Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefährliches Spiel der Versuchung

Gefährliches Spiel der Versuchung

Titel: Gefährliches Spiel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
Vom Netzwerk:
Stelle.«
    »Rechnen kann ich beinahe genauso gut wie Scottie.« Emma streckte das Kinn trotzig vor. »Onkel Angus hat gesagt, dass ich sehr gut mit Zahlen umgehen kann.«
    »Ich bin überzeugt, dass du in allen Fächern eine ausgezeichnete Schülerin sein wirst.« Shannon hielt kurz inne. »In Geschichte zum Beispiel sollten wir den Unterricht über die Britischen Inseln mit einem Blick auf Grace O'Malley beginnen. Grace O'Malley, der irische Hitzkopf aus dem sechzehnten Jahrhundert, der erste weibliche Pirat.«
    Lady Octavia hustete. »Wir sollten den Unterricht über irisches Blutvergießen und anderes Durcheinander besser auf morgen verschieben. Kinder, es ist Zeit für das Abendessen.«
    »Aber Grandmama ...«, riefen Prescott und Emma wie aus einem Munde.
    Der klopfende Spazierstock brachte sie zum Schweigen. »Bei der kleinsten Meuterei an Bord dieses Schiffes wird der Schuldige dazu verurteilt, das Deck zu schrubben.«
    Kichernd und grinsend kommentierten die Kinder die Drohung.
    »Und jetzt verschwindet, ihr Rabauken!« Kaum waren die Kinder zur Treppe gestürmt, richtete die Witwe einen bohrenden Blick auf die neuen Lehrer. »Hmmm ...«
    Es war nicht klar, ob sie ihm mit dem ausgestoßenen Luftstrom eine kalte Abfuhr erteilen wollte oder nicht.
    »London muss sich sehr verändert haben, seit ich dort gelebt habe«, bemerkte die Lady und richtete die Aufmerksamkeit plötzlich auf Shannon. »Was sagten Sie, wo Sie ausgebildet worden sind?«
    »In Mrs. Merlins Academy for Select Young Ladies.«
    »Nie gehört.«
    »Das überrascht mich nicht, Mylady«, erwiderte Shannon schnell. »Unter den Schülerinnen finden sich keine Töchter der höheren Gesellschaft. Aber ich darf Ihnen versichern, dass der Unterricht ausgesprochen streng ist.«
    »Woolsey ist sehr wählerisch, wenn es um die Lehrer geht«, murmelte Orlov. »Die Agentur ist stolz auf seine fortschrittliche Erziehungsphilosophie.«
    »Sie sollten sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, junger Mann. Bevor Sie mit den ersten Lektionen anfangen, würde ich gern wissen, welchen Lehrplan Sie für meine Enkelkinder vorgesehen haben?«
    Shannon war sich nicht sicher, wie bewandert Orlov in Unterrichtsangelegenheiten war, und wollte gerade das Wort ergreifen - was sich als unnötig herausstellte.
    »Ganz bestimmt haben wir vor, die Kinder in allen traditionellen Fächern zu unterrichten, zusammen mit ebenso ermutigenden wie gesunden Spielen draußen an der frischen Luft. Mens sana in corpore sano - die alten Römer haben fest daran geglaubt, dass es einen gesunden Geist nur in einem gesunden Körper geben kann.«
    Ein Mörder, der klassische Literatur zitieren kann? Die Bildung des Russen würde aus Shannon noch eine richtige Gelehrte machen. Unwillkürlich fragte sie sich, welche Talente dieser Mann noch in sich barg.
    Ohne mit der Wimper zu zucken, bückte Orlov sich und ersetzte den Stock der alten Dame durch seinen Arm. »Wo wir gerade über traditionelle Ansichten sprechen, Mylady, ich würde gern über eine andere Angelegenheit mit Ihnen reden ...«
    Shannon hatte nichts dagegen, sich im Hintergrund zu halten. Ein verwegener Schurke wie er, gestand sie sich insgeheim ein, kann sich als nützlicher Verbündeter erweisen. Allerdings nur, solange sie sich selbst davor schützte, sich von seiner geschickten Zunge verführen zu lassen. Oder von dem geschmeidigen Spiel seiner kräftigen Muskeln unter der verschlissenen Kleidung.
    Verborgene Talente, in der Tat. Keinesfalls durfte sie es wagen, Alexandr Orlov aus den Augen zu lassen. Genauso wenig wie die Kinder und die umliegende Heidelandschaft.
 
    »Ein Spaziergang durch die Heide?« Lady Octavia kommentierte Shannons Vorschlag mit einem seltsam beunruhigten Blick. Der erste Unterrichtstag war gerade zu Ende gegangen, und die Kinder waren in der Küche verschwunden. »Ich hatte angenommen, dass Sie sich noch nicht ganz von der Reise hierher erholt haben.«
    »Oh, ich bin nicht aus Zucker«, erwiderte Shannon. »Jetzt wo der Unterricht beendet ist und Emma ihr Abendessen einnimmt, dachte ich, ich sollte die Gelegenheit ergreifen, mich ein wenig mit der Umgebung vertraut zu machen. Solange es noch Tageslicht gibt.«
    »Hmm.«
    Shannon spürte, dass die alte Lady sich nicht darüber schlüssig war, ob ihre Kräfte den Anforderungen gewachsen waren. Anders als Orlov, der mit seinem Charme eindeutig die Gunst der Dame erobert hatte. »Aber falls Sie der Meinung sind, dass ich die Kinder besser nicht allein

Weitere Kostenlose Bücher