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Gefährliches Spiel der Versuchung

Gefährliches Spiel der Versuchung

Titel: Gefährliches Spiel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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höchste Zeit wurde, selbst das Wort zu ergreifen. »Vielen Dank, Mylady. Mr. Oliver und ich freuen uns über Ihre Anerkennung.«
    »Sparen Sie sich Ihren Dank! Sie haben die beiden Satansbraten ja noch gar nicht gesehen.« Obwohl Lady Octavia die Worte mit einem leichten Augenzwinkern ausgesprochen hatte, verdunkelte ihre Miene sich für ein paar Sekunden. »Aber wir sollten von vorn anfangen. Ich plappere hier in einem fort, während die Anstrengungen der Reise Sie doch sicher hungrig und müde gemacht haben. Ich werde anordnen, dass der Tee im Salon serviert wird, während Sie sich in Ihrer Unterkunft einrichten.«
    Die alte Dame stieß mit ihrem dicken Spazierstock auf den Boden. Sie rief damit den Butler zu sich, der so altertümlich aussah wie die keltischen Symbole, die in den steinernen Fenstersturz gemeißelt waren. »Rawley, führen Sie Mr. Oliver in das Gästezimmer im Ostflügel der ersten Etage. Miss Sloane, Sie kommen mit mir.«
    Orlov verneigte sich würdevoll und bot seinen Arm.
    »Bilden Sie sich ja nicht ein, Sie könnten mich mit glänzenden Manieren gnädig stimmen, junger Mann.« Gleichwohl nahm sie die Aufmerksamkeit an. »In meinen jungen Jahren habe ich genügend Halunken kennenlernen dürfen. Ich weiß die Spreu vom Weizen zu trennen.«
    »Es würde mir nicht im Traum einfallen«, murmelte Orlov. »Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass irgendjemand es wagen würde, Ihnen Sand in die Augen zu streuen, Mylady.« Er beugte sich ein wenig hinunter. »Welche, wenn Sie die Bemerkung erlauben, im schönsten Wasserblau schimmern.«
    Lachend klopfte sie ihm mit dem Stock gegen das Schienbein. »Das ist maßlos übertrieben, Mr. Oliver, maßlos übertrieben. Und nun fort mit Ihnen!« In der Halle blieb die alte Dame stehen und deutete auf die Treppe. »Bevor Sie sich in Ihren Schmeicheleien verfangen wie in einem Dornengestrüpp.«
    Er zwinkerte ihr zu.
    »Hat er denn schon versucht, einem jungen Ding wie Ihnen an die Wäsche zu gehen?«, fragte Lady Octavia, während Orlov die Treppe hinaufstieg.
    Shannon spürte, wie die unerwartete Frage ihr die flammende Hitze in die Wangen trieb. »Ich ... ich, das heißt, Mr. Oliver begreift unsere Beziehung als rein beruflich, Mylady.«
    »Sie gehören doch nicht zu diesen sittenstrengen Methodisten, oder?« Behutsam stieß sie mit dem Spazierstock an den Koffer zu Shannons Füßen, so als ob sie damit rechnete, dass Feuer und Schwefel aus seinem Inneren emporschießen könnten.
    »Äh ... nein.«
    »Gut. Unsere Presbyterianer machen uns schon genug zu schaffen.«
    Shannon senkte den Blick auf die Stiefelspitzen und bewahrte taktvolles Schweigen.
    »Nun - wärmen Sie Mr. Oliver die Laken?«
    Shannon riss den Kopf hoch. »Nein.«
    Lady Octavia nahm das Lorgnon ab und reinigte die Gläser sorgfältig an ihrem Ärmel. »Vielleicht brauchen Sie auch ein Lorgnon, gutes Kind. Wenn ich in Ihrem Alter wäre, würde ich ernsthaft in Erwägung ziehen, den ganzen Kram mit Sitte und Anstand in den Wind zu schießen. Denn er ist ein ausgesprochen attraktiver Mann.« Sie setzte sich das Gestell wieder auf die Nase und blinzelte wie eine Eule. »Habe ich Sie schockiert, Miss Sloane?«
    Shannon achtete sorgsam darauf, die Mundwinkel zu kontrollieren. »Nur wenige Dinge könnten mich schockieren, Lady Octavia.«
    »Dann gibt es noch Hoffnung für Sie.« Die Witwe wandte sich in die Mitte des Flures. Trotz ihrer knorrigen Gelenke wirkten ihre Bewegungen überraschend agil. »Nun, stehen Sie nicht so herum ... Kommen Sie schon!«
    Unbehagliches Schweigen begleitete ihre Schritte, als die beiden Frauen die Eingangshalle durchquerten und in den Ostflügel einbogen. Die Zimmer gaben die rustikale Grandiosität der Highlands wieder. Hirschgeweihe krönten die geschnitzten Feuerstellen, die so groß waren, dass man einen Ochsen darauf rösten könnte. In den gezimmerten Bücherregalen lehnten Vögel ihr Gefieder an ledergebundene Wälzer über Falkenjagd und Fischerei, während auf den Böden dicke Teppiche lagen, um die Kälte in Schach zu halten. Und um die stolze Tradition der alten Clans hochzuhalten, war nahezu jeder Zentimeter der Mauer mit beeindruckenden Waffen aus der Sammlung dekoriert.
    Shannon verlangsamte den Schritt, als sie an einer Stelle angekommen war, die vor alten Armbrüsten und Bolzen nur so strotzte. Fasziniert von den messerscharfen Kanten und der mächtigen Mechanik riss sie die Augen auf.
    Ihre Reaktion löste bei Lady Octavia ein kurzes Schnauben aus.

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