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Gefährliches Spiel der Versuchung

Gefährliches Spiel der Versuchung

Titel: Gefährliches Spiel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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hoch, Glas zersplitterte, und schwarzer Qualm waberte durch die zerbrochenen Fensterrahmen. Aus dem Inneren drang ein markerschütternder Schrei nach draußen.
    »Wie zum Teufel ...« Orlov kniff die Augen zusammen. »Sie hatten kein Schwefelholz, keinen Flintstein ...«
    »Knallquecksilber. Ein schwerer Schlag setzt es in Brand.« Shannon wirbelte herum. »Das wird uns für ein paar Minuten den Rückzug sichern.« Sie drängte ihn in Richtung des Fußweges, der sich zwischen den Buchsbaumhecken wand. »Hier entlang.«
    Mit schleppendem Schritt führte Shannon ihn über den locker gestreuten Kiesweg. Der Russe schlitterte bedenklich, und seine Atemzüge gingen immer zittriger; aber irgendwie gelang es ihm, nicht zurückzufallen. Die letzte Windung führte sie zu einer schmalen Brücke aus Stein, wo seine Schritte schließlich zögerten und schwankten.
    »Sie werden uns bald dicht auf den Fersen sein. Ich bin Ihnen nur ein Klotz am Bein.« Er lehnte sich an das Geländer und winkte sie durch. »Gehen Sie. Ich werde meine Chance schon zu nutzen wissen.«
    »Welche Chance? Sie haben keine.« Ohne sich auf einen weiteren Streit einzulassen, schnappte sie nach seinem Mantel und zerrte ihn auf die andere Seite.
    »Und worauf warten Sie jetzt noch?«, stieß er mit zusammengebissenen Zähnen hervor, als sie sich bückte. »Auf ein himmlisches Orchester, das einen Trauermarsch anstimmt?«
    Shannon achtete nicht auf seinen Spott, kratzte mit dem Flintstein über Stahl und ließ die Funken an einer Zündschnur glimmen, die sich an dem Grundstock der Brücke hinunterschlängelte. »Sie sind nicht der Einzige, der sich vorbereitet hat.«
    »Es ist ziemlich feucht hier draußen«, widersprach er.
    »Damit habe ich gerechnet. Das Schießpulver ist zu einem besonderen Korn gemahlen worden. Mit einer Extraportion Salpeter.« Sie drängte zurück. »Das Paket wird sich entzünden.«
    Eine laute Explosion unterstrich ihre Worte. Flammen schossen aus einem der Schlosstürme, erhellten die hochfliegenden Schindeln des Schieferdachs und die fliegenden Steine mit unheimlicher Glut. »Sieht so aus, als würde Ihr Werk sie ein wenig aufhalten. Genau wie die Zerstörung der Brücke.« Shannon linste in die dunkle Schlucht hinunter. »Es wird eine Weile dauern, bis sie einen provisorischen Übergang gebaut haben.«
    Der Russe wollte gerade etwas sagen, aber die Worte blieben ihm im Halse stecken.
    »Hier entlang.« Shannon stützte den schwankenden Orlov und führte ihn zu ihren Pferden. »Ich sollte besser einen Blick auf Ihre Wunde werfen.«
    Er protestierte nicht. Was zweifellos daran liegt, dachte Shannon, dass er ausreichend damit beschäftigt ist, regelmäßig zu atmen.
    Shannon schlug sein Hemd zur Seite und stellte fest, dass die Kugel immer noch tief im Fleisch saß. Sie verzog das Gesicht, als sie mit der Fingerspitze behutsam um die ausgefranste Wunde kreiste. Er brauchte einen Chirurgen, und zwar bald. Im Moment konnte sie nicht mehr tun, als die Blutung zu stillen.
    Sie griff in die Satteltaschen und tastete nach der aufgerollten Baumwolle. Nachdem sie die Fetzen der Kleidung und das verbrannte Schießpulver beiseitegewischt hatte, versuchte sie, die Wunde mit einer selbst gemachten Bandage zu verbinden.
    »Trinken Sie.« Der Whisky aus dem Riechfläschchen lief über seine Lippen. »Und richten Sie sich auf einen langen Ritt ein«, warnte sie, »über unwegsames Gelände.«
    »Wohin?«, brummte der Russe.
    »Kenmare.«
    Er nickte, das Gesicht schmerzverzerrt.
    Shannon verschwendete keine Zeit mehr an Worte und half ihm in den Sattel.
    Der felsige Pfad tauchte in ein enges Tal ein und führte durch ein Dickicht aus Farnen und Eichen. Das Mondlicht, das sich hin und wieder hinter den Wolken versteckte, verlieh den knorrigen Ästen ein noch bedrohlicheres Aussehen. Sie ritten schweigend. Nichts außer dem Plätschern des Wassers, das über die Felsvorsprünge rann, und dem sanften Getrappel der Hufe drang durch die feuchte Luft an ihr Ohr.
    Angestrengt lauschte Shannon auf Geräusche, die auf eine Verfolgung schließen ließen, doch weit und breit war nichts zu hören. Bestimmt hatte man sich im Schloss noch nicht von dem ersten Schlag erholt; aber sie durfte nicht darauf rechnen, dass die Verwirrung noch sehr viel länger währte. Die Männer des Clans dürsteten nach Blut. Shannon musste in Bewegung bleiben.
    Einmal mehr dankte sie stumm, dass Lynsleys Netzwerk dazu angewiesen war, sie nur mit dem Besten zu versorgen. Bei ihren

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