Gefährte des Wolfes: William
die andere Hand lag lässig auf Wills Oberschenkel. »Der Diner serviert etwas, das aussieht wie Frühstück, aber Nancy ist es egal, wie wir's nennen.«
***
Will schlich leise die Treppe zu Rauls Wohnung hinauf. Er hatte ihm einen Schlüssel gegeben, damit er hineinkommen konnte, ohne jemanden zu wecken. Will wusste nicht, wie spät es war, doch am Himmel war bereits ein leichtes Glühen zu sehen gewesen, als Jareds Truck die Einfahrt entlanggefahren war.
Beim Gedanken an den musikalischen Cowboy musste er lächeln – die perfekte Mischung aus gutaussehend und humorvoll. Wären da nicht die undefinierbaren und unleugbaren Gefühle für Richard gewesen, hätte er sich sehr gefreut, noch mehr Zeit mit Jared zu verbringen. Jeder Mann, der ihn im Strohhalmspucken schlagen konnte und ihm einen Gute-Nacht-Kuss gab, bei dem es überall kribbelte, war es wert, näher kennengelernt zu werden.
Vor zwei Wochen wäre Will mit ihm nach Hause gegangen, doch selbst in Jareds Armen hatte er an Richard denken müssen.
Ohne das Licht einzuschalten, schlich Will durch das Wohnzimmer zu seinem Schlafzimmer. Er öffnete die Knöpfe seines Hemds und setzte sich auf die Bettkante, um sich die Schuhe auszuziehen. Etwas Warmes bewegte sich hinter ihm, warmes Fell streifte seinen Rücken. Erschrocken sprang er auf und rief nach Raul.
Da lag ein Wolf in seinem Bett.
Kapitel 14
Die Panik in Wills Stimme riss Raul aus dem Tiefschlaf und ließ ihn aus seinem Zimmer stolpern. »Was zur Hölle...?«
»Da liegt ein Wolf in meinem Bett, Raul«, flüsterte Will, als hätte er Angst, der Wolf könnte ihn hören. Halb ausgezogen nahm er ein wenig Abstand vom Bett. Er war nicht völlig in Panik ausgebrochen, da er sich daran gewöhnt hatte, unter Wölfen zu leben, doch sie in seinem Bett vorzufinden, war etwas ganz anderes.
Raul musterte den hellbraunen Wolf, der mit leicht schräg gelegtem Kopf ausgestreckt auf Wills Bett lag und ihn mit dem Blick seiner gelbgrünen Augen gefangen hielt. »Das ist Richard.«
Wie bei den meisten Werwolfzwillingen glichen Richards und Rauls Wölfe einander wie ein Ei dem anderen. Die einzige Ausnahme war eine runde Narbe an Richards linkem Oberschenkel; das Souvenir eines äußerst gefährlichen Jungenstreichs.
»Richard? Warum liegt er in meinem Bett?«, fragte Will Raul.
Raul hob eine Augenbraue und sah Will ungläubig an. »Ist ja nicht so, als wäre es das erste Mal.«
Will schnaubte. »Es ist aber das erste Mal in seiner Wolfsform und seit wir hier angekommen sind, hat er absolut kein Interesse an mir gezeigt.«
Raul konnte den Schmerz, der in Wills Worten mitschwang, deutlich heraushören. Der Wolf erhob sich und streckte sich auf der Matratze, wobei sich seine beachtlichen Muskeln unter dem Fell anspannten. Er sprang vom Bett herunter, schüttelte sich und plusterte dabei sein Fell auf, was ihn noch größer erscheinen ließ. Langsam kam er auf Will zu.
»Raul?« Will bat seinen Freund um Hilfe, während der Wolf immer näher kam.
»Beruhig dich«, wies Raul ihn an. Er konnte die Wellen der Angst riechen, die von dem jungen Hexer ausgingen. Sein eigener Wolf ließ sich von der Unruhe im Raum mitreißen.
Raul hatte augenblicklich den Fremden an Will gerochen, als er das Zimmer betreten hatte. Trotz seiner ruhigen und kontrollierten Bewegungen strahlte Richards Wolf Wut und Eifersucht aus. Die Situaton konnte schnell außer Kontrolle geraten. »Leg dich auf den Rücken.«
»Was?«, stieß Will hervor und starrte Raul an, als hätte der den Verstand verloren.
»Tu es einfach. Du weißt, dass Richard dir nicht wehtun wird.«
»Der Richard, den ich kannte, bevor wir hierher gekommen sind, würde mir nicht wehtun, aber –«
»Will, leg dich hin!«, befahl Raul. Bei dieser scharfen Anweisung richtete sich Richards Aufmerksamkeit auf seinen Bruder. Mit leicht zusammengekniffenen Augen wog er die Gefahr ab, die Raul darstellte.
In einem ruhigeren Ton fuhr Raul fort: »Ich glaube nicht, dass Siennas Magie auch Richards Wolf kontrolliert, weswegen er jetzt hier ist. Er kann einen anderen Mann an dir riechen und das gefällt ihm nicht.«
»Und weiter? Er hat kein Recht…«
Der Wolf warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen Wills Beine und brachte ihn damit aus dem Gleichgewicht, sodass Will auf die Knie sank. Richards Wolf stupste ihn an und rieb sich an seiner Brust wie eine Katze, die um die Knöchel ihres Besitzers schlich.
»Leg dich hin, Will«, sagte Raul erneut aus
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