Gefährte des Wolfes: William
machen lassen.«
Raul sträubte sich gegen die Vorstellung, Richards Gefährten mit einem anderen Mann zu sehen, sagte aber nichts dazu. Er verfluchte seinen Zwilling, ihn erneut in so eine verzwickte Situation gebracht zu haben.
»Ich mach mich dann mal unwiderstehlich«, witzelte Will, warf sich ein frisches Hemd über die Schulter und verschwand im Badezimmer.
»Hoffentlich nicht«, seufzte Raul und ging hinunter ins Büro, um einen Umschlag und ein Faxgerät zu finden.
***
Will hob die Flasche und kippte den letzten Rest des lauwarmen Biers hinunter. Der schwere Bass der Country-Rock-Band pulsierte in seinem Kopf. Arthur war auf der Tanzfläche mit – schon wieder – einem anderen blonden Mädchen. Seine Hoffnung, Arthur weitere Informationen zu entlocken, wurde von dem endlosen Strom an vollbusigen Hohlbirnen in hautengen Hosen zerstört, die sich von Arthur einen Drink ausgeben ließen und an die er sich dann auf der Tanzfläche schmiegen konnte. Ein paar Mädchen hatten auch versucht, bei ihm zu landen, doch nach einigen Abfuhren hatte es die Runde gemacht und er wurde in Ruhe gelassen.
Sein beiläufiger Versuch, sich mit einem gutaussehenden Cowboy abzulenken, war auch nicht erfolgreich gewesen. Die Bar war voll von Männern, die auf diese Beschreibung passten, doch ihr Interesse galt Bier, Frauen und Bier, genau in dieser Reihenfolge.
Raul hatte recht gehabt – das war nicht sein Publikum. Vielleicht sollte er sich betrinken, da er heute Nacht offensichtlich keinen wegstecken würde. So viel zu Arthurs Vorhersage, dass niemand das Riverfront allein verließ. Natürlich konnte er dafür nicht Arthur die Schuld geben. Wenn Will daran interessiert gewesen wäre, mit einem Mädchen nach Hause zu gehen, hätte er sich eine aussuchen können.
Eine große Hand strich über seine Schulter und riss Will aus seinen trostlosen Gedanken. »Ich habe mich schon den ganzen Abend gefragt, warum ein Typ mit deinem Aussehen allein an der Bar sitzt.«
Will drehte sich um und sah sich dem Ebenbild eines Cowboys gegenüber: groß, mindestens ein Meter neunzig, breite Schultern, schlanke Taille, ein hellbrauner Stetson und eine Gürtelschnalle so groß wie ein Teller.
»Hast du mich beobachtet? Ich bin sicher, ich hätte dich bemerkt.« Es war eine flirtende Antwort, aber Will wusste, wann er einen Anmachspruch hörte. Seit er Richard in der Gefängniszelle gesehen hatte, waren seine Gefühle Achterbahn gefahren und etwas einfach so, nur zum Spaß zu tun, hatte einen unglaublichen Reiz.
Der Mann lächelte und zeigte seine strahlend weiße Zähne, seine blauen Augen leuchteten. »Ich war auf der Bühne. Ich tue jetzt mal so, als wäre ich nicht verletzt, dass du mich nicht bemerkt hast. Ich bin Jared, der Klavierspieler.« Jared streckte ihm die Hand entgegen, umschloss Wills und hielt sie fest, während er mit seinen Daumen in langsamen Kreisen seinen Handrücken streichelte.
Will warf einen Blick auf die Bühne. Die Band hatte tatsächlich eine Pause eingelegt und ein DJ hatte die Musik übernommen. Ein warmes Gefühl bildete sich in seinem Bauch – nichts im Vergleich zu dem, was er bei Richard gespürt hatte, doch es würde auch nicht die gleichen Probleme mit sich bringen.
»Ah, das erklärt natürlich einiges. Das Klavier hat dich versteckt. Du solltest dich an der Geige versuchen. Ich bin Will.«
»Schon bevor ich deinen Akzent gehört habe, wusste ich, dass du nicht von hier bist. Was führt dich in unser verschlafenes Städtchen, Will?«
Will musste schnell eine Entscheidung treffen. Eine Nacht, in der er sich entspannen und intrigante Hexen, wunderschöne, besessene Werwolfprinzen und Rudelpolitik vergessen konnte, würde ihn nicht umbringen.
»Würdest du mir glauben, wenn ich sage, dass ich von unglaublich attraktiven Klavierspielern gehört habe, die es hier geben soll?« Es fiel Will leicht, sich auf den kleinen Flirt einzulassen. Zwar hatte er letztes Jahr nicht viele Dates gehabt, aber er war schon immer sehr offen gewesen. Flirten war genauso einfach wie atmen… machte aber erheblich mehr Spaß.
»Nein«, antworte Jared grinsend. »Aber ich lasse es dir durchgehen, weil du süß bist. Kann ich dir ein Bier ausgeben?«
Will hob das kühle Glas, das ihm gerade überreicht worden war, nach oben. »Ich hab schon, trotzdem danke.«
Jared winkte den Barkeeper trotzdem heran und wies ihn an, Wills restliche Drinks auf seine Rechnung zu setzen. »Wenn ich dich mit kühlem Bier
Weitere Kostenlose Bücher