Gefährte des Wolfes: William
mit der Bestätigung verbunden, seinen wahren Gefährten gefunden zu haben.
Mit Sienna würde er sich auseinandersetzen, sobald er zu seinem Rudel zurückgekehrt war, doch er gab sich nicht der Illusion hin, dass es einfach oder zivilisiert vonstattengehen würde.
Jetzt, wo er Will in seinen Armen hielt, ergaben die erotischen Träume der letzten Monate endlich Sinn. Er hätte viel aufmerksamer sein müssen. Längst hätte er Sienna los sein können, um sein Leben und seine Seele mit seinem Gefährten zu teilen.
Am Rande seines Bewusstseins nahm er eine Erinnerung wahr und er runzelte die Stirn, als er versuchte, sich stärker darauf zu konzentrieren.
»Oh Mann, was für ein finsterer Blick an diesem schönen Morgen«, neckte Will schläfrig und streckte sich, um die Verpannungen, die ihr heftiger Akt in seinen Muskeln hinterlassen hatte, zu lösen. »Willst du darüber reden?«
Richard rollte sich auf die Seite, beugte sich über Will und stahl sich einen kurzen Kuss. »Nein, nicht wirklich.«
Nun war es an Will, die Stirn zu runzeln. Er wusste nicht, wo er stand, nun, da Richard sein Gedächtnis wieder hatte. »Entschuldige, ich hab mich wohl geirrt. Ich wollte nicht –«
Mit einem weiteren Kuss unterbrach Richard die Entschuldigung. »Es ist in Ordnung. Wenn Raul dir vertraut, vertraue ich dir auch. Die Einzelheiten können noch ein wenig warten. Ich hoffe doch, die Chemie zwischen uns war nicht gespielt«, meinte er lauernd. Er schob sich über Will, drückte ihn mit seinem Gewicht in die Matratze und wartete mit angehaltenem Atem auf eine Antwort.
Will hob seine Hüften und drückte seine offensichtliche Erektion an Richards Bauch. »Ich glaube, du weißt selbst, dass es nicht gespielt war.«
Indem er seine Nase an Wills Hals drückte und seinen Geruch tief einatmete, beruhigte Richard seinen Wolf. Die fröhliche Antwort war weniger aussagekräftig, als er gehofft hatte, doch für den Moment musste es reichen.
***
Der Geruch von frisch aufgebrühtem Kaffee lockte Richard schließlich mit knurrendem Magen aus dem Bett. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal auf der Jagd gewesen war. Will zu schmecken, hatte seinen Wolf vorrübergehend abgelenkt, doch da er den jüngeren Mann nun in Besitz genommen hatte, verlangten andere Bedürfnisse nach Aufmerksamkeit.
Richard setzte sich auf die Bettkante und fuhr Wills Gesichtszüge mit dem Finger nach. Dass sein Gefährte ausgerechnet jetzt auftauchte, war ein schlechter Scherz des Schicksals, doch Richard bereute es nicht. Er hatte sich schon so lange jemanden gewünscht, den er lieben konnte, hatte sich nach der Verbindung gesehnt, die er jahrelang bei seinen Eltern beobachtet hatte. Die Realität übertraf all seine Erwartungen.
Da er jedoch gerade über Reue nachdachte, landete er unweigerlich wieder bei Raul. Er hatte bei seinem Zwilling eine Menge wiedergutzumachen. Nackt schlich er aus dem Zimmer und folgte Rauls Geruch zum Zimmer am anderen Ende des Flurs. Sich Kleidungsstücke ausleihen zu können, war einer der Vorteile, einen Zwilling zu haben.
Er schlüpfte in ein paar saubere Jeans und ein T-Shirt und schlich dann die Treppe hinunter, immer darauf bedacht, Will nicht zu wecken. Richard wollte ein paar Minuten mit Raul allein reden und sein neuer Gefährte war dabei eine zu große Ablenkung.
Richard entdeckte Raul mit einer dampfenden Kaffeetasse in der Hand auf der hinteren Veranda. Er blickte über die Wiesen in Richtung des Sees. Die pure Freude, sich an Raul zu erinnern, ließ ihn die Fliegengittertür aufreißen, nach draußen rennen und seinen Zwilling in eine feste Umarmung ziehen.
»Guten Morgen, großer Bruder«, brummte er und musste aufpassen, seinem Bruder nicht versehentlich ein oder zwei Rippen zu brechen.
Raul konnte nicht anders, als Richards Aufregung zurückzugeben. Das war die Art von Begrüßung, die er sich bereits gestern erhofft hatte, und er erwiderte die Umarmung voller Begeisterung. Sein Wolf versuchte, sich zu befreien, um zu schnuppern, herumzutollen und zu spielen.
Er konnte keine der Ketten mehr wittern, die gestern noch sichtbar gewesen waren. Es war offensichtlich, doch Raul musste es einfach aussprechen: »Du erinnerst dich wieder.«
»Ja, aber ich befürchte, es ist keine schöne Geschichte. Wir müssen uns ernsthaft unterhalten, bevor wir nach Hause gehen«, gab Richard zu und gestattete es sich, sich in Rauls Umarmung zu lehnen.
Raul musterte seinen Bruder angespannt.
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