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Gefaehrliches Schweigen

Gefaehrliches Schweigen

Titel: Gefaehrliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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Wuff dabei?
    Er sandte eine SMS an Svea und starrte das leuchtende Display an.
    Keine Antwort.
    Wahrscheinlich schlief sie.
    Oder sie war zu traurig, um antworten zu wollen.
    Er legte sich wieder hin, konnte aber nicht einschlafen. Das schlechte Gewissen nagte wie ein Wurm in seinem Innern.
    Das alles war seine Schuld! Wie sollte er ihr jemals wieder in die Augen schauen können!
    Auf einmal hörte er ein Geräusch, lauschte mit angehaltenem Atem. Das Geräusch kam wieder. Ein schwaches Scharren.
    Glöckchen! Seit dem Unfall im Herbst hatte sie im oberen Stock schlafen müssen. Das Treppensteigen war zu anstrengend für sie.
    Was war los mit ihr?
    Er warf die Decke ab, schlich aus seinem Zimmer und huschte lautlos die Treppe nach oben.
    Sein Herz klopfte. Voller Entsetzen erinnerte er sich daran, wie sie ihn gezwungen hatten, mit in den Wald zu kommen. Dort hatte er auf zittrigen Beinen gestanden und das fröhliche Geschrei der anderen Schüler noch deutlich hören können. Jimmy hatte mit einem scharfen Messer gespielt, hatte es vor ihm hochgeworfen und wieder aufgefangen und dafür gesorgt, dass er nicht die Augen schloss, als Stoffe auf seinem Handy abscheuliche Bilder zeigte.
    Linus dachte an Glöckchen und sagte schließlich Ja. Dann erst ließen sie ihn gehen.
    War es möglich, dass sie jetzt im Haus waren? Er hatte doch getan, was sie verlangt hatten! War das nicht genug?
    Hier oben kam ihm die Dunkelheit besonders kompakt vor, aber er t raute sich nicht, Licht zu machen, sondern blieb stehen, bis seine Augen sich daran gewöhnt hatten, und ging dann weiter zur Küche.
    Glöckchen stand hinter der Tür.
    „Was ist denn?“, flüsterte er.
    Sie humpelte zum Wassernapf. Er war leer.
    „Entschuldige, tut mir leid, hab ich vergessen.“
    Er drehte den Wasserhahn auf und spähte nach draußen, während das Wasser in den Napf floss. Die Nacht war immer noch finster. In den Lichtkegeln der Straßenlampen warfen die Büsche lange Schatten, die wie Mulden im Schnee aussahen.
    Plötzlich erstarrte er.
    Jemand schlich durch ihren Garten!
    Das Wasser überschwemmte seine Hände. Er ließ die Metallschale fallen, worauf sie mit lautem Krachen in der Spüle aufschlug. Glöckchen fuhr zurück und stieß ein kurzes, laut hallendes Gebell aus.
    Sofort ging unten ein Licht an.
    „Linus, bist du das?“, ließ sich Papas schlaftrunkene Stimme aus dem Schlafzimmer vernehmen.
    „Ja!“, rief Linus zur Antwort. „Ich hatte vergessen, Glöckchen Wasser zu geben.“
    „Mhm, aber geh dann wieder ins Bett.“
    „Klar.“
    Er spähte wieder in die Dunkelheit hinaus. Jetzt konnte er nichts mehr erkennen.
    Aber niemand hinderte diese Monster daran, zurückzukommen.
    Vielleicht schon morgen früh, wenn er Glöckchen ausführte? Um sie mit Rattengift zu füttern.
    Wie Wuff.
    Auf wackligen Beinen ging er ins Bad und betrachtete sich selbst im Spiegel. Die Angst hatte sich in seinen Augen festgebissen. Und die Selbstverachtung.
    Er schloss die Augen, aber es gelang ihm nicht, dieses Bild von sich selbst zu verdrängen. Verängstigt und allein. Gegen die ganze Bande.
    Sie wird mich hassen!

SAMSTAG
    Mama und Papa mussten ihre Einladung in aller Hast verlassen. Sie holten mich und Wuff ab, dann fuhren wir im Eiltempo in die Tierklinik, wo das Personal schon auf uns wartete.
    Wuff verschwand aus unseren Augen, und wir mussten im Wartezimmer sitzen bleiben, zusammen mit anderen Tierbesitzern, die ihre Katzen und Hunde extra zärtlich streichelten. Meine trostlosen Tränen trafen sie bestimmt direkt ins Herz.
    Mein Mascara hinterließ Streifen auf Mamas schickem Top, als ich in ihren Armen Trost suchte. Ich weinte über Wuff und dachte an die entsetzlichen Qualen, die sie ein paar geschlossene Türen von mir entfernt durchlitt. Mein schöner Hund war das Opfer seiner eigenen Gefräßigkeit geworden. Und meiner Unfähigkeit, ihn zu schützen.
    Papa war genauso traurig wie Mama und ich, aber auch außer sich vor Zorn. Er wanderte in seinem dunklen Anzug im Wartezimmer auf und ab und wetterte ins Handy.
    Er rief bei Elias, Jimmy und Stoffe an, wurde aber mit jedem Gespräch nur noch wütender. Elias’ Vater wehrte lautstark alle Anschuldigungen ab, sein Sohn könne etwas so Grausames getan haben. Jimmys Vater war zu betrunken, um zu kapieren, wovon Papa redete. Und Stoffes Tante sagte, das erstaune sie nicht im Geringsten und darum könne sie sich nicht kümmern.
    Papa rief auch die Polizei an. Sie nahmen eine Anzeige auf und meinten, wir

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