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Gefährliches Spiel der Versuchung

Gefährliches Spiel der Versuchung

Titel: Gefährliches Spiel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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goldfarbenen Wimpern flatterten, und durch den Schmerz schimmerte ein Hauch seiner gewohnten Überheblichkeit. »Das Glück, sagt man, ist eine Lady. Und weibliche Wesen können meinem Charme nur selten widerstehen.«
    »Es ist wahrscheinlicher, dass Sie mit dem Teufel im Bunde sind.« Stirnrunzelnd betrachtete Shannon die entzündete Wunde, ein fiebriges Rot, das sie erneut besorgt machte. »Sie sollten besser darum beten, dass er keine nähere Bekanntschaft mit Ihnen sucht.«
    Der Russe zuckte zusammen. Aber irgendwie brachte er es fertig, seinen großspurigen Humor noch länger an den Tag zu legen. »Ich weiß, dass Sie mich zur Hölle wünschen. Gewöhnlich schätze ich mich glücklich, einer Lady zu Diensten zu sein, doch jetzt ...« Seine Worte glitten in einen scharfen Seufzer über, als sie den Rand des zerfetzten Loches in seiner Schulter betastete.
    »Tut mir leid«, murmelte Shannon. Der Knochen schien nicht zersplittert zu sein, aber es bestand die Gefahr, dass die Wunde sich ernsthaft entzündete. Trotz der frischen salzigen Brise fühlte sich Orlovs Stirn heiß und feucht an.
    Shannon strich ihm eine Haarsträhne aus der Stirn und wischte die Schweißtropfen fort. Es mochte sein, dass Orlovs Manieren ungehobelt waren und seine Beweggründe ein Rätsel; aber sie war nicht so abgestumpft, dass sie seinem Leiden keinerlei Beachtung schenkte. Eine rasche Durchsuchung der Kabine förderte eine Schüssel, Decken und eine Wasserflasche zutage. Nachdem sie schließlich den gröbsten Schmutz von der Wunde gewischt und ihm eine kalte Kompresse auf die Stirn gelegt hatte, lehnte sie sich gegen den Schiffsrumpf und spürte, wie eine Welle der Erschöpfung sie durchflutete.
    Verdammt noch mal! Solche Komplikationen konnte sie nicht gebrauchen. Nicht wenn ihr Auftrag ihr auch ganz buchstäblich um die Ohren geflogen war. Lynsley wäre schon enttäuscht genug, wenn sie zurückkehrte, ohne dass ihr Einsatz sich gelohnt hatte. Und dann noch in unerwarteter Begleitung ...
    Ihr Blick fiel auf das markante Profil des Russen. Andererseits gab es immer noch zahlreiche unbeantwortete Fragen, was Orlovs Verstrickung in den früheren Auftrag ihrer Zimmergenossin Siena betraf. Zwei Mitglieder des englischen Hochadels waren mit aufgeschlitzter Kehle aufgefunden worden. Verräter, daran gab es keinen Zweifel; aber die Verwirrung hatte ihre Mitstreiterin und einen unschuldigen Earl beinahe das Leben gekostet.
    Ganz zu schweigen von ihrem eigenen.
    Daher würde Lynsley vielleicht die Gelegenheit begrüßen, sich zwanglos mit Orlov zu unterhalten - zumal der Kerl dem Marquis in jener Nacht durch die geschickten Finger geschlüpft war. Shannon ballte die Hände zu Fäusten. Der schwer fassbare Russe hatte sicher auch sie übers Ohr gehauen. Wenn sie daran dachte, welch leichtes Spiel er mit ihr gehabt hatte, fühlte sie sich wie eine Närrin. Dabei hatte sie sich doch geschworen, dass er eines Tages für den Schaden bezahlen würde, den er an ihrem Handgelenk angerichtet hatte! Ganz zu schweigen davon, wie sehr er diese Kränkung durch den Diebstahl ihres wertvollen Dolchs noch verschlimmert hatte - ein andalusisches Kunstwerk, den sie als Klassenbeste in Waffenkunde gewonnen hatte.
    Die Begegnung hatte sie sowohl in ihrem Stolz als auch persönlich verletzt, wie Shannon zugeben musste. Weshalb sich das schlechte Gewissen in ihr regte, als sie seine Lippen mit ein paar Tropfen Wasser befeuchtete. Vielleicht war es kleinlich, dass sie sich aus persönlichen Gründen rächen wollte - und nicht wegen einer Staatsangelegenheit.
    Shannon ertappte sich dabei, dass sie gegen die Röte in ihren Wangen kämpfte - nicht der Kränkung, sondern ihrer Professionalität wegen. Wenn es ihr nicht gelang, D'Etiennes Kopf auf dem Silbertablett zu servieren ...
    Der Kapitän duckte sich unter dem niedrigen Türrahmen durch und setzte ihren Grübeleien ein Ende. Er knüpfte ein zusammengerolltes Tuch auf, in dem sich chirurgische Instrumente verbargen, und breitete sie auf der leeren Koje aus.
    »Ich nehme an, dass Sie einige Erfahrungen mit der Behandlung von Schusswunden vorweisen können«, vermutete Shannon und betrachtete die messerscharfen Klingen mit mulmigem Gefühl. Ihre Ausbildung in der Versorgung von Gefechtswunden war nur notdürftig, sodass sie hoffte, der Kapitän erwartete nicht, dass sie sich selbst um die Angelegenheit kümmerte. So sehr sie es unter anderen Umständen genossen hätte, Orlov mit heißen Nadeln zu piken, so war der Russe

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