Gefährliches Spiel

wie man es sich nur vorstellen konnte.
    Schade, dass der Weg zur Vernichtung Worontzoffs genau über diese schöne Frau führte, die hier mit ihm am Tisch saß und ihn anlächelte.
    „So.“ Er legte seine Gabel auf den Teller und beugte sich leicht vor. Er konnte die Hitze der Kerzenflamme an seinem Gesicht spüren. „Was tun hübsche Mädchen in Parker’s Ridge? Was sind die örtlichen Attraktionen?“
    Charity schüttelte den Kopf. Es war natürlich unmöglich, aber er hatte das Gefühl, dass ihr Duft ihn einhüllte, wenn sie sich bewegte, als wenn es ein feiner, schimmernder Puder wäre.
    Reiß. Dich. Zusammen. Jetzt!
    „Parker’s Ridge ist nicht Manhattan, Nick“, sagte sie mit einem kleinen Lächeln. „Die Vergnügungen sind hier provinzieller, als Sie es vermutlich gewöhnt sind. Aber dennoch haben wir einige Attraktionen. Und dann gibt es natürlich auch Wassily Worontzoffs musikalische Soireen. Er schafft es immer wieder, Musiker von Weltklasse in unsere kleine Ecke der Welt zu locken.“
    Mit keinem Wimpernzucken verriet Nick irgendeine Emotion. Er verzog das Gesicht, ganz der ahnungslose Geschäftsmann, der wusste, dass er sich an einen Namen erinnern sollte, es aber nicht tat.
    „Worontzoff“, sagte er mit einem Stirnrunzeln. „Ist das nicht der russische … russsische was? Musiker? Tänzer?“
    Charity lachte. „Schriftsteller. Russische Schriftsteller. Ein sehr bedeutender Schriftsteller, der Autor von Trockne deine Tränen in Moskau , einem der großen Meisterwerke der Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts. Er wird jedes Jahr für den Literaturnobelpreis nominiert. Und er hätte ihn ohne Zweifel auch schon gewonnen, wenn er weitergeschrieben hätte, aber das tat er nicht. Er war einer der letzten Dissidenten, die in ein sowjetisches Gefangenenlager geschickt wurden. Nachdem er entlassen wurde, hat er kein einziges Wort mehr geschrieben.“
    Ihr Gesicht und ihre Stimme waren ernst geworden. Sie blickte auf die Tischdecke hinab, malte mit ihrem rosigen Nagel ein Muster. Sie sah zu ihm hoch, ihre juwelengleichen Augen voller Gefühl.
    „Und er redet auch nicht darüber. Er ist ein wundervoller Mann, und wir sind Freunde geworden, seit er hierher gezogen ist. Tatsächlich findet an diesem Donnerstag wieder eine seiner musikalischen Soireen statt.“
    Oh Gott. Nick fühlte, wie sein Herz beinahe aussetzte. Freunde. Was zur Hölle hieß das? Schlief sie mit ihm? Es war schlimm genug, dass sie den nächsten Donnerstag überhaupt in Worontzoffs Nähe verbrachte, ohne dass er das Bild von Charity direkt unter dem Scheißkerl vor Augen hatte und wie sich ihre schlanken Beine um seine Hüften schlangen …
    Das war nicht gut. Er wollte nicht einmal darüber nachdenken. Das war schlimmer als Consuelos Spielzeugkiste, viel schlimmer.
    Nick sah sie aufmerksam an. Sie sah ihm in die Augen, ihr Blick ruhig und offen. Er entspannte sich. Wenn sie Worontzoffs Geliebte wäre, hätte es irgendwelche Zeichen gegeben. Sie wäre leicht errötet, hätte kurz gelächelt. Irgendetwas. Aber da war nichts.
    Also schlief sie nicht mit dem Bastard. Gut.
    Nicht, dass es ihm wichtig war.
    Zumindest nicht sehr.
    Himmel . Scheiße!
    Die kleinen Härchen in Nicks Nacken richteten sich auf. Ihm war gerade eine Tür geöffnet worden – eine echte Tür, groß genug, um einen Lkw hindurchzufahren –, durch die er in Worontzoffs Haus gelangen konnte. Als Charitys Gast. Eine verdammt gute Gelegenheit. Deshalb war er hier und nicht in dem stinkenden Überwachungsfahrzeug, und das Erste, was ihm dazu eingefallen war, war nicht: Wie bekomme ich eine Einladung in Worontzoffs Haus?, sondern: Vögelt Charity den Typen?
    Er hatte sich komplett von seinem Auftrag ablenken lassen. Zack – war er einfach aus seinem Kopf verschwunden. Ablenkung widersprach jedem Training, dem er sich je unterzogen hatte, ganz zu schweigen davon, dass es die sicherste Methode war, sich umbringen zu lassen.
    Verdeckte Ermittlungen waren wie die Proktologie. Man stocherte auf der Suche nach etwas Bösem in Arschlöchern herum, und dann entfernte man die bösen Dinge, die man gefunden hatte. Seine Arbeit erforderte ständige Konzentration, Tag und Nacht.
    Wenn Nicholas Ames einen großen Fehler machte, verlor er Geld. Nick Ireland bezahlte seine Fehler mit Blut. Es war an der Zeit, sich schnell wieder zusammenzureißen und auf die Sache zu konzentrieren.
    „Ich habe leider nichts von ihm gelesen. Wie lange hat er … wie ist sein Name noch mal?