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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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Front, aber er glaubte nicht, dass er sich um sie große Sorgen machen musste. Und Gershir war es gelungen, im Corps des Geflügelten Sturms aufgenommen zu werden, und so war er jetzt hier bei ihm. Also kein Problem. Blieben noch Ventel und Lyannen. An sie hatte er sofort denken müssen.Waren sie etwa in Gefahr?
    Vandriyan versuchte, nicht darüber nachzudenken. Die Rebellen befanden sich ständig in Gefahr, angesichts der Bedeutung ihrer Aufgabe. Dieses Gefühl hatte also nichts zu bedeuten. Er war nur unruhig. Lyannens wegen, wegen des Krieges, ach, überhaupt wegen allem und jedem. Die Nachrichten von der Front waren entmutigend, eine Niederlage folgte auf die andere, jede vernichtender als die vorhergehende. Und der Feind versammelte ein
Heer, das in der Lage sein würde, die Truppen der Ewigen geradewegs hinwegzufegen. Natürlich konnten sie sich in Dardamen verschanzen. Doch sollten sie wirklich all die anderen Menschen da draußen sterben lassen? Dem hätte der König niemals zugestimmt. Ebensowenig Vandriyan.
    Andererseits konnten sie schließlich nicht sämtliche Bewohner des Königreiches in den Mauern von Dardamen aufnehmen. Selbst wenn sie es schafften, sie alle dort unterzubringen, hätten sie sie nicht einmal eine Woche ernähren können, geschweige denn für die Dauer einer langen Belagerung. Also blieb ihnen nichts übrig als auszuharren und zu hoffen. Worauf denn? Vielleicht auf die Rebellen. Möglich. Oder auf die Hilfe der Götter. Während des Krieges gegen den Zauberer Algus hatten sie auf einen falschen Schritt des Feindes gehofft und der hatte sie auf den Feldern von Nuna vernichtet. Sie hatten ihre Lektion gelernt. Es war gut zu hoffen, aber man durfte nicht blind auf Hoffnungen vertrauen. Lieber auf ein starkes Schwert und eine reichliche Portion Mut. Wie Vandriyan es immer getan hatte.
    Der Hauptmann des Geflügelten Sturms, Fardan der Jüngere, kam eilig zu ihm gerannt.
    Vandriyan gab der Kompanie den Befehl anzuhalten. »Hast du mir etwas mitzuteilen, Fardan?«
    »Jawohl, Herr!«, sagte Fardan und verbeugte sich höflich. »Soeben ist ein Bote von der Nordwestfront eingetroffen.«
    Vandriyan sah ihn erstaunt an. »Ein Bote? Und warum habe ich ihn nicht kommen sehen?«
    »Er kam plötzlich aus dem Wald gelaufen und ist dann bewusstlos vor den Füßen unserer Nachhut zusammengebrochen, Herr«, erklärte Fardan. »Es ging ihm ziemlich schlecht. Er hat immer nur gesagt, er müsse nach Dardamen.«
    »Dardamen ist nicht sehr fern«, bemerkte Vandriyan. »Er hatte sein Ziel beinahe erreicht. Ist er sehr schwer verletzt?«
    Fardan zuckte mit den Schultern: »Nicht sehr, aber er war vollkommen
erschöpft. Er ist wie ein Stein zu Boden gesunken. Er starrt von Kopf bis Fuß vor Schmutz, seine Kleider sind zerrissen, aber das muss noch nichts heißen.«
    »Na gut, dann gönnen wir unseren Männern eben eine Pause«, beschloss Vandriyan. »Nicht, dass wir sie jetzt brauchten. Das ist die beste Truppe, die ich je gesehen habe. Wenn wir in diesem Tempo weitermarschieren, werden wir die Grenze in weniger als einer Woche erreicht haben.«
    »Anhalten, Männer, wir rasten hier«, gab Fardan den Befehl aus.
    Schnell und erfahren schlugen sie das Lager auf. Da saß jeder Handgriff und Vandriyan konnte sich in sein Zelt zurückziehen. Es stand außer Frage, dass es keine besseren Kämpfer als die Männer vom Geflügelten Sturm gab.Vandriyan war stolz darauf, dass es seinem Sohn gelungen war, das äußerst strenge Auswahlverfahren zu bestehen, um in ihren Verband einzutreten. Doch gleichzeitig sorgte er sich auch um ihn. Gershir hatte sich noch nie gut unterordnen können, und es stand zu befürchten, dass er in den Reihen dieser pflichtbewussten Männer bald unangenehm auffallen würde.
    »Vater? Der Bote ist aufgewacht und will mit dir reden.«
    Als Vandriyan sich umdrehte, stand sein Sohn vor ihm. Gershir war groß und sehr blond, ein Pony fiel ihm so über seine tiefgrünen Augen, dass er sie beinahe völlig bedeckte, was ihm ein etwas nachlässiges Aussehen verlieh.Vandriyan seufzte. Nach zwei Tagen Dienst wirkte die Uniform seines Sohns schon völlig zerknittert. Die von Hauptmann Fardan sah immer noch tadellos aus und der war jetzt schon sechshundert Jahre bei der Truppe!
    »Einfacher Soldat Gershir, so geht das nicht. So redet man nicht mit einem Vorgesetzten. Zunächst mal: Nimm Haltung an! Und dann wiederhole, was du mir zu sagen hast.«
    Gershir schnaubte laut, bevor er lustlos strammstand. »Herr

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