Gefaehrliches Verlangen
weiterhin auf dich und deine Familie aufpassen, bis wir sicher sein können, dass Saur allein gehandelt hat. Da er und Leslie gefasst worden sind, solltest du sicher genug sein.«
Ihr Gehirn konnte seine Worte gar nicht aufnehmen. »K-Korum? Wovon redest du?«
Er drehte sich weg und schaute wieder aus dem Fenster. »Das ist alles, Mia. Du kannst jetzt gehen.«
Mia ging langsam die Treppen hinunter, ohne es überhaupt mitzubekommen, und eisige Kälte machte sich in ihrem Körper breit. »Wohin gehen?«, fragte sie, unfähig und unwillig ihn zu verstehen. Sie blieb zitternd ein paar Meter von ihm entfernt stehen und empfand verzweifeltes Verlangen danach, dass er sich umdrehte und sie mit seinem warmen Lächeln ansah.
Aber das tat er nicht. Er war wie eine Statue, völlig still und bewegungslos. »Ich nehme an zum Haus deiner Eltern«, antwortete er schließlich. »Ist das nicht der Ort, an dem du normalerweise deine Sommer verbringst?«
»Du willst, d-das ich verschwinde?« Mia konnte diese Worte kaum herausbringen, da ihr Hals zu zugeschnürt war. Das schwarze Loch der Verzweiflung schien sich unter ihr aufzutun und sich bereit zu machen, sie jeden Augenblick zu verschlucken. Mit Sicherheit konnte er das nicht ernst meinen, er konnte doch bestimmt nicht wollen, dass sie ging ...
»Nimm das Auto«, sagte er und blickte dabei immer noch aus dem Fenster. »Du kannst doch fahren, oder nicht?«
»Ich habe meinen Führerschein nicht dabei«, antwortete sie ihm wie betäubt und starrte auf seinen Rücken.
»Falls die Polizei dich anhält, werde ich mich um deinen Strafzettel kümmern. Dein Führerschein und der Rest deiner Sachen wird noch diese Woche zu dir gebracht werden.«
Der Kloß in ihrem Hals wurde unerträglich groß und Mia umarmte sich selbst in dem Versuch, die Schmerzen in sich einzuschließen. »Warum?«, flüsterte sie heiser. »Warum möchtest du, dass ich gehe?«
»Ist das nicht das, was du wolltest?«, fragte er kalt und drehte sich herum, um sie anzuschauen. Sein Gesicht war völlig ausdruckslos; nur leichte gelbe Flecken in seiner Iris verrieten den Hauch einer Emotion. »Ist es nicht das, wofür du die ganzen Wochen gekämpft hast? Deine Freiheit? Bitte, da hast du sie.« Er drehte sich wieder um und damit war sie entlassen.
Mia fühlte sich, als würde sie ersticken und schnappte verzweifelt nach Luft. »Korum, bitte, ich verstehe das nicht—«
»Ist mein Englisch nicht verständlich genug für dich?« Diese Worte trafen sie wie ein Peitschenhieb. »Du bist frei zu gehen. Los, raus hier.«
Mia erstickte fast an dem Schluchzer, der ihren Hals emporstieg und trat zurück. Sie konnte den Schmerz über seine Zurückweisung kaum ertragen. Ihre Kniekehlen berührten den Kaffeetisch und ihre Hand schloss sich automatisch um die Autoschlüssel, die dort lagen. Mia nahm sie, drehte sich herum und rannte aus dem Haus. Sie konnte vor lauter Tränen, die sie nicht zurückhalten konnte, nichts sehen.
Sie kam bis zu dem Auto, bevor sie sich auf den Boden sinken ließ. Ihr ganzer Körper zitterte und sie konnte durch den Druck auf ihrer Brust kaum genügend Luft holen. Aus irgendeinem Grund wollte Korum sie nicht mehr. Er wollte, dass sie verschwand. Nach allem was passiert war ließ er sie gehen.
Das ergab keinen Sinn, gar nichts davon. Mia saß gegen das Auto gelehnt auf dem harten Boden, umschlang ihre Knie und wippte nach vorne und nach hinten. Nach einigen Minuten, als der erste Schock und Schmerz überwunden war, versuchte sie, ihre Gedanken zu sammeln und zu verstehen, was gerade passiert war. Natürlich musste es dafür eine logische Erklärung geben. Warum sollte er sich die Mühe machen ihr von Ellet die Nanocyten für die Unsterblichkeit einsetzen zu lassen, wenn er die ganze Zeit vorhatte, sich von ihr zu trennen? Warum wäre er so weit gegangen, sich anzustrengen damit ihre Familie ihn mochte, wenn sie ihm nicht wichtig war? Warum hätte er ihr gesagt, dass er sie liebt? War das alles eine Lüge gewesen? Hatte er die ganze Zeit mit ihr gespielt? Dieser Gedanke war so schmerzvoll, dass Mia ihn wegdrücken musste, um nicht den Verstand zu verlieren.
Oder war das ihre Schuld? Hatte ihre Reaktion auf seine Enthüllung ihn dazu veranlasst, seine Meinung über ihre Beziehung zu ändern? Vielleicht wurde er ihrer langsam überdrüssig, und das hier war der letzte Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Mia hob ihre Faust zum Mund und biss hart zu, um ein Stöhnen
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