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Gefährliches Spiel der Versuchung

Gefährliches Spiel der Versuchung

Titel: Gefährliches Spiel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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über den Unterricht nicht lange. Nachdem sie sich in den letzten strittigen Fragen geeinigt hatten, schien Lady Octavia abgeneigt, die Unterhaltung zu beenden. »Erzählen Sie mir mehr über Ihre Herkunft, Miss Sloane.«
    »Ich fürchte, da gibt es nicht viel zu erzählen. Denn ich habe ein recht behütetes Leben geführt«, antwortete Shannon. »Ich stamme aus London. Nachdem meine Eltern verstorben waren, wurde mir glücklicherweise angeboten, einer kleinen Erziehungseinrichtung außerhalb der Stadt beitreten zu dürfen.«
    »Ja, in der Tat, das sagten Sie bereits ... Mrs. Merlins Academy for Select Young Ladies. « Die Witwe schob sich das Lorgnon höher auf den Nasenrücken. »Ich wundere mich nur, dass mir noch nie etwas über diese Einrichtung zu Ohren gekommen ist.«
    »Es ist nur eine kleine Anstalt. Sie wurde gegründet, um Mädchen aus bescheidenen Verhältnissen für nützliche Tätigkeiten in der Gesellschaft auszubilden«, bemerkte Shannon mit weicher Stimme. »Weder der Lehrkörper noch die Schülerinnen sind irgendwie glamourös. Aber der Ruf der Einrichtung steht außer Frage. Der Marquis of Lynsley gehört zu den Schirmherren.«
    »Nun, ich bin überzeugt, dass es sich um eine ehrenwerte Anstalt handelt.« Ein paar Sekunden lang schien Lady Octavia tief in ihre Gedanken versunken. »Seine Tante und ich waren schon zu Schulzeiten beste Freundinnen. Ein lebhaftes Mädchen, ausgesprochen klug und ungemein witzig. Ihr Neffe dagegen soll ein recht schwerfälliger Mensch sein.«
    Orlov bemerkte, dass Shannon sich ein Lächeln verkneifen musste. »Ich würde Lord Lynsley nicht unbedingt mit solchen Ausdrücken beschreiben. Er ist zweifellos ein ernster Gentleman, aber das heißt nicht, dass er charakterlos oder gar langweilig ist.«
    Die Witwe schnaubte kurz. »Sehr diplomatisch gesprochen, Miss Sloane.«
    »Seine Lordschaft wäre entzückt über Ihr Lob. Er hat stets an mir getadelt, dass ich dazu neige, das Herz allzu sehr auf der Zunge zu tragen.«
    »Es ist nichts Falsches daran, wenn in einem Mädchen eine kleine Flamme der Leidenschaft brennt. Keinesfalls dürfen Sie es zulassen, dass man jedes Fünkchen Lebendigkeit in Ihnen erstickt.«
    Shannon senkte den Blick auf ihre sittsam gefalteten Hände. »Ich werde Ihren Rat beherzigen.«
    Der ältliche Lakai trat ein und raschelte mit einem Päckchen Briefen. Das verhinderte weitere Fragen. »Betty hat die Post der ganzen Woche aus dem Dorf gebracht, Mylady, zusammen mit einem Korb frischer Eier.«
    »Wahrscheinlich ist nichts Interessantes dabei«, meinte Lady Octavia, während sie den Bindfaden aufknüpfte. »Keine Ahnung, warum ich mir immer noch La Belle Assemblée aus London schicken lasse. Es ist ja nicht so, dass ich noch über die neueste Mode informiert sein müsste.«
    Sie räusperte sich unwirsch, als Shannon sich erhob. »Warum ergreifen Sie die Flucht? Sie beide können ebenso gut hierbleiben und sich mit einer Partie Schach vergnügen, während ich die Post durchsehe.«
    Pflichtbewusst baute Orlov das Brettspiel auf, während die Witwe den Kerzenhalter zurechtrückte.
    Hunde, die bellen, beißen nicht, dachte Orlov stumm, das ist mit ihr genauso wie mit dem zotteligen grauhaarigen Hund zu Füßen ihres Armsessels. Die Einsamkeit ließ jeden Menschen ein wenig kratzbürstig werden. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, warum die alte Lady sich entschieden hatte, die meiste Zeit des Jahres ohne Gesellschaft zu verbringen, abgesehen von einem alternden Hund und drei Katzen. McAllister und die Kinder verbrachten den Winter gewöhnlich in Edinburgh ...
    »Hmm!«
    Als Orlov vom Schachbrett aufschaute, entdeckte er, dass Lady Octavia den just gelesenen Brief zerknüllt ins Feuer warf.
    »Sylvia hat schon immer einen unglückseligen Mangel an gesundem Menschenverstand gezeigt«, brummte die Witwe. »Aber in diesem Fall hat ihre Flatterhaftigkeit sich doch zu neuen Höhen aufgeschwungen.«
    »Ich hoffe, dass Sie keine schlechten Nachrichten erhalten haben, Mylady.«
    »Hmm.« Die faltigen Wangen der alten Lady färbten sich in ein verärgertes Violett. »Das junge Ding hat wirklich Nerven! Hat doch niemals ein Fünkchen Interesse an den Kindern bekundet. War zu sehr damit beschäftigt, sich in London zu amüsieren, ihre eleganten Abendgesellschaften zu pflegen und französischen Champagner zu genießen. Und jetzt, wie aus dem Nichts ...« Stirnrunzelnd betrachtete sie das Papier, das sich in ein Häufchen Asche wandelte. »Ich frage mich, was sie

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