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Gefährliches Talent: Kriminalroman

Gefährliches Talent: Kriminalroman

Titel: Gefährliches Talent: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron Elkins , Charlotte Elkins
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Bilderleuchte befestigt. Sieknipste sie an und sah ganz genau hin.
Bingo!
Am Fuß eines Felsenturms, in Schatten gehüllt, war kaum wahrnehmbar ein Mann im Profil abgebildet. Die gleiche Figur – und zwar
genau
die gleiche Figur –, die auf dem Bild
Felsen auf der Ghost Ranch
zu sehen war und es als Fälschung identifizierte.
    Sie wusste auch, was es damit auf sich hatte. Geoff hatte es ihr erklärt, als sie ihn von der Ghost Ranch aus angerufen hatte. Die Figur diente als Versicherung für alle Fälle, hatte er gesagt. Mancher sehr vorsichtige Fälscher fügte jedem seiner Gemälde ein unauffälliges, aber unverkennbares Element hinzu, sowohl den Fälschungen als auch Bildern, die er in seinem eigenen Namen malte. Es war eine Art Erkennungszeichen, das beweisen sollte, dass der Maler gar keinen Betrug geplant hatte. Nein, nein, das Bild war schlicht eine Kopie, eine Hommage, eine Studie. Etwas anderes hatte er doch nie behauptet. Hätte er eine Fälschung anfertigen wollen, dann hätte er doch niemals etwas in das Bild hineingemalt, das dort nicht hingehörte. Zumal es sich um sein Markenzeichen handelte. Falls irgend so ein skrupelloser Halunke das Bild erstanden hatte, um es als echtes Werk eines berühmten Meisters anzupreisen, dafür konnte man doch den armen, unschuldigen Künstler nicht verantwortlich machen.
    Je länger sie das Bild betrachtete, desto sicherer war sie sich, dass Brandon Teal, falls das sein richtiger Name war, auch Chris’ »O’Keeffe«-Bild gemalt hatte. Es war unglaublich, eine sensationelle Entdeckung! Sie überlegte, Ted auf der Stelle anzurufen, aber es war kaum sieben und sie konnte sich nicht vorstellen, dass Ted Ellesworth ein Frühaufsteher war. Oder verwechselte sie ihn mit Roland de Beauvais? So oder so, es eilte nicht. Es gab jetzt Wichtigeres: Pfannkuchen.
    Das Speisezimmer war ein spärlich eingerichteter, düsterer Raum, der mit seinen schlichten Holzmöbeln, dem Standleuchter und den stumpfen, rot-schwarzen Bodenfliesen an ein Kloster erinnerte. Es war schon eingedeckt, aber Gäste waren noch nicht da. In der großen, altmodischen Küche direkt neben dem Speisezimmer fand sie zwei emsige Köchinnen. All die Wohlgerüche bestätigtenihr, dass trotz der verrückten Ereignisse der letzten Tage die Welt noch im Lot war. Dazu trug auch die anheimelnde Szene bei, die sich ihr darbot: Zwei Frauen in mittleren Jahren mit rosigen Wangen und mehlbestäubten Schürzen schnitten Teig in keilförmige
scones
, während eine dritte, jüngere mit einer Kaffeetasse in der Hand auf einem hohen Hocker saß und schweigend zuschaute. Alix erkannte die junge Frau. Es war Janet, die Rezeptionistin, bei der sie sich am Vortag angemeldet hatte.
    Sie hatte kaum Guten Morgen gesagt, da wurde sie schon mit Kaffee und einem noch warmen Teilchen versorgt und bekam einen Hocker am Tisch zugewiesen. Einfach himmlisch. Sie machten ein bisschen Small Talk, redeten übers Wetter; Alix erzählte, dass es ihr erster Besuch war, und es wurden Anekdoten über das Haus zum Besten gegeben. Eine der Köchinnen arbeitete schon seit den Siebzigern dort, als das Haus Dennis Hopper gehört hatte. Ob Alix wüsste, dass er sich geweigert hatte, in Mabels Bett zu schlafen – ihr Bett der letzten Nacht –, weil er glaubte, dass Mabels ruheloser, bösartiger Geist darin herumspukte? Nein, das hatte sie nicht gewusst (auch mit dem Namen Dennis Hopper konnte sie auf Anhieb nicht viel anfangen, was sie allerdings für sich behielt), sie konnte aber mit Sicherheit sagen, dass Mabel sie nicht heimgesucht hatte. Sie hatte geschlafen wie ein Stein.
    Janet schenkte sich Kaffee nach. »Das kann ich mir vorstellen. Kein Wunder, dass Sie fertig waren. Wir haben gehört, was passiert ist. Ihre Freundin wird doch hoffentlich wieder, oder?«
    »Die kommt wieder in Ordnung. Keine bleibenden Schäden.«
    »Schön. Äh … wegen Liz …« Janet machte ein passend ernstes Gesicht. »Ich kann mir vorstellen, wie schmerzlich ihr … ihr Tod für Sie gewesen sein muss. Waren Sie nicht beide schon lange mit ihr befreundet?«
    »Ja«, sagte Alix, ohne zu zögern, »obwohl ich sie noch nicht ganz so lang kannte wie Chris.«
Drei Stunden lang, um genau zu sein
, aber wenn sie ihnen das auf die Nase band, würde sie niemals vertrauliche Informationen über Liz aus ihnen herausquetschen. Das einzig Schmerzliche in diesem Moment war, dass ihre guteErziehung sie daran hinderte, sich das ganze Teilchen auf einmal in den Mund zu stopfen.

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