Gefährliches Spiel
ich natürlich nicht allzu häufig hierher. Was wirklich schade ist, weil das Essen so ausgezeichnet schmeckt.“
Er streckte seine große Hand aus und streichelte ihre Wange mit der Rückseite seines Zeigefingers. „Ich denke, Sie haben sie verzaubert“, sagte er, seine raue Stimme plötzlich ganz sanft. „Ich kann das vollkommen verstehen.“
„Nein.“ Charity kämpfte gegen den Impuls an, ihre Wange an seiner Hand zu reiben, wie es Tante Veras Katze Folly tat, wenn man ihr den Kopf kraulte. „Ich glaube nicht, dass ich sie verzaubert habe. Es ist mehr so, dass sie mich adoptiert haben.“
Eine verirrte Schneeflocke fiel auf ihre Wange, und sie sah nach oben. Dicke Flocken fielen langsam aus dem tiefschwarzen Nachthimmel, als kämen sie aus dem Nichts. Sie hob ihr Gesicht in die Nacht und atmete tief ein, vollkommen zufrieden.
Nick schien eine Art Trance abzuschütteln. Er sah zum Himmel hinauf und dann zurück zu ihr und nahm seinen Schal ab. „Hier.“ Bevor sie protestieren konnte, hatte er ihn ihr zweimal um den Hals gewickelt. „Es ist kalt. Und so hübsch Ihr Mantel auch sein mag, sieht er doch nicht wirklich warm genug aus.“
Der Schal war von einem dunklen Mitternachtsblau und sehr weich. Kaschmir, Dreifachzwirn. Ihm haftete noch seine Körperwärme und ein Hauch seines Geruchs an – ein ursprünglicher Duft, sehr männlich, Moschus und Kiefer, mit einer leichten Kopfnote von Zitrone.
„Da.“ Er knotete ihn fest zu, tätschelte ihn und machte zufrieden einen Schritt zurück. „So ist es besser.“
Das war es tatsächlich. Sie hatte die Kälte schon gespürt und war nicht warm genug angezogen. „Danke, aber nun wird Ihnen kalt werden“, widersprach sie.
Er sah sie einfach nur an. Aber sein Blick sprach Bände. Es war die Art Blick, die Männer Frauen eigentlich nicht mehr zuwarfen. Sie erkannte ihn als den Blick, mit dem ihr Vater ihre Mutter angesehen hatte, wenn sie versuchte, etwas Schweres zu heben, und er zu ihr eilte, um es ihr abzunehmen. Es war die Art Blick, die nur eine bestimmte Art Mann einer Frau zuwerfen konnte, und sie hatte ihn schon sehr, sehr lange nicht mehr gesehen. Ein vollkommen politisch unkorrekter Blick und höllisch sexy.
Nick hatte beinahe lächerlich altmodische Manieren. Er brachte sie zur Beifahrertür, half ihr ins Auto, als wäre sie in der Tat die Königin von Parker’s Ridge – vielleicht sollte sie sich einfach eine Tiara kaufen und damit wäre es gut –, schnallte sie an und stieg dann selbst ein.
Sie erklärte ihm leise den Weg, und sie fuhren los. Das unglaublich schöne und kraftvolle Auto bewegte sich mit etwa dreißig Meilen die Stunde vorwärts.
Auch wenn Charitys Herz klopfte, blieben ihre Hände doch ruhig in ihrem Schoß gefaltet. Aber in ihrem gesamten Körper tobte gespannte Erwartung. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie sich das letzte Mal so lebendig gefühlt hatte. Oder so unglaublich weiblich.
Nick hatte sie kaum berührt und doch war es, als hätten sie das Vorspiel schon hinter sich. Ihre Brüste waren so empfindlich, dass sie, jedes Mal wenn sie einatmete, die Spitze und die Schalen ihres BHs fühlen konnte. Wenn das Auto um einen Kurve fuhr, spürte sie einen Druck zwischen ihren Beinen, und es war sehr gut möglich, dass sie schon feucht war.
Wenn der Abend mit Sex enden würde, würde sie sich wahnsinnig freuen. Wenn nicht, wäre sie trotzdem glücklich. Es war so lange her, dass sie sich auch nur annähernd so gefühlt hatte. Weich, weiblich. So vollkommen lebendig.
Sie glitten auf ihrem Weg zurück zur Stadt langsam durch ein dicht bewaldetes Gebiet. Kleine Flocken rieselten weiter vom Himmel, zwei horizontale Säulen aus sanft herabschwebendem Schnee, die von den starken Scheinwerfern erhellt wurden. Die Landschaft sah verzaubert aus, zeitlos. Sie hätten ein Prinz und eine Prinzessin in einer Pferdekutsche aus einem vergangenen Jahrhundert sein können.
Charity lächelte über ihre Gedanken, die so gar nicht zu dem üblichen Hintergrundsummen von Sorge und Pflichten passen wollten, das sie sonst immer erfüllte.
Sie wandte den Kopf, um Nick anzusehen, sein klares, starkes Profil, das von den schummrigen Lichtern des Armaturenbretts sanft beleuchtet wurde. Was auch immer noch passieren würde, für das Geschenk des heutigen Abends war sie ihm jetzt schon dankbar.
Sie lächelte, als er kurz zu ihr hinübersah.
Er sagte nichts. Das Schweigen im Auto blieb ungebrochen. Sie mochte es, dass er nicht die
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