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Gefährliches Spiel

Gefährliches Spiel

Titel: Gefährliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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der Akt einer dieser sexuellen Perversionen aus einem Psychiatrie-Lehrbuch gleichgekommen, als hätte er eine Tote gevögelt oder so. Es brauchte viel, damit Nick die Lust an Sex verging, aber Consuelo hatte dafür gesorgt. Allein die Erinnerung daran verursachte ihm Übelkeit.
    Der Gedanke an Sex mit Charity Prewitt war etwas ganz anderes. Alles an Charity war wundervoll – ihre Haut, ihre Stimme, ihre ganze Art, ihr Geruch. Weiblich und elegant. Absolut verführerisch.
    Kein Wunder, dass sein Penis in Habachtstellung war wie eine Wünschelrute, die nach einem Jahr in dürrer Wüste endlich eine kühle, frische Quelle gefunden hatte.
    „Sie starren mich an“, bemerkte Charity trocken. Er blickte in ihre faszinierenden Augen – ein heller Sommerhimmel zur Mittagszeit.
    „Ja, tue ich“, gab er zu. „Aber das ist es eben, was Männer tun – hübsche Frauen anstarren. Das ist es, was uns zum Beispiel von Bäumen unterscheidet.“
    Sie lächelte. Charity schien nichts dafür übrig zu haben, sich zu zieren, so wie es die meisten schönen Frauen taten. Sie lächelte nicht künstlich, sie klimperte nicht mit den Wimpern – auch wenn ihre so lang waren, dass sie vermutlich nur mit einem Wimpernschlag eine Kerze in zehn Metern Entfernung ausmachen könnte –, sie atmete nicht extra tief, um ihre Brüste hervorzuheben. Nick kannte so ziemlich jedes Manöver und könnte das Drehbuch dafür schreiben.
    Charity aß einfach ruhig weiter.
    Nick musste sich jetzt endlich mal zusammenreißen und anfangen, Informationen aus ihr herauszubekommen … Es gab einen Grund, warum er hier war, und der war nicht, in Charity Prewitts schöne Augen zu starren und Fantasien darüber zu entwickeln, in ihr zu sein. Und er war ganz bestimmt nicht hier, um Emilios köstliche Fagottini zu essen, auch wenn das eine nette Begleiterscheinung war.
    Wenn die Welt gerecht wäre, würde Nick bei seinen Partnern im eiskalten Überwachungswagen sitzen, seine Socken und Unterhose in einem Eimer mit kaltem Wasser auswaschen, in ein Glas pinkeln und in den Wald kacken wie ein Bär. Der Grund, warum ihm das erspart blieb, lag darin, dass er bekanntermaßen gut bei Frauen ankam. Und natürlich half es auch, dass er ein wirklich extrem guter Lügner war.
    Ein schwerer Job, aber jemand musste ihn schließlich machen.
    Also war es nicht gerade gut, wenn all sein Blut aus seinem Gehirn in seinen Schwanz strömte. Er brauchte dieses Blut dringend über seinem Hals, sodass er sie ausfragen konnte, was sich etwas schwierig gestaltete mit einer Latte, die so hart war, dass es wehtat.
    Denk an Worontzoff , sagte er sich. Denk daran, was für ein kolossales Arschloch dieser Mann ist.
    Wassily Worontzoff. Literat, Romanautor, der letzte der russischen Intellektuellen, der in den Gulag geschickt worden war. Die Sowjetunion starb, aber wie ein Skorpion, der im Todeskampf noch ein letztes Mal zusticht, bäumte sie sich auf und riss Worontzoff mit sich in den Abgrund.
    Das hätte nicht passieren dürfen, denn die Luft war erfüllt von Perestroika und Glasnost. Zeitungen erlebten eine neue Blütezeit, die Berliner Mauer fiel. Intellektuelle waren die Lieblingskinder der Welt.
    Aber irgendwo lief irgendetwas schief, und Worontzoff und seine Geliebte Katya wurden an einen Ort geschickt, der von der Menschheit vergessen wurde – Kolyma. Das berüchtigtste von Stalins Lagern, wo die Gefangenen als Sklaven in Goldminen arbeiten mussten. Wo so viele Männer starben, dass die Straße nach Kolyma „die Straße der Knochen“ genannt wurde. Wo jede Unze Gold ein Menschenleben kostete. Es hatte auf jeden Fall Katyas gekostet.
    Nick hatte fast Mitleid mit dem Mistkerl, wäre da nicht die Tatsache, dass er sich im Gefängnis den Wory w sakone angeschlossen hatte, den „Dieben im Gesetz“, einer kriminellen Gruppe innerhalb der Unterschicht, die der Gesellschaft Rache geschworen hatte. Die „Diebe“ lehnten alles an der Gesellschaft ab – ihre Sitten, ihre Gesetze, ihre Gefühle.
    Nach dem Fall der Sowjetunion kamen die Wory zu Macht und Einfluss, wie eine Maschine, die im Leerlauf nur darauf gewartet hatte, dass die Bremsen gelöst wurden. Das Russland nach der Sowjetzeit war ein gefallener Gigant, sein erlegter Kadaver lag bereit, geplündert zu werden. Und das taten sie dann auch.
    Die russische Mafia explodierte. In weniger als eineinhalb Jahrzehnten war sie mächtiger als der Staat selbst geworden. Ihr gehörten Fabriken und Eisenbahnen und Telefongesellschaften und

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