Gefaehrliches Verlangen
konnte, der ihren Willen völlig ignorierte?
Und wie konnte sie es nicht?
Mia versuchte, sich eine Zukunft ohne Korum vorzustellen und die Jahre breiteten sich grau und leer vor ihr aus. Wenn sie ihn niemals getroffen hätte — nie seine Leidenschaft und seine Fürsorge erlebt hätte — wäre sie zufrieden, aber jetzt ... Jetzt brauchte sie ihn genauso wie die Luft zum Atmen. Auch wenn sie nur ein paar Minuten getrennt waren, fühlte sie seine Abwesenheit so stark, als würde ein Teil von ihr fehlen. Wenn er sie jemals verließ, würde es sie zerstören; sie würde einfach aufhören zu existieren, wie eine Person zu funktionieren. Sie würde nichts weiter sein, als eine zerbrochene, leere Schale, kaum ein Schatten ihres früheren Ichs.
War das das Gleiche, das er auch für sie empfand?
Tränen brannten in ihren Augen, als sie darüber nachdachte. Hatte er es deshalb getan, weil er nicht warten konnte, die Möglichkeit nicht ertragen konnte, dass ihr etwas zustieß, wenn er den Eingriff auch nur ein paar Tage später durchführen ließ? Hatte er ihr, wegen der Intensität seiner Gefühle für sie, ihre freie Wahl vorenthalten?
Sie versuchte sich vorzustellen, wie sie sich fühlen würde, wenn jemand den sie liebte schwach und zerbrechlich wäre, anfällig für Krankheiten und Verletzungen. Korum war immer so stark, so unverletzlich gewesen; außer dieses eine Mal am Strand — und davor, als sie für den Widerstand gearbeitet hatte — hatte sie sich niemals wirklich Gedanken über seine Gesundheit machen müssen.
Aber er machte sich ständig Gedanken um sie. Das wusste sie.
Er gab sich große Mühe sicherzugehen, dass ihr warm war, sie keinen Hunger hatte und heilte alle ihre Wunden, egal wie winzig sie waren. Er wusste, wie wichtig ihr die Uni und ihre Karriere waren, und hatte nie versucht, sie in diesem Punkt einzuschränken. Stattdessen hatte er ihr eine unglaubliche Möglichkeit eröffnet, sie dabei unterstützt, sich in diesem Bereich ihres Lebens glücklich und erfüllt zu fühlen. Er hatte sogar sichergestellt, dass ihre Familie mit der Beziehung einverstanden war. Er hatte ihr alles gegeben — außer der Möglichkeit, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.
Nein, sie konnte sich kein Leben ohne ihn vorstellen — und das musste sie jetzt auch nicht mehr. In guten und in schlechten Zeiten konnten sie jetzt für immer zusammenbleiben, und ihr dummes Herz war freudig erregt bei diesem Gedanken. Sie wusste nicht, ob sie ihm dafür vergeben konnte, dass er diesen Eingriff ohne ihre Zustimmung durchführen lassen hatte — zumindest jetzt noch nicht — aber sie konnte es versuchen. Sie würde es auf jeden Fall versuchen müssen. Sie liebte ihn zu sehr, um es nicht zu tun.
Schließlich hatten sie ja jetzt Jahrhunderte vor sich, in denen sie alles klären konnten.
24. Kapitel
Zehn Minuten später war Mia bereit zu reden, und ging nach unten. Sie hatte tausend Fragen, die sie Korum stellen wollte und sie konnte es gar nicht abwarten, Antworten darauf zu bekommen.
Zu ihrer Überraschung fand sie ihn im Wohnzimmer, wo er am Fenster stand und auf den Ozean schaute. Als er ihre Schritte hörte, drehte er sich zu ihr um, und Mia verharrte entsetzt auf den Stufen, als sie seinen distanzierten Gesichtsausdruck sah.
Seine Augen schienen leer zu sein, so als ob er durch sie hindurch schauen würde, und der Ausdruck auf seinem Gesicht war hart, verschlossen und unleserlich.
»Korum?« Mia bemerkte, dass ihre Stimme ein wenig zitterte, aber sie konnte nichts dagegen machen. Sie hatte ihn kalt und spöttisch gesehen, wütend und leidenschaftlich, aber niemals zuvor hatte sie ihn so gesehen. Es kam ihr vor, als würde ein Fremder sie anschauen, ein Fremder, mit den vertrauten Gesichtszügen des Mannes, den sie liebte.
»Die Autoschlüssel sind dort drüben«, sagte er und zeigte auf den Kaffeetisch. Seine Stimme war ausdruckslos und ließ keinerlei Gefühle erkennen. »Ich werde sichergehen, dass Roger alle deine Sachen zum Haus deiner Eltern schickt. Für den Übergang werde ich dir etwas Geld auf dein Konto überweisen, damit du dir ein paar Sachen kaufen kannst, bis deine Kleidung ankommt.«
»Wie bitte?« flüsterte Mia fast unhörbar und hatte den Eindruck, als sei die ganze Luft aus dem Raum entwichen. Ihr Brustkorb fühlte sich an, als würde er in einem riesigen Schraubstock zusammengepresst werden, und ihre Lungen schienen die Arbeit zu verweigern.
»Die Wächter werden noch eine Zeit lang
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