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Gefährliches Spiel der Versuchung

Gefährliches Spiel der Versuchung

Titel: Gefährliches Spiel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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überrascht, dass Sie offenbar nicht der Meinung sind, es wäre gesund für die Kinder, wenn sie diesem düsteren und modrigen Granitfelsen für einen Tag entfliehen könnten. Ich habe nur das Beste für die Kinder im Sinn.«
    »Genau wie ich.«
    Sylvia wusste nicht, was sie noch entgegnen sollte, und war gezwungen, ihm nachzugeben. »Sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt«, meinte sie mit barscher Verärgerung, als sie sich mit fliegenden Röcken zur Tür wandte. »Komm schon, Arnaud. Hast du Lust auf eine Partie Whist im Salon? Lady Octavia und ihre angeheuerte Unterstützung scheinen es vorzuziehen, unter sich zu bleiben.«
 
    »Hmm.« Zur Betonung schlug die Witwe mit dem Spazierstock auf den Boden. »Ich frage mich, was sie gegen uns im Schilde führt?«
    »Was immer es ist, ich glaube, sie hat begriffen, dass Sie sich nicht für dumm verkaufen lassen.« Orlov prostete ihr zu, aber Shannon bemerkte, dass sein Lächeln angespannt wirkte.
    Sie brachte es nicht fertig, der alten Lady ebenfalls zuzuprosten. »Wir haben noch keinen Grund zu feiern. Schließlich haben wir den Krieg noch nicht gewonnen. Falls es überhaupt jemals so weit sein wird. Und angesichts der drohenden Gefahr ...« Sie zog das Quarzgestein aus der Tasche. »Um die Wahrheit zu sagen: Wir sind extrem verwundbar. Trotz all unserer Anstrengungen kann es uns nach Belieben treffen.«
    »Lassen Sie mich einen genauen Blick darauf werfen«, bat Orlov. Shannon reichte ihm das Stück. »Es sind keine Veränderungen von Menschenhand daran zu erkennen.« Im Feuer des Kamins schien der lichtdurchlässige Stein förmlich zu glühen.
    »Wir sind beide oft genug durch die Heide gewandert, um genau zu wissen, dass solcher Quarz in dieser Gegend nicht vorkommt«, betonte Shannon.
    Orlov widersprach nicht.
    Shannon atmete tief durch, bevor sie fortfuhr. »Wir wissen auch, wie gerissen D'Etienne ist. Das wäre genau der Trick, mit dem er es versuchen würde.« Plötzlich zitterte sie. »Er hält sich ganz in der Nähe auf. Ich weiß es.«
    Orlov hielt den Stein ein wenig höher. Die Schatten flogen über sein Gesicht, scharf und schnappend wie die Reißzähne eines Raubtiers.
    »Nennen Sie es weibliche Intuition«, fügte sie hinzu.
    »Aye.« Die Witwe rieb sich über die Fingernägel. »Ich spüre es auch in den alten Knochen. Und wagen Sie nicht zu behaupten, es läge nur an meinem Alter.«
    »Es ist mir fern, Ihnen zu widersprechen«, meinte Orlov abwehrend. »In den letzten Wochen habe ich größten Respekt vor dem Kampfgeist des weiblichen Geschlechts gelernt.« Er zwang sich zu einer trockenen Grimasse. »Obwohl das für einen gewöhnlichen Sterblichen kaum vorstellbar ist.«
    »Ihr Verständnis für viele Dinge des Lebens stellt die meisten Männer weit in den Schatten«, meinte Lady Octavia. Ihre grimmige Miene hellte ein wenig auf. »Wofür ich Ihnen außerordentlich dankbar bin.«
    Shannon brachte ebenfalls ein gezwungenes Lächeln fertig und dankte ihm unhörbar, dass er den Geist der alten Lady so ermuntert hatte. Inzwischen hatte sie es schätzen gelernt, dass er seinen Humor nicht nur als Waffe in Wortgefechten einsetzte.
    Die Witwe fühlte sich durch Orlovs Beispiel ermutigt und stapfte mit dem Stock auf den Boden. »Nun, wie sollen wir dem letzten Zug des Schurken die Stirn bieten? Was schlagen Sie vor?«
    Das Lächeln erstarb, als Shannon starr ins Feuer blickte. Sie wagte nicht zu sprechen.
    Orlov musterte sie einen Moment, bevor er das Wort ergriff. »Sun Tzu sagt, dass man vorbereitet sein soll, wenn der Feind schier unschlagbar ist. Es will mir also scheinen, dass wir uns eher in eine Verteidigungsposition begeben sollten. Shannon hat recht. Wir sind viel zu verwundbar, selbst innerhalb der Mauern des Hauses. Das Gebäude ist zu groß, zu verworren. Ich schlage vor, die Kinder in den kommenden Nächten bei Lady Octavia wohnen zu lassen.«
    Er wandte sich an die Witwe. »Ihre Gemächer im mittleren Turm sind nur über eine einzige Treppe erreichbar. Am Fuße der Treppe befindet sich ein kleiner Salon. Dort werden wir unser Schlafzimmer einrichten. Und abwechselnd schlafen, versteht sich.«
    »Das klingt sehr vernünftig«, meinte die Witwe. »Außerdem befinden sich eiserne Gitter vor den Fenstern, übrig geblieben nach einem Kampf gegen irgendeinen anderen Clan.« Klack, Klack, Klack. Der Rhythmus ihres Spazierstocks klang kriegerisch. »Wir werden die Kinder wecken und ihnen erzählen, dass der Umzug ein besonderes Vergnügen

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