Gefährte des Wolfes: William
wie mich ist das früher Morgen.«
»Verstehe...« Will lehnte sich an das Geländer und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Es fühlte sich gut an, eine Unterhaltung zu führen, ohne dabei ständig die Beweggründe des anderen analysieren zu müssen. »Also, was treibst du so bei Tageslicht?«
»Genau genommen rufe ich deswegen an. Ich habe heute Abend frei und wollte fragen, ob du Zeit hast. Ich lad dich auch zum Mittagessen ein«, schlug Jared vor.
Raul betrat mit einem ernsten Ausdruck auf dem Gesicht das Zimmer. Als er Will auf dem Balkon sah, gesellte er sich durch die offenen Türen zu ihm.
Will lachte erneugt. »Zwei, du erinnerst dich?« Er wandte sich an Raul und flüsterte: »Es ist Jared, der Typ aus der Bar.«
»Na schön, dann vielleicht ein nettes Kaffeekränzchen?« schlug Jared weiter vor.
»Das klingt aber... schön«, stichelte Will zurück. Dann zögerte er. »Ich weiß nicht, ob ich hier weg kann…« Will brach ab, als Raul mit der Hand vor seiner Nase herumfuchtelte. »Eine Sekunde«, sagte er und legte anschließend die Hand über den Hörer. »Was?«
»Du solltest gehen«, drängte Raul.
»Hm?«, fragte Will verwirrt.
»Du hast gesehen, wie Richard auf den Geruch eines anderen Mannes reagiert hat. Urinstinkte, denk dran. Und Eifersucht ist einer der stärksten.«
Will hätte seinen Kopf am liebsten gegen die nächste Wand geschlagen. Warum hatte er sich nicht in einen umkomplizierten Mann verliebt? Richard machte es vielleicht mit erotischen Dingen wieder wett, doch er war verheiratet und der nächste Anwärter auf die Rudelführung. Selbst wenn er Sienna loswerden konnte, würde Richard mit Will dieselben Probleme haben – er selbst war kein Werwolf und das Rudel würde ihn nicht verwandeln, weil er ein Hexer war.
Es war auch nicht so, dass offiziell irgendetwas zwischen ihnen lief, von den in der Hitze der Leidenschaft geflüsterten Worten einmal abgesehen. Das Einzige, was Richard außerhalb des Bettes über ihre Beziehung gesagt hatte, war, dass es ein Fehler gewesen war. Das alles verursachte ihm starke Kopfschmerzen.
Schulterzuckend gab Will auf, zu entscheiden, was das Beste war. »Ich würde sehr gerne kommen«, sagte er Jared. »Ich habe aber immer noch kein Auto.«
»Was wäre ich denn für ein Gentleman, wenn ich dich nicht abholen würde?« Jared klang gespielt empört darüber, dass Will so etwas denken könnte.
Will schmunzelte. »Wann bist du hier?«
»Da du mir gerade gesagt hast, dass Mittag schon vorbei ist, müssen wir wohl oder übel Abendessen gehen. Bist du um sechs fertig?«
»Kein Problem.«
»Jeans und Stiefel. Ich steh nicht so auf schick und du siehst gut aus in Jeans…« Jareds Stimme verklang mit einem verführerischen Hauch.
Tristans Stimme erklang in Wills Kopf: Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist… Aber er ignorierte sie gekonnt. Sicher kannte Raul Richard besser als irgendjemand anders.
»Ich seh dich dann um sechs«, bestätigte Will und klappte sein Handy zu.
***
Raul beobachtete Will vom Fenster aus. Er hoffte, dass alles gut laufen würde, wenn Jared Will abholte. Seine Sorgen um Wills Freund hielten ihn auf seinem Posten. Wenn Jared eintraf, wollte Raul da sein, um notfalls eingreifen zu können. Niemand wusste besser, wie gefährlich ein eifersüchtiger Gefährte sein konnte, als er.
Seit Richard Will als seinen Gefährten ausgewählt hatte, machte sich Raul über die Auswirkungen von Richards überstürztem Verhalten Sorgen. Wenn Richard in der Lage gewesen wäre, anständig um Will zu werben, hätte es vielleicht klappen können, stattdessen tat er alles in seiner Macht stehende, um ihn von sich zu stoßen, und nicht einmal das konnte er konsequent durchziehen. Er wusste, dass die heißen und kalten Gemütsschwankungen den jungen Hexer mehr verletzten, als er zugeben wollte. Raul war sich nicht sicher, um wen er sich mehr Sorgen machen musste.
Kurz vor Einbruch der Dämmerung fuhr Jareds Truck in die kreisförmige Einfahrt vor dem Haus. Raul stürzte die Stufen hinunter und durch die Haustür und kam gerade rechtzeitig an, als der schwarze Pick-up anhielt und Richard aus den Schatten trat.
Richard war in Alarmbereitschaft gewesen, seit Will angekündigt hatte, heute Abend auszugehen. Ungeachtet der Zauber, die sie auf ihn gewirkt hatte, wäre Richard Will mit Sicherheit gefolgt und hätte einen Streit begonnen, wenn Sienna nicht in diesem Moment vorgetreten wäre und Richards Arm gepackt hätte; davon war Raul
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