Gefährliches Spiel
Kopf, um sie besser küssen zu können. Sie stand nun auf Zehenspitzen und stolperte. Oder wäre gestolpert, wenn er nicht sofort seine Arme um sie gelegt, sie hart an sich gezogen und sie aus der Balance gebracht hätte. Aber sie fiel nicht. Bevor sie überhaupt die Zeit hatte zu verstehen, was geschah, kippte ihre Welt, und er trug sie auf seinen Armen.
„Wir wollen doch nicht, dass du dir deine hübschen Stiefel ruinierst“, flüsterte er an ihrem Mund und ging los.
Die Romantik der Situation berührte ihr Herz. Sie protestierte nicht, sie zappelte nicht und wehrte sich nicht. Dieses schwebende Gefühl war viel zu wundervoll. Sie wusste, dass sie zu viele Bücher und vermutlich viel zu viele Liebesromane gelesen hatte. Also war es nicht überraschend, dass sich in ihrem Kopf ein netter Geschäftsmann aus New York und die ernste Bibliothekarin aus einer Kleinstadt in Vermont in einen Ritter, der seine Lady in ihre Kemenate trug, verwandelten.
Er trug sie mühelos, als wöge sie überhaupt nichts, und war also tatsächlich so stark, wie es den Anschein hatte. Er blickte nicht nach unten, auch wenn der Boden glatt und vereist war. Sein Blick ließ ihren nicht los, so intensiv, als wenn er den Weg, den er nehmen musste, in ihrem Kopf sehen würde.
Es war alles so magisch, so strahlend und neu.
Charity wusste, dass in dieser Welt Magie nicht existierte. Sie wusste ganz genau, auf was sie sich hier einließ. Dies war vermutlich eine einmalige Sache. Vielleicht auch eine zweimalige, wenn sie ganz viel Glück hatte. Schließlich fing das Wochenende gerade an. Aber wenn das Wochenende vorbei war, würde Nick Ames in seinen brandneuen, glänzenden schwarzen Lexus steigen und sich auf zu grüneren Weiden machen. Und das bedeutete so ungefähr alles, nur nicht Parker’s Ridge, das einem kultivierten New Yorker wenig zu bieten hatte.
Also war Charity entschlossen, jede Sekunde magischen Vergnügens dieser Nacht zu genießen. Sie konzentrierte sich mit allen Sinnen auf diesen einen besonderen Moment, der nie wiederkommen würde.
Das Gefühl von ihm an ihr, seine Hitze, sein Duft. Es war alles so unglaublich verführerisch, seine Arme bequemer als das weichste Bett. Ohne darüber nachzudenken, legte sie ihren Kopf an seine Schulter und schloss für einen Moment die Augen, um sich ganz auf ihre Gefühle zu konzentrieren. Ihre Wange lag an seinem weichen Kaschmirmantel. Als sie die Augen öffnete, konnte sie sehen, wo sein Bart begann. Die Linie seines Kiefers war so kantig, dass sie fast einen rechten Winkel bildete, und seine Wangenknochen waren scharf geschnitten. Tatsächlich war sein Mantel das einzig Weiche an ihm. Sie rieb ihre Wange dagegen, fühlte die stahlharten Muskeln direkt unter dem Material. Stahlharte Muskeln bewegten sich rhythmisch auch unter ihren Händen, als er sie so lässig den vereisten Weg hinauftrug, als würde er unter einer warmen Sommersonne spazieren gehen.
Keinerlei Veränderung in seiner Atmung war zu erkennen, während er eine ausgewachsene Frau so mühelos trug, als wäre sie ein Kind. Er sah zu ihr hinunter. Sie hatte ihn ausführlich und genau betrachtet und verbarg das auch nicht. Als er zu ihr hinuntersah, lächelte sie.
„Kommst du an deinen Schlüssel?“, fragte er leise.
Das tat sie. Er war in einem speziellen Fach in ihrer Handtasche. Er nahm ihn und ging dann die vier Stufen zu ihrer Veranda hinauf. Mit ihr in seinen Armen beugte er sich vor, öffnete die Haustür und trug sie über die Schwelle.
Das war womöglich das einzige Mal in ihrem Leben, dass ein Mann sie über die Schwelle trug, und Charity wollte es in ihr Gedächtnis einbrennen. Jedes Detail davon. Sie saugte gierig jede Empfindung ein; all ihre Sinne lebendig und ganz wach, nahm jede Kleinigkeit dieses Moments in sich auf.
Wie er sich unter ihren Händen anfühlte, hart und stark, versteckt unter den weichen äußeren Kennzeichen eines Geschäftsmannes. Sein wundervoller Geruch, intensiver nun, da sie ihm so nah war. Es war eine große Versuchung, ihn zu lecken, festzustellen, wie er schmeckte.
Über Nicks Schulter sah sie die offene Tür hinter sich. Es war wie eines dieser altmodischen Bilder: das gelbliche Licht der Straßenlaterne genau zentriert in der offenen Tür, die eine Schneelandschaft einrahmte. Die Szene schien direkt einer alten Weihnachtspostkarte entsprungen zu sein.
Nick kickte die Tür hinter ihnen zu und ließ sie herunter, wobei sie an seinem Körper hinabglitt. Es war unmöglich, seine
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