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Gefährliches Spiel der Versuchung

Gefährliches Spiel der Versuchung

Titel: Gefährliches Spiel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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antreibt, eine solch lange und beschwerliche Reise zu unternehmen, noch dazu mit ihren verwöhnten Freundinnen.«
    Orlov begegnete Shannons Blick, als er seinen Turm aus der Bedrohung von Shannons Pferd befreite.
    Hatte das Spiel gerade eine neue Wendung genommen?
    Mit den Fingerspitzen betastete Orlov den geschnitzten Elfenbeinturm, der in der Ecke der schwarzweißen Quadrate plötzlich klein und ungemein verwundbar aussah.
    »Sie gehen auf Nummer sicher«, murmelte Shannon. »Ich bin ebenfalls der Auffassung, dass es in den ersten Etappen der Spiels klug ist, sich bedeckt zu halten.«
    »Wie bei jedem Duell ist es das Beste, die Stärken und Schwächen des Gegners genau zu erkunden, bevor man den tödlichen Zug wagt.« Orlov nippte an seinem Tee. Er überlegte, mit welchen taktischen Manövern er die Witwe dazu bringen könnte, ihre Verkündung näher zu erläutern.
    Allerdings brauchte er keine weitere Ermutigung, um fortzufahren. »Geld«, murmelte Lady Octavia, »was sonst als die nackte Not würde Sylvia dazu treiben, Hals über Kopf in die Highlands zu reisen.« Obwohl sie zu sich selbst gesprochen hatte und trotz der knackenden Kohlen im Kamin waren ihre Worte gut zu verstehen. »Mr. Oliver, wären Sie so freundlich, mir ein Glas Sherry einzuschenken? Nein, besser nicht, ich würde einen soliden schottischen Whisky vorziehen.«
    »Die Aussicht auf Gäste scheint eine Quelle des Unbehagens für Sie zu sein«, bemerkte Orlov höflich, während er die bernsteinfarbene Flüssigkeit in das Glas füllte.
    »Mir ist nicht nur unbehaglich, junger Mann, ich bin ernstlich verärgert!«, erwiderte die Lady grimmig. »Wie Sie sofort begreifen würden, wenn Sie Sylvia schon einmal begegnet wären.«
    »Ist diese anmaßende Person eine Freundin, oder gehört sie zur Familie?«, wollte Shannon wissen.
    »Familie. Oder so ähnlich.« Mit bebenden Lippen trank sie einen Schluck Whisky. »Lady Sylvia St. Clair ist die Schwester meiner verstorbenen Schwiegertochter. Mit ihr ist es wie mit unserem Malt aus den Highlands: Man genießt sie am besten sparsam dosiert.« Die Witwe seufzte. »Schenken Sie sich selbst ein Glas ein, Mr. Oliver. Und wenn Sie schon mal dabei sind, auch eins für Miss Sloane. Eine alte Lady sollte nicht allein trinken.«
    Orlov lachte anerkennend, während er der Bitte folgte. »Ich gestehe, dass Sie meine Neugier geweckt haben, Mylady. Klingt so, als wäre die junge Frau eine echte Herausforderung.«
    Lady Octavia stieß mit dem Spazierstock in seine Richtung. »Und Sie werden ganz sicher ihre Neugier wecken. Sylvia hat einen unstillbaren Hunger nach attraktiven Schurken.«
    Er zog die Brauen hoch. »Ach, wirklich?«
    »Allerdings wechselt sie ihre Vorlieben noch schneller als modische Kleider oder Frisuren.«
    »Nach Ihren Worten zu urteilen ist es merkwürdig, dass sie plötzlich das Bedürfnis nach frischer Luft in den Highlands verspürt«, beobachtete Shannon, den Whisky unangerührt in den Händen. »Es sei denn, dass sie schlicht ihre Nichte und ihren Neffen vermisst.«
    Lady Octavia kommentierte die Bemerkung mit einem unterdrückten Schnauben. »Ha! Es ist sehr viel wahrscheinlicher, dass sie Geld für ihre zahlreichen Zerstreuungen vermisst. In der Vergangenheit hat Angus sich überaus spendabel gezeigt, hat ihr brüderlich zur Seite gestanden. Aber sie sollte eigentlich wissen, dass ich mich nicht so leicht erweichen lasse.«
    »Wahrscheinlich ahnt sie nicht, dass er nicht da ist.«
    Die zerfurchte Stirn der Witwe wirkte noch faltiger. »Merkwürdig, aber sie scheint darüber informiert zu sein. Was in mir die Überzeugung wachsen lässt, dass ihre Lage ausgesprochen verzweifelt sein muss.«
    Der Whisky brannte scharf in Orlovs Mund. Bloßer Zufall? Schon längst hatte der Zynismus den Verdacht in ihm genährt, dass solche Zufälle so selten anzutreffen waren wie Schneefall im Hochsommer.
    Shannon schien seine Auffassung zu teilen. »Sie erwähnten, dass Sylvia ihre Freundinnen mitbringen will. Sie sind mit diesen Damen ebenfalls bekannt?«
    Lady Octavia schüttelte den Kopf. »Sylvia hat die Namen nicht erwähnt. Aber ich bin mir sicher, dass es sich um das übliche Gefolge aus dummen Gänsen aus den Salons handelt.«
    »Ist sie hübsch?«, fragte Orlov.
    »Bevor Sie in irgendwelchen Träumereien schwelgen, junger Mann, sollten Sie sich gesagt sein lassen, dass an Sylvia keine Flügel wachsen, die sich zum Fliegen eignen würden.«
    Weil er befürchtete, dass sein Interesse an dem drohenden

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