Gefährliches Spiel der Versuchung
Pferden handelte es sich um zwei reinrassige Jagdpferde, deren breite Brust für Kraft und Ausdauer garantierte. Außerdem hatte sie ihre Ausrüstung auf ein drittes Pferd geladen, nur für den unvorhergesehenen Notfall ...
Shannon zügelte ihr Pferd in den Schritt und warf einen Blick über die Schulter. Orlov hockte gekrümmt im Sattel, aber es gelang ihm, sich zu halten. Allerdings wagte sie keinen Gedanken daran zu verschwenden, wie lange wohl noch ...
Sie drehte sich um und stellte sich in den Steigbügeln auf, flehte innerlich, dass sie keine verräterischen Marksteine passiert hatte. Der Stechginster kratzte über ihre Stiefel, und das Prickeln erinnerte sie daran, dass sie sich keinen Fehltritt erlauben durfte. Nachdem sie ein kleines Gebüsch von Dornen und Disteln umrundet hatte, erblickte sie einen blassen Steinhügel und seufzte erleichtert auf.
Aber jetzt musste eine Entscheidung gefällt werden. Die Steine markierten eine Abkürzung; der Weg war sehr steil und zeigte keinerlei Spuren, denen man folgen konnte. Zweifellos reichte ihre eigene Geschicklichkeit aus, aber der Russe wirkte recht wacklig im Sattel.
Shannon zügelte das Pferd in den Stand, stieg ab und entkorkte ihr Riechfläschchen. »Hier. Lassen Sie sich helfen und nehmen Sie noch einen Schluck.« Mit der Hand strich sie Orlov über die Wange, die bereits warm war. Aus der Nähe konnte sie erkennen, dass seine Lippen glühten und die Haut fiebrig glänzte.
Verdammt.
Das trieb sie zu einem Entschluss. Sie schlug das Seil der Länge nach aus und knüpfte es ihm um die Hüften. »Wenn wir aufsteigen und die Sümpfe durchqueren, können wir uns mehrere Stunden sparen. Ich kenne den Weg, und die Pferde sind dafür bereit. Aber es wird wehtun.«
Orlov brachte nicht mehr als ein glucksendes Gelächter über die Lippen. »Dann werden Sie, daran habe ich keinen Zweifel, jeden Schritt auf dem Weg genießen.«
Sie schürzte die Lippen. »Mr. Orlov, ich bin nicht sadistisch veranlagt. Obwohl ich Sie im Sattel festbinden muss.«
»Ein Jammer, dass ich nicht in der Verfassung bin, solch interessante Fürsorglichkeit willkommen zu heißen.«
»Sparen Sie sich Ihre Kräfte für ...« Shannon verkniff sich ihre Widerworte, als er bewusstlos in ihre Arme sank. »Eine jungfräuliche Ohnmacht, Sir?«, murmelte sie. »Das werde ich Ihnen garantiert bis in alle Ewigkeit vorwerfen.«
Mit einem Blick durch das Tal vergewisserte sie sich, dass O'Malleys Männer weit und breit nicht in Sicht waren. Dann schwang Shannon sich auf ihr eigenes Pferd, nahm selbst einen kleinen Schluck aus dem Fläschchen und begann mit dem langen Aufstieg.
Dieses E-Book wurde von der "Osiandersche Buchhandlung GmbH" generiert. ©2012
4. Kapitel
M einer Information nach soll es nur eine Person sein«, sagte der Mann, der die Tür öffnete.
»Pläne ändern sich«, erwiderte Shannon knapp, während sie den hölzernen Riegel zurückschob.
»Und das Risiko verdoppelt sich.«
»Dann stellen Sie es doppelt in Rechnung.« Ihre klimpernde Geldbörse ließ die Beschwerde verstummen. »Außerdem brauche ich einen Arzt.«
Bei diesen Worten schüttelte ihr Verbindungsmann - ein kleiner, drahtiger Bauer mit silbrigem Haarschopf - heftig den Kopf. »Zu gefährlich«, schnaubte er.
Shannon ließ das Gold aufblitzen. »Ich werde dafür sorgen, dass das Risiko sich lohnt.«
Der Mann rieb sich über das Kinn. »Es gibt einen, der willens wäre, zu helfen. Aber es wird Sie ein Vermögen kosten.«
»Holen Sie ihn!«, befahl Shannon. »Rasch! Ich kümmere mich um die Pferde.«
Orlov brachte nicht mehr als ein Stöhnen über die Lippen, als sie ihn ins Stroh sinken ließ. Die Bandage war blutgetränkt. Hölle noch mal! Vielleicht war der Mann nichts als ein Dieb und Schurke. Aber deswegen würde sie ihn nicht zum Teufel schicken.
Shannon warf einen Blick auf ihre Taschenuhr. Es blieb nicht viel Zeit, bevor Ebbe und Flut wechselten. Kenmare lag nur eine Meile entfernt, aber sie konnte es sich nicht leisten, zu knapp dran zu sein.
Es dauerte nur eine Viertelstunde, bis ihr Verbindungsmann wieder zurück war. »Pech gehabt!«, murmelte er, »einer der Torfstecher hat sich die Zehe abgehackt. Enniscrone wird nicht vor Mitternacht zurück sein.«
Sie betrachtete Orlovs fiebriges Gesicht. »Und wenn ich ihn hierlasse, damit man sich um ihn kümmert?«
Der Mann strich sich mit dem Finger über die Kehle. »Ich habe keine Ahnung, welche Geschäfte Sie hier in der Gegend zu erledigen haben.
Weitere Kostenlose Bücher