Gefährliches Verlangen
Prügelei loszureißen. Als das Spektakel vor dem Club vorbei war, das verständlicherweise viele Passanten sowie wartende Clubbesucher angelockt hatte, hatte er die Limousine rufen lassen und Rafael in das Wageninnere bugsiert.
Katelyn hatte sich wortlos neben die beiden aufgebrachten Männer gesetzt. Wie konnte ihr Plan nur so schieflaufen? Sie wollte Simon doch nur ein bisschen eifersüchtig machen, mehr nicht. Dass nun alles in einem so fürchterlichen Chaos geendet hatte, hatte sie nicht vorausgesehen und auch nicht erwartet. Jetzt saß sie neben ihrem Mann, der sie noch nicht einmal eines Blickes würdigte. Er griff noch nicht einmal nach ihrer Hand, um ihr stumm mitzuteilen, dass alles wieder in Ordnung sei. Rafael saß ihr zwar gegenüber, aber mied es, sie anzusehen. Vielmehr starrte er nur stumm zum Fenster hinaus. O je, das hatte sie alles nicht gewollt. Unruhig rutschte sie auf dem Ledersitz hin und her. Ihr war klar, dass das Thema noch lange nicht vom Tisch war und Simon wohl schon an seiner Standpauke arbeitete, die sie über sich würde ergehen lassen müssen, sobald sie alleine waren. Katelyn stieß einen leisen Seufzer aus. Vielleicht sollte sie die Sachlage aber jetzt gleich klarstellen. Noch hier im Wagen. Simon einfach zuvorkommen. Schließlich hatte sie ja nichts Unrechtes getan. Und dass dieser fürchterliche Mann sich von ihrem Sexlockruf, der ausschließlich Simon gegolten hatte, angesprochen fühlte, war bei Gott nicht ihre Absicht gewesen. Ja, Kate, kläre das am besten jetzt gleich. Dann wird die Predigt von Simon vielleicht nur halb so wild, sprach sie sich Mut zu. „Simon. Ich wollte nicht, dass…“, setzte sie schon an, doch sie wurde jäh unterbrochen.
„Nicht jetzt!“, fuhr Simon sie schroff an, weil er das Thema nicht hier und auch nicht jetzt ausdiskutieren wollte. Seine Stimme klang kühl. Hart. O ja, die Standpauke würde sie wohl oder übel über sich ergehen lassen müssen. Mit seinem gekränkten, enttäuschten Blick wollte er ihr zusätzlich Einhalt gebieten.
„Aber ich konnte wirklich nichts dafür. Der hat mich einfach angefasst… ich konnte mich nicht einmal gegen ihn wehren…“ Ihre Stimme war leise, fast rau. Mit einem wirklich rührenden Hundeblick sah sie zu ihm auf.
„Ka te!“, unterbrach er sie abermals. „Wir klären das später!“ Simons Tonfall war jetzt noch kälter als zuvor. Er hasste es, wenn sie ihn mit diesem Blick strafte. Als hätte sie ihn einstudiert, um ihn als Waffe gegen ihn einzusetzen, und zwar immer dann, wenn er wütend auf sie war. Denn dann konnte er nämlich wirklich nicht lange böse auf sie sein; doch diesmal hatte sie seine männliche Eitelkeit mit Füßen getreten. Er fühlte sich ziemlich gekränkt. Dass Katelyns erotischer Tanz nur ihm gegolten hatte, ahnte er ja nicht. Er wandte seinen Kopf von ihr wieder ab und sah zum Fenster hinaus. Es war nicht mehr weit. Dann würde sie genug Gelegenheit von ihm bekommen, sich ihm zu erklären.
Katelyn gab es auf. Sie hatte für heute wohl schon genug Mist gebaut. Da wollte sie Simon nicht noch mehr verärgern. Aus den Augenwinkeln heraus sah sie, dass Rafael immer noch stumm aus dem Fenster hinaussah. Sie drehte ihren Kopf in seine Richtung und betrachtete ihn. Über seiner linken Augenbraue war die Haut leicht aufgeplatzt. Sie stieß abermals einen leisen Seufzer aus.
Rafaels anfänglicher Verdacht gegen Katelyn verflog langsam. Vielleicht hatte er sich ja getäuscht und sie hatte nicht mit diesem schmierigen Typen auf der Tanzfläche geflirtet. Rafael, du Idiot! Sie ist nicht so eine Frau. Nicht Kate! , schalt er sich in Gedanken. Sie kauerte sich im Sitz zusammen wie ein kleines Schulmädchen und wirkte ziemlich geknickt. Ihre Arme lagen um ihre Mitte und sie stieß immer wieder einen kaum hörbaren Seufzer aus. Doch Rafael hörte ihr leises Stöhnen ganz genau; und zwar so als säße sie direkt neben ihm. Und genau in diesem Augenblick sah sie aus wie ein verängstigtes Lamm, das gleich zur Schlachtbank geführt wurde. Stumm sah sie auf ihre Füße. Er ließ seinen Blick von ihr zu Simon schweifen. Verdammt! Der sah ganz schön wütend aus. Konnte man es ihm verdenken? Kaum dass er seine Frau alleine ließ, machten sich schon andere Kerle an sie heran. Er konnte ihn verstehen. Er selbst war sehr aufgebracht gewesen. Und noch jetzt fühlte er sich ziemlich aufgewühlt. Aber man sollte dennoch nicht so hart mit ihr ins Gericht gehen. Im Prinzip war es ja nur ein harmloser Tanz
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