Gefährte des Wolfes: William
Er wollte den Moment nicht ruinieren, doch er wusste, dass es wichtig war, vom ersten Augenblick an ehrlich zu sein. »Mein Zuhause ist jetzt in New York. Ich bin der Gefährte des Königs des Onondaga-Rudels. Ich bin hier, um dir zu helfen, aber ich werde nicht bleiben.«
Richard hielt seinem Blick stand. »Also noch mehr, worüber wir reden sollten. Ich glaube, ich bin das erste Mal seit Monaten – oder eher seit Jahren in der Lage, klar zu denken… dank Will.«
Raul konnte die Veränderung riechen. »Du hast ihn in Besitz genommen.«
Richard grinste unverforen, zog aber ein wenig den Kopf ein. »Er gehört mir. Du hast selbst einen Gefährten und verstehst das. Es gibt keinen Zweifel.«
»Doch, vielleicht von seiner Seite«, warnte Raul. »Will ist kein Lykaner. Er fühlt sich zu dir hingezogen, aber er hat nicht die Gewissheit, die du hast.«
»Die wird er haben, sobald er verwandelt wurde.«
Verzweifelt seufzte Raul auf. Wie es aussah, hatte sich sein Bruder nicht verändert, seit er das Rudel verlassen hatte.
»Richard… was, wenn er nicht verwandelt werden will? Will ist ein Hexer und er hat einen Zwillingsbruder, dessen Gefährte ein Mitglied meines Rudels ist. Er ist in London aufgewachsen und hat dort immer noch einen Laden. Ich glaube nicht, dass du einfach davon ausgehen kannst, er würde alles aufgeben und nur wegen des guten Sex hierherziehen. Wir haben noch nie einen Hexer verwandelt. Er könnte seine Kräfte verlieren. Würdest du auf deinen Rang, dein Zuhause, dein Leben als Lykaner verzichten, um mit ihm nach London zu ziehen?«
Richard war vorübergehend davon abgelenkt, dass Will ein Hexer war. Rauls andere Argumente konnte er einfach ignorieren, doch er hatte es jahrelang vermieden, der Gefährte einer Hexe zu werden, und nun hatte er ausgerechnet einen Hexer für sich beansprucht.
»Will ist ein Hexer?«
»Ja! Du dickköpfiger Idiot. Er hat den Zauber gebrochen, unter dem du gestanden hast, und hat irgendwann gestern Nacht oder heute Morgen deine Erinnerungen zurückgebracht. Wie konntest du das nicht merken?«, fragte Raul und gab sein Bestes, seine Wut unter Kontrolle zu halten und nicht laut zu werden.
Heute Morgen hatte er Will noch nicht gesehen und sollte er noch schlafen, war es das Beste, wenn es erst einmal so blieb. Raul wollte das Gespräch mit seinem Bruder gern unter vier Augen beenden.
»Das Einzige, woran ich denken konnte, war, ihn zu besitzen. Sein Geruch… das Gefühl seiner Haut… Ich wollte ihn auf die Matratze drücken und mich an ihm reiben, mich in ihm verlieren. Alles andere war unwichtig.«
»Gut, ich hoffe, das willst du immer noch, weil du etwas getan hast, was nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Du musst ihn jetzt für dich gewinnen oder du wirst ein sehr unglücklicher Wolf werden«, warnte Raul. »Ich weiß nicht, wie wichtig dir meine Meinung noch ist, aber er ist ein würdiger Gefährte. Was willst du wegen Sienna tun? Ich dachte, du hättest sie geheiratet.«
Richard richtete sich auf und setzte sich auf das Geländer, den Blick auf seine Füße gerichtet. »Eigentlich nicht. Sie hat irgendein Ritual vollzogen, aber wir haben keine Heiratsurkunde oder etwas in der Art.«
»Du bist durch ein magisches Ritual an sie gebunden!«, schrie Raul, bevor er sich daran erinnerte, Will nicht wecken zu wollen.
»Es ist nicht legal.«
»Nein, aber ist es dir je in den Sinn gekommen, wie viel Macht du ihr durch ihre Tränke und Rituale gegeben hast? Wie viel Kontrolle sie über deinen Körper, deine Seele und deinen Geist hatte?«, fragte Raul.
Richard zuckte mit den Schultern. »Ich glaube nicht. Was macht das für einen Unterschied? Du solltest das Rudel anführen und unsere Linie weiterführen. Du warst in allem so verflucht gut, dass ich es mir erlauben konnte, es zu versauen. Selbst nachdem du weg warst, haben sie dich ständig zitiert. Raul würde es so machen. Raul würde sich so entscheiden. Wenn Raul zurückkommt, wird er es richten. «
»Wolltest du mich deshalb loswerden?«, platzte Raul heraus, bevor er sich zurückhalten konnte. Er hatte die Deportation , die ihn beinahe umgebracht hätte, noch nicht so früh erwähnen wollen, doch Richards Bemerkung hatte die Gefühle von Verrat und Schmerz in ihm aufgewirbelt. »Ich habe dir hundert Mal gesagt, dass ich den Thron nicht will. Es wäre mir ein Vergnügen gewesen, den Platz zu räumen und dir die Führung zu überlassen.«
Richard erhob sich und begann, auf der Veranda auf und ab
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