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Gefährliches Talent: Kriminalroman

Gefährliches Talent: Kriminalroman

Titel: Gefährliches Talent: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron Elkins , Charlotte Elkins
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Gemälde, sechzehn an der Zahl, restauriert werden sollten, um sie anschließend zu verkaufen, damit die Besitzer Geld für Neuanschaffungen hatten. Und bei all diesen Neuanschaffungen habe es sich um postmoderne Scheußlichkeiten des zwanzigsten Jahrhunderts gehandelt. »Scheußlichkeiten«, so hatte er sie genannt. Mal war es Neo-Dada, dann wieder Neoexpressionismus oder Dekonstruktivismus oder irgendetwas, für das es keinen Namen gab. Und den Gedanken, etwa einen Akt von Ingres zu verkaufen, um ihn durch ein »Statement« aus Drähten und in Harzgegossenen Tiereingeweiden zu ersetzen, fand er einfach empörend. Er erklärte mit seinem gewohnten Überschwang, er habe die Kunstwerke retten wollen, indem er sie den Banausen wegnahm, denen sie ohnehin nichts bedeuteten und die es gar nicht merkten, um sie in die liebevolle Obhut derer zu geben, die Schönheit und wahre Werte zu schätzen wussten.
    Alix hatte sich damals ihren Teil gedacht. Sie erinnerte sich noch, wie sie in der Zeitung über den Prozess gelesen und laut vor sich hingebrummt hatte:
Was für eine gequirlte Kacke.
Er war einfach ein Gauner und bei seinem vermeintlichen Streben, die Kunst vor den Barbaren zu retten, hatte er nicht ganz zufällig eine Menge Geld verdient (was mittlerweile natürlich alles weg war).
    Aber das war lange her. Das Gespräch mit Katryn ließ die Sache in einem neuen Licht erscheinen. Zum ersten Mal konnte sie Geoffs Gefühle nachvollziehen. Sie wollte seine Gaunereien nicht rechtfertigen, aber … diesen erlesenen Utrillo, in den sie ihr ganzes Herzblut gesteckt hatte, gegen … gegen … M&M’s und Reisnudeln einzutauschen? Geoff hatte recht, die Kunstbanausen übernahmen das Ruder.
    Ihr war immer noch übel und jetzt hatte sie auch noch Bauchkneifen. Aber die Ursache dafür war nicht ihre gerechte Empörung, wie ihr jetzt klar wurde.
    Seit dem Frühstück am Vortag hatte sie nichts mehr gegessen. Sie hatte einfach
Hunger
.
    Die kosmischen Kräfte mussten warten. Kaffee und Pfannkuchen hatten Vorrang.

    Als sie in den Flur hinausging, sah sie durch eine halb offene Tür ein altmodisches Badezimmer, das von diffusem Licht in allen Regenbogenfarben durchflutet war. Zuerst dachte sie, die Ursache wären Buntglasscheiben, aber als sie neugierig einen Blick hineinwarf, sah sie ganz normale Glasfenster, die dick mit primitivenBildern übermalt waren: indianischer Federschmuck, ein Huhn, ein anderes Tier (Katze, Hund oder Streifenhörnchen vielleicht), außerdem verschiedene geometrische Formen, alles in einem grellbunten Durcheinander verschiedener Rot-, Gelb-, Blau- und Grüntöne. Das also war das berühmte Badezimmer, von D. H. Lawrence aus Entrüstung darüber ausgemalt, dass seine Gastgeberin ihre Waschungen für jeden (der äußerst seltenen) Passanten sichtbar vollzog. Eine Inschrift in einer Ecke bestätigte:
D. H. Lawrence hat dieses Fenster bemalt.
    Nun, sie hatte schon früh gelernt, dass ein Genie bei seinen Leisten bleiben sollte, und das traf hier ganz besonders zu. Nur gut, dass Lawrence sich nicht entschieden hatte, Maler zu werden. Aber trotzdem war es beeindruckend, und obwohl das Bad zu einem anderen Zimmer gehörte, nahm sie sich vor, sich dort wenigstens einmal die Zähne zu putzen, nur damit sie später damit angeben konnte.
    Auf dem Weg nach unten fiel ihr ein, dass sie sich den Kopf gestoßen hatte, und sie duckte sich rechtzeitig an der niedrigen Stelle, wo die Treppe um die Ecke ging. Als sie den Kopf hinunterbeugte, stieß sie fast mit der Nase an ein kleines Bild, das sie am Vortag nicht bemerkt hatte. Tafelberge, Felsentürme, Wüste. Es war eine sehr gute Arbeit und ihr erster Gedanke war, dass es sich um ein Bild von Georgia O’Keeffe handeln könnte, das die Künstlerin nach einem Besuch zurückgelassen hatte. Aber auf den zweiten Blick ähnelte es zwar ihrem Stil, war aber zu schön, zu offensichtlich dekorativ, einfach als hübsche Wandverzierung gedacht. Es war allerdings schön gemalt und viel zu schade für den düsteren Treppenabsatz. Unten rechts hatte das Bild eine kleine, blaue Signatur: Brandon Teal. Den Namen kannte sie nicht.
    Sie ging weiter die Treppe hinunter, bog links um eine Ecke, folgte dem Duft von Kaffee und Pfannkuchen … und jetzt roch sie auch noch Speck,
hmmm
 … Doch dann blieb sie plötzlich stehen. Ihr Hirn lief auf Hochtouren. Irgendetwas an dem Bild …
    Sie eilte die Treppe hoch, um es sich noch einmal anzusehen. Oben am Rahmen war eine kleine

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