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Gefährliches Spiel der Versuchung

Gefährliches Spiel der Versuchung

Titel: Gefährliches Spiel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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durch ihn hatte erdulden müssen, anstatt über eine präzisere Strategie nachzudenken, wie sie den drohenden Gefahren begegnen sollten.
    Verdammt sei der Kerl! Er hatte sie für dumm verkauft. Ihre wahre Identität war ihm von Anfang an bekannt gewesen. Über seine eigene hatte er Stillschweigen gewahrt, hatte sie glauben lassen, dass er nichts wäre als ein Dieb, ein Schurke, ein Dreckskerl, der gewissenlos zum Mord schreiten würde, wenn die Tat nur genügend Profit versprach. Nur stellte sich ihr die Frage, warum sie sich eigentlich an solchen Dingen stören sollte ... Mochte es doch sein, wie es wollte!
    »Erfreuen Sie sich an der Landschaft?«
    Shannon lenkte den versteinerten Blick von den blaugrauen Felsen auf Orlovs Profil. »Bis gerade eben.« Es tröstete sie ein wenig, dass sein Gesicht leichenblass war.
    Er schnalzte mit der Zunge. »Kommen Sie schon! Wir sollten das Kriegsbeil besser begraben ... vorzugsweise besser nicht in meinem Schädel.«
    »Höchstwahrscheinlich werden wir all unsere Waffen einsetzen müssen, um einen so entsetzlichen Mann wie D'Etienne zur Strecke zu bringen«, erwiderte sie. »Wenn es sich als notwendig erweisen sollte, Ihnen mit einer dieser Waffen zur Seite zu springen, werde ich versuchen, Ihnen nach Kräften beizustehen.«
    Wie zur Antwort auf ihren unfreundlichen Tonfall verhärteten sich Orlovs Gesichtszüge. »Schmerzt es Sie immer noch, dass Ihr Stolz verletzt worden ist? Vielleicht ist die Haut einer Frau doch zu dünn für diese Aufgabe.«
    Shannon warf ihm einen beleidigten Blick zu. »Ich muss wohl kaum fragen, welchen Beruf Sie für Angehörige meines Geschlechts für angemessen halten.«
    »Unmut steht Ihnen überhaupt nicht, Shannon. Ich war nicht so frei, Ihnen meine Identität oder gar die Einzelheiten meiner Mission offenbaren zu dürfen. Hätten Sie unter gleichen Umständen anders gehandelt?«
    Shannon biss sich auf die Unterlippe. Er hatte ins Schwarze getroffen.
    Orlov nahm ihr Schweigen als Eingeständnis der Niederlage, stützte sich mit den Ellbogen auf die Reling und lächelte sie an. Aber zu ihrer Überraschung nutzte er seinen Vorteil nicht aus.
    Genau wie sie schien er zufrieden, das Gesicht der scharfen salzigen Brise entgegenzustrecken und den Blick über die regenverhangenen schmalen Buchten und die felsigen Strände schweifen zu lassen, an deren Rändern sich die Granitklippen befanden. Das Grollen der See, die rhythmisch schlagenden Wellen, die klappernden Masten und knarzenden Taue sorgten für eine seltsam freundschaftliche Stimmung, während der Kutter sich dem Land immer näher entgegenschob.
    Genau wie die Wärme, die unter seinem Umhang hochstieg, und der Hauch von braunem Rum, nach dem seine frisch rasierten Wangen dufteten. Shannon wurde sich plötzlich bewusst, dass ihre Schulter sich seiner gefährlich genähert hatte, und trat zurück.
    »Merkwürdig anziehend, nicht wahr?«
    »W ... was?« Sie hoffte, dass sie nicht so verwirrt aussah, wie sie sich anhörte.
    Kaum merklich zog er die Brauen hoch. »Die Landschaft, was sonst?«
    Shannon gab keine Antwort.
    »Laut meiner Karte werden wir auf dem Weg in das Landesinnere noch reichlich von den Highlands zu sehen bekommen. Mit der Kutsche wird es mehrere Stunden dauern, bis wir das Anwesen der McAllisters erreicht haben.«
    »Fast vier Stunden, soweit ich weiß. Nachdem wir Dornoch erst einmal verlassen haben, sind die Straßen nicht mehr als Spuren im Dreck, und je tiefer wir in die Sumpflandschaft eindringen, desto schlimmer soll es werden.« Sie strich sich die Röcke glatt, ärgerte sich stumm über die widerspenstigen Falten des nassen Stoffes, dem sie die bequeme Zweckmäßigkeit ihrer Hosen und Stiefel vorgezogen hätte. Aber in der Rolle der Gouvernante musste sie strikt auf dem Pfad der Tugend und des Anstands wandeln. »Wir haben Befehl, beim White Gyrfalcon einen Transport anzuheuern.«
    »Aus welchem Grund?«, fragte Orlov. »Es ist unmöglich, dass sie uns erwarten. Außerdem haben wir die Reise schneller hinter uns gebracht, als jede Botschaft von Lord Lynsley es hätte schaffen können. Es sei denn, er hat Brieftauben geschickt.«
    Shannon rief sich die Abschiedsworte des Marquis' ins Gedächtnis. Sie zögerte nicht länger, Orlov ihr Vertrauen zu schenken. »Die Besitzerin ist eine frühere Schülerin der Academy for Select Young Ladies«, gab sie ihre Informationen preis. »Sobald ich meinen Aufenthalt dort erwähnt habe, können wir sicher sein, dass wir mit keinen

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