Gefährliches Spiel
Gonzalez, der jedem ein Loch in den Kopf schoss, von dem er auch nur ansatzweise vermutete, dass er ihn hinterging, der Kniescheiben zertrümmerte, einfach weil er Lust dazu hatte, und Ellenbogen als Zielscheiben benutzte, nur um in Übung zu bleiben –, dann wäre er schon lange erledigt.
So etwas war ihm noch nie passiert. Niemals. Nick war so fokussiert wie der Laserstrahl, der jeden Morgen auf Worontzoffs Arbeitszimmer gerichtet wurde. Immer. Als Soldat und nun als Mitglied der Einheit. Er musste sich endlich zusammennehmen und sich am besten einreden, dass er von der Taille an abwärts tot war.
Charity wandte den Kopf zu dem großen Panoramafenster. Es hatte angefangen, sanft zu schneien, und die weißen Flocken legten sich leise auf die großen beleuchteten Pflanzen, die auf dem leicht abfallenden Rasen vor dem Restaurant standen – eine Szene wie auf einer Weihnachtspostkarte. Sie seufzte und schob ihr halb gegessenes Tiramisu weg. Sie tupfte sich den Mund mit der großen Leinenserviette ab und legte sie auf den Tisch.
Sie hätte sich nicht die Mühe machen müssen, ihren Mund abzuwischen. Nick konnte sich nicht vorstellen, dass sie jemals nachlässig essen könnte. Ihre Bewegungen waren alle so graziös. Allein sie anzusehen, war schon ein Vergnügen.
Reiß. Dich. Zusammen. Wenn er es sich oft genug sagte, würde es ihm vielleicht tatsächlich gelingen.
„Nick.“
Sein Kopf fuhr hoch. Sie hatte ihren Stuhl vom Tisch abgerückt, ihre Körpersprache war eindeutig. Oh Gott, er hatte noch lange nicht genug Informationen über Worontzoff herausbekommen. Wieder bewegte sich etwas in seiner Hose.
Verdammt.
Er ließ seine linke Hand in den Schoß fallen und fragte sich, ob er sich selbst unauffällig kneifen konnte. Wenn es genug wehtat, würde er vielleicht endlich Ruhe geben.
„Ja?“
Sie lächelte ihn an. „Es fängt an zu schneien. Ich habe keine Winterreifen, also sollte ich zu meinem Auto kommen, bevor die Straßen zu glatt werden.“
Ein Schweißtropfen lief ihm den Rücken hinunter. Er wollte nicht, dass der Abend endete. Natürlich hatte er noch nicht so viele Informationen bekommen, wie er wollte, aber er wollte auch einfach nicht, dass der Abend endete. Dies war der netteste Abend, den er seit … Scheiße, seit der Zeit vor dem Gonzalez-Job gehabt hatte, und das war schon ein Jahr her. Und davor war er in Afghanistan gewesen. Es war also schon Jahre her.
Er entspannte seine Gesichtszüge. „Machen Sie sich keine Sorgen, ich fahre Sie nach Hause. Ich habe Winterreifen, und sie sind brandneu. Wir können noch einen Kaffee trinken. Oder hätten Sie lieber Brandy?“
Ihre Augen waren so klar wie kristallene Teiche. „Es ist sehr nett von Ihnen, das anzubieten, aber ich brauche mein Auto morgen. Wenn Sie mich also einfach zur Bücherei zurückfahren könnten, wäre das perfekt.“
Sie wollte mit Reifen fahren, die für das Wetter ungeeignet waren? Das gefiel Nick gar nicht und kam überhaupt nicht infrage.
Aber das hübsche energische Kinn sah ein wenig eigensinnig aus, also konnte er nicht einfach sagen: Zur Hölle, nein, ich lasse Sie nicht in lausigem Wetter mit den falschen Reifen nach Hause fahren. Wie sehr er das auch wollte.
Er warf selbst einen Blick aus dem Fenster. Der Schnee fiel jetzt dichter. Er wandte sich ihr wieder zu.
„Hören Sie, ich liebe einen Kaffee nach dem Essen. Wenn Sie mir eine Tasse bei sich zu Hause anbieten, fahre ich Sie nicht nur nach Hause, sondern hole Sie morgen früh wieder ab und bringe Sie zur Bücherei.“
Sie blinzelte. Ein Moment der Unsicherheit.
Nick war wirklich gut darin, selbst die kleinsten Ansatzpunkte auszunutzen und Leute dazu zu bringen, genau das zu tun, was er wollte. Es war eine Gabe, und er hatte sie schon ewig. Er beugte sich vor.
„Bitte“, sagte er sanft. „Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass Sie allein im Dunkeln bei diesem schlechten Wetter mit den falschen Reifen nach Hause fahren. Meine Mutter hat mir das so beigebracht, und sie würde sich im Grab umdrehen, wenn ich zuließe, dass Sie das tun. Und ich würde ohnehin hinter Ihnen herfahren, um sicherzustellen, dass Sie unbeschadet nach Hause kommen, also würden Sie mir einen großen Gefallen tun, wenn Sie mir einfach gestatten, Sie zu bringen.“
Charity lachte auf. „Nun, wenn Sie es so sehen …“
„Das tue ich. Und Sie sagen mir nur, wann Sie morgen von mir abgeholt und zur Bücherei gefahren werden wollen, und ich werde da sein.“
Sie schüttelte den
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