Gefährte des Wolfes: William
bringen. »Er war wie ein Zombie. Es sah aus, als hätte er uns nicht mal wahrgenommen.«
»Konnte er glaub ich auch nicht«, stellte Will fest und beruhigte sich selbst, indem er Tee in einem vertrauten Ritual zubereitete. Sein Kopf mochte verstehen, dass Richards Verhalten durch Sienna kontrolliert wurde, doch sein Herz war verletzt und geschlagen.
»Was auch immer sie heute Nacht benutzt hat, um ihn zu kontrollieren, war nicht ihr übliches Mittel. Wir haben vermutet, dass sie einen Trank gebraut hat, der ihn empfänglicher für Magie macht. Heute konnte er aber keinen zu sich genommen haben. Vermutlich hat sie versucht, ihn mit ihrem üblichen Zauber zurückzurufen, und er hat sich dagegen gewehrt. Sie musste also die Kraft des Zaubers verstärken, um die Kontrolle über ihn wiederzubekommen.«
Rauls Augen leuchteten vor Aufregung, als er sich auf die Armlehne des Sofas setzte. »Wenn er gegen den Zauber ankämpft, können wir gewinnen. Sie kann ihn nicht die ganze Zeit wie einen Zombie durch die Gegend laufen lassen.«
»Nein, aber wenn er wieder bei ihr ist, wird sie ihm als erstes mehr von dem Trank einflößen. Höchstwahrscheinlich wird er morgen der Richard sein, den wir seit unserer Ankunft gesehen haben.« Will starrte ins Leere und versuchte, einen vernünftigen Schluss aus ihren bisherigen Informationen zu ziehen. »Da ist noch mehr als nur dieser Trank. Vor dem Essen war sie schon stundenlang weg, und Richard war immer noch unter ihrer Kontrolle. Irgendetwas hat sich verändert, bevor er zu mir gekommen ist.«
»Sein Wolf ist schon einmal zu dir gekommen und da war sie nicht einmal weg.«
»Ja, aber heute war es nicht nur sein Wolf. Richard kam in seiner menschlichen Form zu mir und ich habe nicht gesehen, dass sein Wolf die Führung übernommen hat, bis ich ihn angefleht…« Will errötete und schwieg. Raul wollte sicher nicht so viele Details über das Liebesleben seines Bruders hören.
»Also ist irgendetwas passiert, während sie weg war. Vielleicht hat der Zauber einfach nachgelassen?«, schlug Raul vor.
Will schüttelte den Kopf. »Zaubersprüche vergehen nicht einfach so. Es könnte mit ihrer körperlichen Nähe zusammenhängen. Vielleicht ist sie aus dem Einflussbereich verschwunden, in dem sie ihn kontrollieren kann. Aber ich glaube, dazu ist sie viel zu vorsichtig, vor allem, da wir jetzt hier sind.«
Raul gähnte, das Adrenalin seiner Mitten-in-der-Nacht-Aufregung baute sich allmählich ab. »Also sind wir genau da, wo wir angefangen haben. Morgen hat sie ihre Kontrolle über Richard wiederhergestellt und wir wissen nicht, welchen Zauber sie verwendet.«
»Nein, wir haben heute Nacht einiges gelernt.« Will stand auf, ging zur Spüle und wusch seine Tasse ab. »Unser Plan, die Aufmerksamkeit von Richards Wolf auf uns zu ziehen, funktioniert. Mit ziemlicher Sicherheit verwendet sie irgendeinen Trank, aber ohne den kann Richard Sienna widerstehen, ihrem Zauber aber nicht vollständig entkommen; und wir haben eine Chance, wenn sie nicht in der Nähe ist. Darüber muss ich nachdenken.« Gedankenverloren schlenderte Will zurück in sein Zimmer.
Raul erhob sich kopfschüttelnd. »Bis morgen früh«, rief er Will noch hinterher.
***
Den Kopf in die Hände gestützt, versuchte Will, die Augen offen zu halten. Zwischen der Liebesnacht mit Richard und Siennas magischen Intrigen hatte er nicht viel Schlaf bekommen. Tristan hatte interessante Informationen über Zwang-Zauber gefunden und sie ihm per E-Mail geschickt. Will war überzeugt, dass sich die Antwort auf den Seiten vor ihm befand. Er musste die Augen nur lang genug offen halten, um sie zu finden.
Als er heute Morgen mit Raul zum Frühstück nach unten gegangen war, hatten sie Richard genauso vorgefunden, wie Will es vorausgesagt hatte – ahnunglos und sicher an Siennas Seite gefesselt. Will hatte Richard allein in der Küche erwischt und versucht, seinen Wolf herauszutreiben, war aber auf ganzer Linie gescheitert. Eindeutig genervt hatte Richard wiederholt, dass das mit Will ein Fehler gewesen war und einige wenig schmeichelhafte Adjektive hinzugefügt, über die Will gar nicht weiter nachdenken wollte.
Das Klingeln seines Handys war eine willkommene Ablenkung. Er zog es aus seiner Tasche, erhob sich vom Tisch und ging hinaus auf den Balkon. »Hallo?«
»Hey«, begrüßte ihn Jared gut gelaunt. »Wie geht es meinem Lieblings-Dreakfast-Kumpel heute Morgen?«
Will lachte. »Es ist fast zwei.«
»Also für einen Säufer
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