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Gefährliches Spiel der Versuchung

Gefährliches Spiel der Versuchung

Titel: Gefährliches Spiel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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das Buch. »Ich ... ich sollte mich erst dann äußern, wenn ich das Buch zu Ende gelesen habe.«
    »Ah. Ein kluger Entschluss.« Orlov verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schloss die Augen. »Lassen Sie sich durch mich nicht abhalten, die Geschichte zu genießen.«
    Shannon blätterte um. »Oh, ganz ausgezeichnet«, murmelte sie und begann: »Es gibt wenig Menschen, die ich wirklich liebe, und noch weniger, von denen ich Gutes denke ...«
 
    Orlov lehnte sich in den Kissen zurück und genoss das Spiel des Lichts auf ihrem Gesicht, während sie las. Genau wie die Geschichte bot ihre Miene ein fesselndes Spiel feinster Gefühle. Er bemerkte, dass ihre Ausdrucksfähigkeit ihn sogar noch mehr faszinierte. Trotz ihres betörenden Charakters konnte Elizabeth Bennett dem weiblichen Wesen aus Fleisch und Blut, das das enge Quartier mit ihm teilte, nicht das Wasser reichen. Mit jeder Faser seines Daseins spürte er ihre Anwesenheit, obwohl sie ihren Stuhl möglichst weit entfernt von seiner Pritsche aufgestellt hatte. Die enge Kabine vibrierte förmlich vor Hitze.
    Shannon war immer noch verärgert. Er hatte gelernt, die untergründigen Zeichen ihres Zorns zu verstehen - das hochgereckte Kinn, den flammenden Blick, den scharf abgegrenzten dunkelroten Schatten auf ihren Wangen. So wenig es auch die Art eines Gentlemans sein mochte, es einzugestehen: Er hatte keinerlei Mühen gescheut, sie zu provozieren. Denn es gefiel ihm, wenn sie sich kämpferisch zeigte. Er konnte sich vorstellen, dass sie noch nicht einmal einem Duell mit dem Teufel persönlich aus dem Weg gehen würde, wenn dieser Teufel es wagte, ihr Missfallen zu erregen.
    »Langweile ich Sie?« Shannon brach abrupt ab.
    »Sie tun vieles, aber gelangweilt haben Sie mich noch nie, meine Liebe.«
    In ihren Augen blitzte es, als wollte sie ihn mit einem Dolch durchbohren.
    »Bevor Sie es als Beleidigung verstehen, gestatten Sie mir die Bemerkung, dass es als Kompliment gemeint war.«
    »Es wäre mir lieber, wenn Sie sich Ihre Schmeicheleien verkneifen würden«, entgegnete Shannon, »und Ihre Hände bei sich behielten.«
    Orlov neigte den Kopf. »Wovor haben Sie Angst?«
    »Weder vor Ihnen«, schnappte sie zurück, »noch vor irgendeinem anderen Mann.«
    »Nein«, stimmte er zu, »ich vermute, dass Ihre inneren Dämonen ein viel gefährlicherer Gegner sind.«
    Shannon lachte, aber das Echo hallte hohl von den Eichenplanken des Schiffs zurück. »Das Laudanum hat Ihnen den Verstand geraubt, Sir. Sie reden Unsinn.«
    »Warum tauchen Ihre Wangen dann nur in dieses wundervolle Rosa?«
    »Weil Sie selbst die Geduld eines Engels auf die Probe stellen würden. Und der Himmel weiß, dass meine Geduld nicht gerade überirdisch zu nennen ist. Ich bin nicht für meine Großmütigkeit gegenüber Dummköpfen bekannt.«
    »Ich kann mir gut vorstellen, dass ein unbändiges Temperament in Ihnen steckt«, murmelte er, »und dass die Zündschnur sehr kurz ist, bevor Sie zur Explosion kommen.«
    Shannon kommentierte seine Bemerkung mit einem verächtlichen Schnauben. »Teufel noch mal!« Sie stieß sich vom Tisch ab, konnte aber nur ein paar Schritte laufen, bis sie an der Tür angekommen war. Frustriert wirbelte sie herum und quetschte sich in ihre eigene Koje. »Stellen Sie sich doch vor, was Sie wollen. Da Sie Ihre eigenen Fantasien dem Roman vorzuziehen scheinen, will ich Sie nicht länger belästigen.«
    Sofort bedauerte Orlov, dass er sie mit seinem Spott dazu getrieben hatte, in wütendes Schweigen zu verfallen. Denn er hatte den Klang ihrer Stimme mehr genossen, als er sich selbst einzugestehen wagte. Sie war so samtweich ... Wie ihr Haar erinnerte sie ihn an Honig, in dem die Sonne tanzte.
    Orlov schluckte seine spöttische Erwiderung hinunter. »Bitte verzeihen Sie!«, sagte er stattdessen. »Ich sollte meine schlechte Laune nicht an Ihnen auslassen. Wenn ich verspreche, auf weitere Unterbrechungen zu verzichten, darf ich Sie dann bitten, fortzufahren, golubuschka?«
    Shannon zögerte, seufzte aber nach einer langen Pause. »Gut. Ich denke, ich sollte Ihnen außerdem meinen Namen verraten, wenn auch nur, um zu vermeiden, auf der gesamten Reise golubuschka genannt zu werden. Ich heiße Shannon.«
    Orlov konnte nicht umhin, zu denken, dass sie vielleicht recht hatte. Das Laudanum richtete seltsame Dinge mit seinem Verstand an: Es hatte nicht nur den Schmerz betäubt, sondern auch sein Gefühl für Distanz in Mitleidenschaft gezogen. Wie sonst sollte er es verstehen, dass er

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