Gefährte des Wolfes: William
Zeit und Mühe investiert.«
Richard richtete sich auf und begegnete Rauls Blick. »Deswegen muss ich allein zurückgehen.«
»Aber –«, widersprach Raul.
»Nein«, sagte Richard mit Nachdruck. »Du musst in Sicherheit sein für den Fall, dass mir etwas zustößt, und auch Wills Leben werde ich nicht riskieren. Sie wird fühlen, dass wir Gefährten sind. Er ist eine größere Bedrohung für sie, als du es jemals gewesen bist.«
Raul schüttelte den Kopf. »Er wird dich nicht einfach gehen lassen. Ich kenne Will zwar nicht so gut wie seinen Zwillingsbruder Tristan, aber die beiden haben Dickschädel, die stur genug sind, um eine Granitwand zu durchbrechen.«
Richard musste grinsen. »Dann passt er doch zu uns, oder? Ich muss sicher gehen, dass ihm nichts passiert. Ich kann nicht angemessen um ihn werben, bis Sienna nicht verschwunden ist. Ich werde gleich gehen, bevor er aufwacht. Lass mir drei Tage Vorsprung, dann könnt ihr nachkommen.«
Rauls Lippen verzogen sich zu einem schiefen Lächeln. »Das klingt wirklich sehr selbstlos, aber ich glaube, du gehst nur, damit ich seinen Wutanfall ertragen muss. Er ist mit mir gekommen, um Siennas Magie zu brechen. Er wird nicht glücklich darüber sein, zurückgelassen zu werden. Vor allem jetzt nicht, da er Gefühle für dich hat.«
Richard konnte sich nicht gegen die Wärme wehren, die sich bei Rauls Worten in ihm ausbreitete. Sie ließ sein Gesicht vor Liebe und Zufriedenheit glühen. »Das ist genau der Grund, weshalb er hierbleiben muss.«
»In Ordnung, aber wenn er mich umbringt, musst du das meinem Gefährten erklären«, stimmte Raul widerwillig zu.
Richard zog seinen Bruder in eine feste Umarmung und vergrub die Nase an seinem Hals, um den vertrauten Duft tief einzuatmen. »Es gibt noch so viel, über das wir reden müssen, aber wenn ich ihn jetzt sehe, werde ich sicher nicht mehr so entschlossen sein. Ich muss gehen; für das Rudel. Pass für mich auf ihn auf.«
Raul erhob sich und zog Richard mit sich. »Ich verspreche es. Nimm das Auto. Ich kann uns einen Leihwagen schicken lassen. Und Will keine Möglichkeit zur Verfolgung zu geben, könnte von Vorteil sein… oder eher ein Nachteil.«
Er warf einen Blick die Treppe hinauf und erschauderte. Er hatte Will noch nie wütend erlebt, doch er hatte gesehen, wie Tristan um seinen Gefährten gekämpft hatte. Er freute sich nicht darauf, Will gegenüberzutreten.
Kapitel 9
Langsam wachte Will auf und war erstaunt, wie hell es im Zimmer bereits war. Er hatte wirklich sehr lange geschlafen. Gran hatte sich immer darüber lustig gemacht, dass Will alle Frühaufstehergene geerbt hatte. Tristan konnte bis zum Nachmittag schlafen und tat es meistens auch, wenn er die Gelegenheit dazu bekam.
Das Stechen seiner überanstrengten Muskeln erinnerte ihn daran, warum er ungewöhnlich lange liegen geblieben war. Er zog ein Kissen eng an seine Brust und nahm Richards Geruch tief in sich auf. Dass Richard nicht mehr neben ihm lag, ließ eine unbekannte Art von Schmerz in ihm erwachen.
Von der Rückseite des Hauses konnte er das tiefe Murmeln von Stimmen hören und war froh, dass Raul und Richard miteinander sprachen. So sehr er sich auch nach Richards Armen sehnte, wusste er doch, dass die Brüder ein wenig Zeit für sich brauchten.
Einmal aufgewacht, war es für Will unmöglich, im Bett zu bleiben. Als er sich aufsetzte, zuckte er zusammen. Gestern hatte er definitiv Muskeln genutzt, die schon eine ganze Weile nicht mehr zum Einsatz gekommen waren. Er schlüpfte in eine Jogginghose und zog einen der kleinen Teppiche in die Sonnenstrahlen am Fenster.
Seit fast zehn Jahren schon hatte er Yogaelemente in seinen Tagesrhythmus eingebunden, doch die Einfachheit und fließenden Bewegungen des Surya Namaskar , des Sonnengrußes, gehörten noch immer zu seinen Favoriten, um einen neuen Tag zu beginnen.
Er nahm einen tiefen Atemzug, verschränkte die Hände vor seiner Brust und sammelte sich, um der Göttin für einen neuen Tag zu danken. Langsam hob er die Hände über den Kopf und entspannte damit die Muskeln in seinen Schultern. Die Energie floss hinunter in seine Beine und in den Boden wie Wurzeln, die sich in die Erde gruben. Während er ausatmete, beugte er sich langsam nach vorn, bis er die Hände neben seinen Füßen ablegen konnte und somit den Kreis der Energie schloss.
Als seine Gedanken zu Richard abdrifteten und er sich vorstellte, wie er ins Zimmer kam und ihn in dieser Position vorfand, begann
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