Gefährliches Spiel der Versuchung
frisches Leinen um die Wunde.
Ob der Allmächtige ihr stummes Gebet erhört hatte? Jedenfalls signalisierte ein sanftes Klopfen an der Tür, dass die Zeit für ihre tägliche Flucht aus dem engen Quartier - und vor dem Russen - gekommen war.
»Und wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen! Ich muss dringend frische Luft schnappen.«
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5. Kapitel
H ören Sie auf, sich zu drehen und zu winden, Sir. Sie sind nicht kräftig genug, um aufrecht zu sitzen.«
In der Nacht war das Fieber gesunken, und Orlov konnte es kaum erwarten, sein Krankenbett zu verlassen. »Wollen Sie das mal ausprobieren, golubuschka?«
»Es wäre kaum ein fairer Kampf«, schnappte Shannon, »vielleicht, wenn Sie wieder voll und ganz bei Kräften sind.«
»Darf ich das als Herausforderung verstehen?« Er konnte nicht anders, als sie zu provozieren, denn mit geröteten Wangen und loderndem Blick sah sie noch verführerischer aus.
»Verstehen Sie es, wie Sie wollen ...« Shannon wandte den Blick ab. »Mit ein wenig Glück wird es keine weiteren Zufallsbegegnungen geben. Es wäre nicht gesund.« Sie drehte ihr Handgelenk. »Weder für Sie noch für mich.«
»Ich habe bereits für die letzte Begegnung um Entschuldigung gebeten«, murmelte er.
»Recht gepflegt sogar«, gestand sie ein. »Aber wie dem auch sei, Sie können nicht leugnen, dass die Funken sprühen, wenn wir aufeinandertreffen.« Shannon kehrte zum Tisch zurück, auf dem Seekarten ausgebreitet lagen, und schrieb zu Ende.
Das Licht der Lampe tanzte über ihr Profil. Obwohl er sich im Kopf immer noch benommen anfühlte und die Schulter scheußlich schmerzte, hinderte er sich angestrengt daran, die Augen zu schließen, um ihre Gesichtszüge studieren zu können. Es war, wie er feststellte, das erste Mal, dass er sie in einem Moment der Muße beobachten konnte. Bis jetzt hatte er sie nur in heftiger Bewegung kennengelernt - mit wirbelnden Gliedmaßen und blitzendem Stahl.
Im Ruhezustand wirkten ihre Züge scharf geschnitten, kräftig und doch überraschend zart. Ihr Gesicht leuchtete wie kostbares Porzellan, betonte die samtig grünen Augen, die in einem verführerischen Schatten aus rauchiger Jade zu schimmern schienen. Die Nase war gerade, anders als die vollen Lippen, deren weiche Kurven die Fantasie einluden, darüber nachzudenken, wie sie wohl schmecken würden, wie sie sich wohl anfühlen würden.
Orlov spürte, wie sein Mund austrocknete. Irgendetwas faszinierte ihn an ihrem wilden Wesen. Shannon war anders als jede andere Frau, die er zuvor kennengelernt hatte. Was, wie er angesichts der Schneise, die er durch ungezählte Boudoirs in Europa und England gepflügt hatte, nicht gerade wenig zu bedeuten hatte. Um die Wahrheit zu sagen: Keine Begegnung war besonders erinnerungswürdig gewesen. Die Frauen schienen mit Leichtigkeit in sein Bett zu stolpern.
Bei diesem Gedanken schwankte seine Miene zwischen Grinsen und Grimasse. Sie - wann zum Teufel würde sie ihm endlich ihren Namen verraten? -, sie würde sich mit aller Tapferkeit verteidigen, sobald er sie zu verführen versuchte. Gehörte das zur Herausforderung, zur Verlockung? Der Himmel wusste, dass er von einer Frau nichts anderes erwartete als eine flüchtige Paarung. Das Fleisch kam zusammen, das Fleisch ging auseinander. Heiß schoss die Leidenschaft in die Höhe und kühlte genauso schnell wieder ab, bis sie in der Asche der Erinnerung versank.
Verwirrung der Gefühle? Das bedeutete nichts als Ärger.
Abstand. Trennung. Nur wenn man sich an harte Regeln hielt und schnell handelte, brachte man sich aus der Gefahrenzone.
Trotzdem konnte er sich seine Bemerkung nicht verkneifen. »Wo wir gerade über unfaire Vorteile sprechen, golubuschka. Sie kennen meinen Namen, müssen mir Ihren eigenen aber noch offenbaren.«
Außer dem leichten Kratzgeräusch der Feder auf dem Papier gab es keine Antwort.
»Vielleicht sollte ich es machen wie Napoleon mit seiner kreolischen Braut: Ich taufe Sie einfach mit einem Namen meiner Wahl.«
Shannon quittierte seinen Vorschlag mit einem Schnauben. »Wollen Sie damit unterstellen, dass es irgendwelche Vertraulichkeiten zwischen uns gibt? Pah!«
Orlov runzelte die Stirn. Ihr Hohn hatte ihn getroffen. »Eher ein gegenseitiger Respekt, geschmiedet in der Hitze des Gefechts. Unter Soldaten gibt es immer eine gewisse Kameradschaft, selbst wenn sie auf gegnerischen Seiten kämpfen.«
Shannon weigerte sich,
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