Gefährliches Spiel der Versuchung
zuckte zusammen. Das Mädchen schien sich jedem Mann auf dem Silbertablett zu servieren, ganz gleich, wer einmal kosten wollte, wie sie schmeckte. Er drückte die Schultern gegen den Fels und flehte, dass die beiden rasch weitergehen würden, damit er sich wieder um seine eigenen Angelegenheiten kümmern konnte.
Zweige knackten, Steine knirschten. Annabelles Gelächter verwandelte sich in ein schrilles Wimmern.
Verdammt noch mal. Es konnte doch nicht sein, dass ...
Orlov wagte einen raschen Blick über die Felskante.
Der nackte Hintern des Kerls verschwand in Bergen von Unterröcken, als er die junge Frau an den Baum drückte.
Orlov fluchte lautlos und verbarg sich wieder in seinem Versteck. Mit der richtigen Führung konnte Annabelles Wildheit vielleicht in etwas verwandelt werden, was an gesunden Menschenverstand erinnerte. Aber die Hoffnung auf eine glückliche Zukunft schwand für sie dahin.
Unwillkürlich verglich er den vollkommenen Mangel an Selbstbeherrschung der jungen Frau mit Shannons strikter Hingabe an die Pflicht. Das Leben der einen war von Geburt an dem Privileg und dem Vergnügen gewidmet, das Leben der anderen dem Schmerz und der Armut. Eine war ein verzogenes Gör, die andere war ...
Wie sollte er Shannon beschreiben? Orlov verzog den Mund, spürte ihre Küsse immer noch süß auf den Lippen. Shannon trotzte jeder Beschreibung mit Worten; Bezeichnungen wie »mutig, stark und prinzipienfest« konnten die Fülle und Reichhaltigkeit ihres Charakters nicht ausschöpfen. Es mochte sein, dass selbst ein Mensch, der sein ganzes Leben in ihrer Nähe verbrachte, doch immer wieder Überraschungen erlebte.
Ein schrilles Kreischen riss ihn aus seinen Grübeleien. Himmel sei Dank, die Nummer hatte nur kurz gedauert.
»Oh, Stephen!« Annabelle kicherte zittrig. »Werden wir das oft tun, wenn wir erst verheiratet sind?«
»So oft du willst, Darling.«
»Mmm.« Die Brise trug das Geräusch der raschelnden Röcke zu ihr hinüber. »Der Plan ... Kommst du bald, um mich zu erlösen?«
»Ja, meine Liebe. Sehr bald, wie ich hoffe. Ich brauche nur noch ein paar Tage, um alles einzurichten. Und ich werde dir eine Nachricht senden, wie verabredet. Wirst du bereit sein?«
»Oh, ja.« Mädchenhaftes Gekicher. »Ich weiß, was du von mir erwartest. Du musst keine Angst haben, dass ich meine Meinung in letzter Minute ändere. Es wird ein Riesenspaß!«
»Genau das soll es sein.« Ihr Liebhaber lachte leise, als er ihr einen Kuss auf die Wange hauchte. »Was bin ich nur für ein glücklicher Mann, dass mir so ein wagemutiges Mädchen in die Arme gelaufen ist!«
»Wie sieht er aus?« Shannon prüfte den Hahn ihrer Pistole, zog sich eine schwarze Haube über und machte sich bereit für die nächtlichen Streifzüge.
Orlovs Mund zuckte amüsiert. »Blonde Locken, muskulöse Schenkel und ein haariger Hintern.«
Sie unterdrückte ein Lachen. »Nun, wenn er in der Dunkelheit seine Waffe auf mich richtet, wird er den ehelichen Treueschwur als Sopran singen müssen.«
Orlov lachte, wechselte dann abrupt den Tonfall. »In aller Ernsthaftigkeit - Sie müssen dort draußen besonders vorsichtig sein!«
»Glauben Sie, dass der geile Lord Norbert hergekommen ist, um noch mehr zu stehlen als nur die Jungfräulichkeit der Kleinen?«
»Ich habe darüber nachgedacht.« Orlov fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Wir können es uns nicht leisten, irgendein Indiz außer Acht zu lassen.«
»Wie wahr.« Shannon überlegte kurz. »Andererseits kann ich mir nicht vorstellen, dass ein professioneller Killer wie D'Etienne es riskieren würde, sich vor seinen Gegnern für eine billige Nummer zu entblößen.«
»Da könnten Sie recht haben«, gestand er ein. »Aber trotzdem sollten Sie in Ihrer Wachsamkeit nicht nachlassen.«
»Das versteht sich von selbst.« Nachdem sie Hammer und Zündstein ein wenig korrigiert hatte, fügte sie hinzu: »Man möchte meinen, dass in jedem Mädchen genügend Verstand steckt, auf den Ring am Finger zu warten, bevor es die Röcke hebt.«
»Ich hätte niemals geglaubt, dass Sie so auf Anständigkeit erpicht sind.«
»Ich bin nicht prüde«, entgegnete sie, »nur praktisch veranlagt. In einer Verhandlung würde man doch auch nicht sein wertvollstes Gut verschenken, bevor man nicht einen angemessenen Gegenwert erhalten hat.«
»Ah!« Die flatternden Vorhänge verdeckten sein Gesicht. »Mit anderen Worten: Sie erheben keine moralischen Einwände dagegen, außerhalb der Ehe mit einem Mann zu
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