Gefährliches Verlangen
ihre Geschlechtsteile sehen konnte. Dass Claudelle überaus attraktiv war, störte Katelyn im Grunde genommen nicht wirklich. Vielmehr störte sie, dass ihr Rose erzählt hatte, Simon habe angeblich in den Nächten mit Claudelle geschlafen, als er sich nachts von ihr ferngehalten hatte. Angeblich habe ihn der Sex mit ihr so sehr gelangweilt. Natürlich hatte Rose nicht erwähnt, dass Claudelle die Geschäftsführerin des Clubs N° 34 sei. Stattdessen erzählte sie ihr, sie wäre Simons Ex-Sub gewesen. Als sie Simon darauf angesprochen hatte, hatte er es natürlich abgestritten – schließlich war es ja auch eine Lüge – und sich sogar fürchterlich darüber aufgeregt, dass Rose es überhaupt erst gewagt habe, solche Lügen über ihn zu verbreiten; dennoch hatte das Saatkorn namens Eifersucht gefruchtet, als es von Rose in voller Absicht gesät worden war. Katelyn wollte sich zwar gegen ihre Eifersucht wehren, sich weder von ihr trügen noch blenden lassen, dennoch konnte sie gegen ihre Gefühle nicht ankämpfen. Sie vertraute Simon zwar, aber Claudelle nicht. Diese Frau nutzte wirklich jede noch so kleine, erdenkliche Gelegenheit dazu aus, ihren Ehemann alleine sprechen zu wollen, um ihn zu verführen.
Jetzt waren die beiden oben in den Büroräumen des Clubs, die sich in der zweiten Etage des Gebäudes befanden und nur über eine Wendeltreppe, die hinter der Bar lag, erreichbar waren. Die Scheiben der Fenster dieser Räume waren getönt und es war nur möglich, vom Inneren des Büros auf die Tanzfläche herabzusehen, jedoch umgekehrt war es nicht möglich, von unten aus in die Räume hineinblicken zu können. Katelyn stieß einen leisen Seufzer aus. Rafaels Nervosität hatte sie nicht im Geringsten bemerkt. Zu sehr war sie mit ihrer eigenen Eifersucht beschäftigt. Unbewusst stützte sie sich auf ihrer linken Hand ab. Um ihr Gleichgewicht besser halten zu können, rückte sie noch ein Stückchen näher an Rafael heran.
Rafael stockte der Atem. Er war im ersten Augenblick nicht dazu fähig, irgendetwas zu erwidern, denn im selben Moment, als sie ihren Satz ausgesprochen hatte, stützte sie sich mit ihrer Hand auf dem Polster der Couch ab, spreizte unbewusst ihre Finger, rückte noch näher an ihn heran und berührte mit ihrem kleinen Finger unwissentlich seine Hand, die ebenfalls auf dem Polster lag. Diese winzige, kleine Berührung brachte Rafael vollkommen aus dem Konzept. Er war nahe dran, sich in das gefährliche Raubtier zu verwandeln, vor dem er sich selbst so fürchtete. Er rang mit seiner Beherrschung.
Katelyn überlegte, ob es vernünftig wäre, Simon im Gegenzug ebenfalls eifersüchtig zu machen. Sie dachte daran, geradewegs auf die Tanzfläche zu stürmen und eine Show hinzulegen, die ihn dazu bewegen würde, von oben wieder herunterzukommen. Denn wenn er mit Claudelle nicht anderweitig beschäftigt war, dann müsste er sie eigentlich von oben aus sehen können. Zumindest sagte er immer, dass er sie jedes Mal, wenn er oben gewesen wäre, auch von dort aus beobachtet habe. Ja, genau! Das war ihr Plan. Eifersucht konnte schon manch anderen zu solch dummen, unüberlegten Aktionen verleiten, die Katelyn gerade im Kopf umherschwirrten. „Ich geh tanzen. Kommst du mit?“, brüllte sie Rafael ins Ohr und berührte kaum merklich mit ihren Lippen sein Ohrläppchen.
Rafael saß fast wie versteinert auf der Couch und bemühte sich krampfhaft darum, wieder die Kontrolle über sich zu erlangen. Er fühlte immer noch ihren kleinen Finger auf seiner Haut und ihre Lippen, die sein Ohrläppchen so sanft streiften. Das alles machte ihn verrückt, trieb ihn dazu, seine Selbstbeherrschung über Bord zu werfen und sie einfach zu packen. Und dann, du Narr?!, schalt ihn sein Unterbewusstsein. Er versuchte, die lästigen Selbstzweifel zu verjagen. Leicht war es nicht, dieser Situation zu widerstehen. Vielleicht könnte er ihr ja nur einen kurzen, flüchtigen Kuss auf die Lippen drücken. Sie würde es vielleicht gar nicht so schnell registrieren können. Niemand würde es sehen. Bei diesem flackernden Licht. Niemand achtete auf die beiden. Er könnte sagen, er sei ausgerutscht, habe das Gleichgewicht verloren. Es wäre nur ein ganz kleiner, unbedeutender Kuss. Nur so viel, dass er ihre warmen Lippen auf seinen spüren könnte, dass er wenigstens einmal wüsste, wie sie schmeckte und wie es sich anfühlte. O ja! Nur ein klitzekleiner Kuss. Niemand würde es wahrnehmen. Niemand bemerken, was er tat. Und Katelyn könnte er
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