt sie dank Paulina

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