Gefaehrliches Verlangen
gleiche Mia wie immer war.
Unsterblichkeit. Das schien so verrückt zu sein, so unmöglich. Für Millionen von Jahren hatten Menschen nach der Quelle des ewigen Lebens gesucht, und die Krinar hatten sie die ganze Zeit schon gehabt. Ein Schauer rann durch sie hindurch, als sie verstand, was das eigentlich bedeutete: die Krinar hatten die Macht, die menschliche Lebensspanne unendlich auszuweiten, und sie entschieden sich dafür, das nicht zu tun.
Die Nicht-Einmischungs-Anordnung.
Das musste die Erklärung dafür sein. Die Krinar hatten ihre Rasse erschaffen, und sie spielten weiterhin Gott mit ihnen. Die Menschen würden für sie niemals mehr als ein Experiment sein, und Mia realisierte, wie dumm sie gewesen war, zu hoffen, dass Korum sie jemals als gleichwertig ansehen würde. Er mochte sie auf seine Art lieben, aber er sah sie nicht als eine Person, als jemanden, der die gleichen Grundrechte hatte wie er. Wie sollte er auch, wenn seine Rasse die Menschen als nichts weiter betrachtete, als ihre Kreation, das Ergebnis ihrer großen, evolutionären Entwicklung.
Das Auto fuhr in die Einfahrt und sobald es stand stieg Mia aus und rannte ins Haus. Sie konnte Korum jetzt nicht anschauen, konnte nicht rational mit ihm darüber reden. Noch nicht, nicht bis sie die Gelegenheit gehabt hätte, das weiter zu verdauen.
Zu ihrer Erleichterung folgte er ihr nicht und gab ihr den Raum, den sie so dringend benötigte.
Sie rannte nach oben und schloss sich in einem der Gästeschlafzimmer ein. Das Schloss war natürlich mehr als schwach; wahrscheinlich würde es nicht einmal einen Menschen vom Eindringen abhalten, geschweige denn einen Krinar. Aber sie fühlte sich damit ein wenig besser, da es eine Barriere zwischen ihnen schaffte.
Mia setzte sich auf das Bett und schaute auf ihre Hände, die eng ineinander verschlungen auf ihrem Schoß lagen. Auf ihrem rechten Daumen hatte sie immer eine kleine Narbe gehabt; sie hatte sich mit einem Messer geschnitten als sie sieben Jahre alt war und einen Apfel schälen wollte. Jetzt war die Narbe verschwunden. Warum war ihr das vorher nicht aufgefallen?
Sie stand auf und ging zu dem großen Spiegel hinüber, der an der Wand hing. Das Bild, das er widerspiegelte, sah erstaunlich normal aus. Das gleiche blasse Gesicht, die gleichen unbezwingbaren Locken. Und trotzdem konnte sie bei näherem Hinsehen kleine Unterschiede erkennen. Ihre Haut, die normalerweise leichte Sommersprossen hatte, war ganz glatt und weiß, völlig makellos. Der leichte Sonnenschaden, den sie sich in den letzten einundzwanzig Jahren zugezogen hatte, schien verschwunden zu sein. Ihr Haar sah auch gesünder aus, ohne Spliss — und das obwohl sie seit über sechs Monaten keinen Frisörsalon mehr von innen gesehen hatte.
Sie hob ihren Arm, spannte ihn leicht an und sah, wie sich ein kleiner Muskel unter ihrer Haut bewegte. Selbst ihr Körper hatte sich leicht verändert; sie war immer schlank gewesen, aber jetzt sah sie muskulöser aus, so als würde sie regelmäßig Sport treiben. Sie erinnerte sich daran, wie sie in der Lage gewesen war, eine Stunde lang zu schwimmen und wie sie gegen Leslie gekämpft und gewonnen hatte ... Es schien so, als sei verbesserte Fitness eine der positiven Effekte dieses Eingriffs.
Kein Wunder, dass Ellet ihr so bekannt vorgekommen war. Mia erinnerte sich an den Traum, den sie gehabt hatte, als sie in Lenkarda angekommen waren — der Traum, indem eine wunderschöne Frau sie mit eleganten Fingern berührt hatte. Ellet. Das war Ellet gewesen. Korum hatte Mia für den Eingriff zu ihrem Labor gebracht und Mia musste bei dem letzten Teil nur im Halbschlaf gewesen sein.
Sie ging zum Bett zurück, legte sich hin und rollte sich zu einer Kugel zusammen, indem sie ihre Knie an die Brust zog. Ihr war schlecht und sie wusste, dass sich das alles in ihrem Kopf abspielte. Ihr konnte ja gar nicht schlecht werden; das war rein körperlich völlig unmöglich. Aber dieses mulmige Gefühl in ihrem Magen ging nicht weg und ihre Eingeweide zogen sich zusammen, als sie sich vorstellte, wie Korum sie betäubt zu seiner Ex-Geliebten gebracht hat. Sie sah vor ihrem geistigen Auge, wie Ellet den Eingriff an ihrem bewusstlosen Körper vornahm und erschauderte.
Wie konnte er ihr das nur antun? Wie hatte er ihr so etwas Wertvolles geben können, etwas, von dem sie nicht einmal zu träumen gewagt hatte und gleichzeitig damit ihr Vertrauen so zerstört? Und wie konnte sie mit jemandem zusammen sein, der so etwas tun
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