Gefährliches Spiel der Versuchung
Täuschung verstehen. Ganz zu schweigen auf die Kunst, jemanden zu töten. Wir halten Sie für unsere besten Agenten, und weil Sie bereits unter Beweis gestellt haben, dass Sie zusammenarbeiten können, sehe ich keinen Grund, das Arrangement zu ändern.«
»Keinen Grund?«, wiederholte Orlov weich. Ein paar Sekunden lang glaubte er, sein Vorgesetzter würde nur seinen besonderen Sinn für Humor spielen lassen. Aber ein Blick in Yussapovs Gesicht bewies ihm, dass es dem Mann bitterernst war. »Ich würde mich glücklich schätzen, sämtliche Gründe auf einer Liste notieren zu dürfen, sowohl auf Englisch als auch auf Russisch, damit es keine Missverständnisse gibt«, fuhr er fort. »Vorausgesetzt natürlich, dass Lord Lynsley mir einen Packen Kanzleipapier zur Verfügung stellen kann.«
»Ausnahmsweise muss ich Mr. Orlov zustimmen.« Rasch sprang Shannon ihm zur Seite. »Es wird nicht funktionieren.«
»Warum nicht?«, fragte Lynsley milde.
»Äh ...«, stammelte sie unsicher, »ich ...«
»Ich arbeite allein«, schloss Orlov. »Daran gibt es keinen Zweifel.«
Yussapov neigte den Kopf und schaute an die Decke, erweckte den Eindruck, als gebührte seine Aufmerksamkeit einzig den barocken Engeln, die sich in der Malerei an der Decke tummelten.
Orlov murmelte ein paar russische Worte, die ihn abrupt auf den Boden der Tatsachen zurückholten.
»Aber, aber, Alexandr, wir wollen doch nichts überstürzen!«, besänftigte der Prinz.
»Wir?«, wiederholte Orlov vermeintlich höflich. »Immerhin ist es mein Kopf, den ich riskiere.«
Lynsley schenkte dem Geplänkel der Männer keine Beachtung und wandte sich an Shannon. »Wie ich bereits erwähnte, ist D'Etienne sowohl für England als auch für Russland eine Bedrohung. Ich würde es allerdings nie wagen, Sie gegen Ihren Willen in eine Mission zu zwingen. Falls Sie aus persönlichen Erwägungen der Meinung sind, dass Sie den Anforderungen nicht gerecht zu werden vermögen, werde ich selbstverständlich auf Ihre Gefühle Rücksicht nehmen. Eine der anderen Merlins ...«
»Nein, Sir!«
Orlov bemerkte, wie sie das Kinn hob, stellte fest, dass dessen Konturen so scharf waren wie die Klinge eines Schwertes. Verdammt. Der Marquis hatte sie äußerst geschickt in eine Stellung manövriert, aus der es kein Entkommen gab.
»Ich bin bereit, es mit dem Teufel persönlich aufzunehmen, wenn das notwendig ist, Sir. Allein oder in welcher Gesellschaft auch immer Ihre Befehle es vorsehen, Sir.« Ihre Stimme klang überzeugend, obwohl es ihr offenkundig an Begeisterung mangelte.
»Vielleicht hilft es, wenn ich die Umstände erläutere«, fuhr der Marquis in derselben milden Weise fort. Es klang vielmehr so, als würde er einen Port und Zigarren bei White's bestellen, anstatt den Plan für die Ermordung eines gefährlichen Feindes zu entwickeln. »In Fragen der Rüstungstechnik vollbringt Angus McAllister wahre wissenschaftliche Wunder. Im bevorstehenden Feldzug könnten seine Innovationen bezüglich der Artillerie und Ballistik helfen, das Blatt zu unseren Gunsten zu wenden.«
Yussapov trommelte einen kriegerischen Marsch auf die Tischplatte.
»Nun, er ist nicht nur Wissenschaftler, sondern auch ein hingebungsvoller Familienvater«, fuhr der Marquis fort, »und Vormund für seine Nichte und seinen Neffen, die verwaist sind. Eine Verantwortung, die ihm sehr am Herzen liegt. Auf dringendes Anraten unserer Regierung hat er sich zögernd entschlossen, die Kinder der Fürsorge ihrer Großmutter zu überlassen, einer Witwe, die in einem abgelegenen Winkel der schottischen Highlands lebt. So kann er selbst mit unseren Militärexperten an den Verbesserungen arbeiten.«
Orlov bemerkte, dass Shannon zusammenzuckte, als die verwaisten Kinder erwähnt wurden. »Sie müssen nicht ins Detail gehen, Sir«, unterbrach sie. »Ich glaube Ihnen aufs Wort, dass die Mission für unser Land überlebenswichtig ist.«
»In diesem Fall ist es meiner Auffassung nach von größter Wichtigkeit, dass Sie in vollem Umfang begreifen, was auf dem Spiel steht. D'Etiennes nächstes Ziel ist ... aber ich mache gerade den zweiten Schritt vor dem ersten.«
»Da«, stimmte Yussapov auf Russisch zu, »wir sollten einen Schritt zurücktreten und einfach erklären, was uns vorschwebt.«
Orlov beschlich eine unbestimmte Ahnung, wohin die Sache führen würde.
»Stellen Sie sich nur vor, eine zerbrechliche alte Babuschka mit zwei kleinen Kindern auf einem abgelegenen Landgut.« Yussapov schwelgte förmlich im
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